Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Rheinthale abwärts ziehen, um einem denkbaren Ueber: gange bei Kehl zu begegnen. Für seine Truppen war nach einem so thätigen Feldzuge die Ruhe in Winter: quartieren nicht minder wünschenswerth, allein kaum zu hoffen, da die Republikaner, im Besite zweier Brückenköpfe auf dem rechten Ufer des Stromes, fie jeden Augenblick unterbrechen konnten. Erwünscht mußte deshalb der Antrag ihres Obergenerals auf einen Waffenstillstand erscheinen, und der kaiserliche Feldherr, in der gewissen Ueberzeugung, daß der Hof ihn genehmigen werde, hatte schon einige Bataillone zur Verstärkung der Armee in Italien abgehen lassen, als er von Wien Befehl erhielt, diese sogleich zurückzurufen und die Belagerung von Kehl, so wie des Brückenkopfs von Hüningen zu unternehmen *).

Vielleicht hätte schleuniger gewaltsamer Angriff auf beiden Punkten zum Ziele geführt, da die stärkere Befestigung derselben beim Vorrücken der Rheinarmee zwar angeordnet, aber nur wenig vorgeschritten war, so daß jeht das Versäumte mit der größten Anstrengung nachgeholt werden mußte; es ist aber wohl denkbar, daß die Erinnerung an den verfehlten Versuch auf Keht den Erzherzog bestimmte, sich am Schlusse eines glorreichen Feld

*) Wahrscheinlich lag dabei die Absicht zum Grunde, den Feind von Truppensendungen nach Italien abzuhalten, welche aber - nicht erreicht ward, indem in der ersten Hälfte des Januar 1797 dreißigtausend Mann von der Sambre- und Maas -, so wie von der Rhein und Mosel-Armee dahin aufbrachen.

zuges nicht einem solchen Falle auszusehen, sondern den ficheren, wenn auch langsameren Gang der regelmäßigen Belagerung einzuschlagen. Feldzeugmeister Latour erhielt den Befehl über die am 3ten November dazu versammelten 42 Bat., 44 Esc. (34,900 Mann), welche, wegen des bedeutenden Abganges, im Monat Dezember noch durch 13 Bataillone vom Niederrheine verstärkt werden mußten; da die Armee keinen Belagerungspark besaß, sahe man sich genöthiget, mit beträchtlichem Zeitverluste das erforderliche Geschüß nebst Munition aus Mainz, Mannheim und Philippsburg herbeizuziehen *).

1

Es liegt außer dem Plane unsers Werks, den Gang dieser Belagerung in seinen Einzelnheiten zu verfolgen, weshalb nur die Hauptmomente angegeben werden können. Nachdem man vor Kehl vom 10ten November ab eine aus 15 geschlossenen Schanzen mit Courtinen bestehende Contravallationslinie aufgeworfen, wurde in der Nacht zum 22sten, etwa 1275 Schritt östlich des Plates, die Tranchée eröffnet; es scheint nicht, daß die Republikaner hiervon Kenntniß gehabt, als sie gegen Morgen mit 18 Bat., 12 Esc. einen großen Ausfall unternahmen, zu dessen Unterstüßung noch außerdem 9 Bat., 32 Esc. bereit standen. Unter Begünstigung eines dichten

[ocr errors]

Grundsäge der Strategie III. 332. 333. 335. 338. 339, 343. 344. 351, 354. Gouvion St. Cyr Mémoires IV. 40. 58-62. 234-236. D'Ecquevilly Campagnes II. 165, 166. Jomini IX. 88. 89. +234-239.

Rebels erfolgte der Angriff in drei gleich starken Colonnen, von denen die erste, unmittelbar am Rheinufer vorgehend, die beiden Redouten des äußersten linken Flügels eroberte und gegen die etwa 1100 Schritt hinter ihnen gelegenen Schanzen drang; die mittelste Colonne griff gleichzeitig die Contravallationslinie bis Sundheim an, vermochte aber nur sich in den Besitz der zunächst bei diesem Dorfe aufgeworfenen Redoute zu sehen, wogegen †M.s. d. Kehl, es der dritten gelang, die Oesterreicher, aus Sundheim und den nächsten Werken nördlich des Orts zu vertreiben. Glücklicher Weise trafen eben sechs von der Tran1500 Schr. n. 8. chéearbeit abgelöste Bataillone bei Neumühl ein und wurSundh. den nebst vier andern, welche an der Straße nach Willstädt in Reserve standen, nach dem bedrohten Punkte gesendet; fie eroberten Sundheim wieder und nöthigten durch ihr Flankenfeuer auch die mittlere Colonne zum Rückzuge, worauf die erste ihn ebenfalls antrat, ohne daß die zu weit entfernten Unterstüßungstruppen an dem Gefechte Theil genommen håtten. Der Verlust der Be= Lagerer betrug 29 Officiere, 771 Mann Todte und Berwundete, 15 Officiere, 741 Mann Gefangene nebst 8 Geschüßen, welche der Feind mit fortbrachte; dieser hatte, besonders beim Abzuge, ein so verheerendes Feuer zu er dulden, daß er, nach eigenem Geständniß, an 3000 Todte und Blessirte zählte, und die Truppen den größten Widerwillen gegen Unternehmungen dieser Art faßten *).

