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Die Nothwendigkeit, zur Herstellung der Communikation zwischen beiden Scheldeufern, einen mehrere hundert Klafter langen Damm quer durch die Überschwem✈ M. f. w. Val. mung der Schelde bei Fontenelle erbauen zu müssen, verzögerte die Eröffnung der Tranchée vor Valenciennes, indem die dazu verwendeten Arme und Fuhren den eigentlichen Vorbereitungsarbeiten entzogen werden mußten. Da das Terrain im Norden und Süden der Festung morastig und durch eine große Menge Wassergråben durchschnitten, dem Belagerer fast unübersteigliche Hindernisse entgegen stellt, so blieb nur die Wahl zweier Angriffsfeiten. Westlich bot die Citadelle zwar eine schmale und wenig flankirte Front, aber mit einem so guten Minensystem, daß ein langwieriger unterirdischer Krieg vorauszusehen war; überdies håtte der Belagerungspark auf einem sehr schlechten, der überschwemmung ausgesetzten Wege dahin gebracht werden müssen. Östlich bildeten vier Bastione (de Poterne, des Capucins, Royal, Cardon) zwar eine sehr ausgedehnte Front mit vier Cavelieren, drei Ravelins, zwei Contregarden, und zwei vorgelegten Hornwerken; sie wurde indeß doch zum Angriffe erwählt, weil das Terrain denselben begünstigt, die fehlerhafte Anlage mehrerer Werke schon aus der Ferne die

189. 196-198. 204. v. Blücher S. 21. Militairische Bemerkungen über die Eroberung von Holland durch die Franzosen in den Jahren 1793 und 1794. S. 17. 18. Öst. Mil. 3eits. S. 48. 49.

Bekleidungsmauer zu beschießen gestattet, so wie wegen der leichten Heranbringung des Belagerungsparkes *).

In der Nacht zum 14ten Juni eröffnete man die erste Parallele, achthundert Schritt vom bedeckten Wege der beiden Hornwerke in einer Långe von zweitausendfiebenhundert Schritten, in welcher am 18ten eilf Batterien mit acht vierundzwanzig-, achtzehn zwölfpfündigen Kanonen, zwölf sechzig- und acht dreißigpfündigen Mortieren das Feuer begonnen. In der zweiten Parallele, etwa dreihundert Schritt vor der ersten, kamen zehn Batterien mit zweiunddreißig vierundzwanzigpfündigen Kanonen, zwölf zehnpfündigen Haubißen, vier sechzig- und acht dreißigpfündigen Mortieren, theils am 23sten, theils am 27sten in Thätigkeit, und dämpften bald das bis dahin äußerst lebhafte Feuer der Belagerten. Am 7ten Juli war die dritte Parallele neunzig Schritt von den Palissaden des großen Hornwerks theils mit voller, theils mit fliegender Sappe geschlossen, und mit sechzehn vierundzwanzig, acht achtzehnpfündigen Kanonen, sechs zehnpfündigen Haubigen, zwölf sechzigpfündigen Steinmortieren und sechs fünfundsiebenzigpfündigen Mortieren, in neun Batterien versehen **); zugleich begann man an

*) Tagebuch der Belagerung der französischen Festung Valenciennes. Vom Frh. v. Unterberger, F. 3. M. der dst. Artill. S. 13. 14.

**) Da einige Batterien der ersten und zweiten Parallele jest maskirt waren, so blieben nur 132 Geschüße in Activitåt.

den Versenkungsrampen dreier Minengallerien zu arbeiten, an deren Ende globes de compression die feindlichen Minen zerstören, und den bedeckten Weg vor dem groBen Hornwerke sprengen sollten. Diese Urbeit war am 23ften neunzig Schritt vorgerückt, die Minen wurden ge= laden, und am 25sten Abends neun Uhr mit bestem Erfolge gesprengt. Zwei Colonnen stürmten unmittelbar darauf das große Hornwerk, eine dritte die Flesche vor dem kleineren, und logirten sich in beiden Werken. Die jest angeknüpften Unterhandlungen führten zu einer Capitulation, kraft welcher die noch siebentausend Mann starke Besahung freien Abzug ohne Waffen unter der Bedingung erhielt, in diesem Kriege nicht gegen die Verbündeten zu dienen.

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Zwei Drittheile der Stadt waren durch das Bombardement zerstört, die Werke der Angriffsfront größtentheils demontirt, und doch hatte man das feindliche Feuer nie ganz zum Schweigen bringen können, da die lange Linie der Werke vom Cardoner Bastion bis zur Schelde der braven französischen Artillerie Gelegenheit gewährte, die Laufgråben fortwährend mit ambulantem Geschütz zu beunruhigen *).