[ocr errors]

*) Wiener Zeit. S. 3594. Jahrgang 1797 . 194–196. Mo

Ungeachtet des bald eintretenden heftigen Frostes und der im Laufe des Monat Dezember stattfindenden Ueberschwemmung der Tranchéen durch mehrtägigen Plaßregen rückten die Belagerungsarbeiten vorwärts, und ein vorgeschobenes Werk nach dem andern wurde mit stürmender Hand erobert; am 6ten Januar befanden sie sich sämmtlich in der Gewalt der Desterreicher, welche nun so nahe am Rheinufer standen, daß sie der Brücke mit directem Feuer beizukommen vermochten. Sie erlitt bald mehrfache Beschädigungen, und es stand zu fürchten, fie ganz zerstört zu sehen, wo dann die Besaßung, welche, wegen Mangels an geeigneten Räumen' in 'Kehl"": den Bedarf an Lebensmitteln und Munition täglich aus Strasburg erhielt, verloren gewesen wäre. Moreau keß des halb am 9ten Vorschläge zu einer Capitulation thun, und man kam überein, daß die Republikaner den Plat bis zum 10ten Nachmittags vier Uhr räumen sollten ; durch thätigste Benutzung dieser kurzen Zeit gelang es ihnen, ihr Material zu retten *).

niteur p. 269. Grundsäge der Strategie III. 359–361. Gouvion St. Cyr Mémoires ÏV. 72-75. Bedon P.

[merged small][ocr errors]

*) Wiener Zeit. Jahrg. 1797. S. 158-160. 194197. 391. 392. 426. 427. 502, 503, 540, 541. 578–580. 617-619. 655. 656. 696. 697. 734-736. 818 820. Grundsäge der Strategie III. 844-370. Gouvion St. Cyr Mémoires IV. 58 66. 72–120. 242–245. 276-286. Relations des principaux siéges p. 582 536.541557.

Der Brückenkopf von Hüningen lag auf der sogenannten Schusterinsel, durch einen schmalen und seichten Urm des Rheins vom rechten Ufer getrennt,...auf welcher die Franzosen ein Ravelin mit zwei Waffenplähen und bedecktem Wege erbaut hatten; die kaum zweihundert Schritt entfernte Schweizergränze machte rechts die Annåherung fast unmöglich, links wurde sie durch das Feuer der Verschanzungen einer andern mehr rückwärts gelege= nen Insel erschwert. In der zweiten Hälfte des November waren die Oesterreicher mit dem Bau von 13 durch Laufgråben verbundenen Batterien zu Stande gekommen und begannen am 27sten das Feuer, wodurch bald die vom linken Rheinufer nach der Schusterinfel führende Brücke zerstört wurde.

Der Versuch, diesen Umstand zu einem gewaltsamen Angriffe zu benutzen, fand am Abende des 30ften statt, wo drei Colonnen gegen die Front und beide Flanken des Vorwerks rückten, mit der Bestimmung, im Falle

Mémoire militaire sur Kehl p. 66-97. Dedon p. 187-215,

[ocr errors]

Der Verlust der Desterreicher betrug im Ganzen 119 Officiere, 3710 Mann todt und verwundet, 17 Officiere, 949 Mann gefangen oder vermißt; die Republikaner sollen vor dem Feinde ungefähr 4000 Mann, eine bei weitem größere Zahl aber durch Desertion in das Innere verloren haben. Die Belagerer verbrauchten 95,916 Schüsse, 29,887 Würfe und hatten, abgesehen von der Contravallationglinie, 25,880 laufende Klaftern Erdarbeit ausgeführt. ive an

« ZurückWeiter »