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*) Frh. v. Unterberger Tagebuch S. 19–72. 74-77. Relations des princ. siéges p. 243. 252. Wiener Zeit. Beil. zu No. 51. 53. 56. 58. 60. 63. 64. Bulletins p. 78 -94. 99-102. Moniteur p. 784. 917. S. 51-53.

Öft. Mil. Zeits.

Die viertausend Mann starke Besagung von Condé hatte, durch Hunger gezwungen, schon am 10ten Juli die Waffen gestreckt; der Herzog von Coburg nahm sowohl diese Festung als Valenciennes, nicht, wie bei åhnlicher Gelegenheit im vorigen Feldzuge geschehen, für den König von Frankreich, sondern als wohlerworbenes Eigenthum für den Kaiser in Besiß *).

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Die Belagerer hatten vierundachtzigtausendundachtundachtzig Kanonenschüsse, zwanzigtausendsiebenhundertfünfundneunzig Haubiggranaten, siebenundvierzigtausendsiebenhundertzweiundfunzig Bomben, viertausendsechshundertfünfundzwanzig Stein- und Wachtel Würfe und mit Einschluß des Bedarfs zu den Minen siebentausendzweihundertvierundzwanzig Centner Pulver verbraucht; die Österreicher fünfunddreißig Offiziere, eintausendzweihundertneunundfunfzig Mann, die Engländer und Hanoveraner acht Offiziere, dreihundertfünfundachtzig Mann verloren. Feldzeugmeister Ferraris dirigirte die Belagerung, General-Major v. Unterberger commandirte die Artillerie, Oberst von Froon die Ingenieurs.

*) Wiener Zeit. S. 2262. Beil. zu No. 64. Moniteur p. 881. 897. 947. Öst. Mil. Zeits. S. 49. Gr. Dohna Th. III. S. 43.

Wir wissen bereits, daß in den Conferenzen von Antwer pen über diese Besizergreifung nichts verhandelt worden ist; unmöglich war es aber dem Verfasser zu ermitteln, ob seitdem zwischen den Alliirten eine desfallsige Vereinbarung stattgefunden habe. Es ist dabei nicht unwichtig, folgenden Umstand zu bemerken. In der ersten Hälfte des Monat Mai hatte der General Knobelsdorf die Idee, einen Aufruf an die Einwohner von Lille zu erlassen, worin sie aufgefordert wurden, sich

Während der Blokade und Belagerung von Valenciennes fanden auf allen Punkten des Kriegsschauplahes nur unerhebliche und folgenlose Gefechte statt: durch Recognoscirungen oder Angriffe der Verbündeten veranlaßt, am 30ften Juni, 1sten, 5ten, Sten, 14ten, 17ten, 23sten und 25sten Juli, durch schwache Versuche der Franzosen, die bedrohten Pläße zu entseßen, herbeigeführt, am 1sten, 3ten, 4ten, 5ten, 11ten, 23ften Juli *). Ernstlicher war der Kampf, als man auf den sonderbaren Gedanken kam, den Entsaz beider Festungen durch einen Angriff auf das Corps des General Schröder bei Arlon, wo nicht zu bewirken, doch vorzubereiten. General De Lage war am 2ten Juni mit einer zehntausend Mann starken

dem Joche der Revolutionnairs zu entziehen, mit dem ausdrücklichen Versprechen, daß die Festungen, welche sich ergeben würden, nur als Unterpfånder angesehen und der rechtmäßigen Regierung zurückgegeben werden sollten. Der Prinz von Coburg untersagte die Bekanntmachung dieses Aufrufs, mit der Äußerung:,,indem laut den ministeriellen Eröffnungen, die von mir herausgegebene ähnliche Proclamation unangenehme Sensation verwirkt hat, mithin auch diese, so wie alle der= gleichen Verheißungen, der Absicht der alliirten Mächte und den ausdrücklichsten Befehlen entgegen sein würden, die vor schreiben, daß man sich allein auf die Gewalt der Waffen zu beschränken habe". Gr. Dohna Th. II. S. 58–63. *) Wiener Zeit. Beil. zu No. 56. 58. 60. 63. Berliner Zeit. No. 79. 85. Moniteur p. 837. 873. Öst. Mil. Zeits. S. 49-51. Gr. Dohna Th. I. S. 215. 223. 224. 303v. Blücher S. 22-29.

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