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Vergeblich wird die Kanone abgefeuert. Cathelineau, an der Spite der Seinigen, ist in einem Augenblick an derfelben; die Nationalgarden, geschreckt von dieser Kühnheit, werfen die Waffen weg und suchen ihr Heil in der Flucht.

Noch in Jallais wuchs der siegreiche Haufe bis auf vierhundert Mann an. Er brach denselben Nachmittag 14 M. 8. Jall. wieder auf und zog nach Chemillé, das mit zweihundert Nationalgarden und drei kleinen Kanonen beseßt war. Ohne sich mit Abfeuerung der mitgeführten eroberten Kanone aufzuhalten, ließ Cathelineau den Feind, so wie bei Jallais, in vollem Lauf angreifen, und ein gleich günstiger Erfolg krönte feine Kühnheit; Geschüß, Munition, alle Gewehre und der größte Theil der Mannschaft fielen in feine Hände. Um folgenden Morgen führte Stofflet, ein Forsthüter des Grafen Maulevrier, ihm alle waffenfähigen 8 M. f. Chem. Urbeiter aus den Eisenwerken zu Maulevrier, so wie viele Bauern der dortigen Gegend zu, welche sich schon am 11ten März gegen die Conscription erhoben hatten..

Durch diesen und andern Zuwachs bis auf dreitausend Mann verstärkt, marschirte Cathelineau noch denselben 8 M. f.w. Chem. Tag gegen den Distriktsort Chollet, schlug fünfhundert Nationalgarden, die ihm den Zugang verwehren wollten,

und nahm die Cassen nebst vieler Munition und andern wichtigen Vorråthen in Besit. Am 16ten zog der Haufe 4 M. o. Choll. gegen Vihiers, einen andern Distriktsort, der indeß von den Republikanern auf die erste Nachricht von der Annäherung des Feindes von selbst verlassen wurde.. Auf

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diesem Zuge stieß Gigot d'Elbée, vormals Officier, jekt Gutsbesiger in dem Dorfe St. Martin en Beaupreau, mit seinen Bauern, die ihn gezwungen hatten, ihr Anführer zu werden, zu den Insurgenten; gleichzeitig war Artus Marquis de Bonchamps, vormals Capitain im Regiment Aquitaine, auf seinem Schlosse la Baronniere genöthigt worden, die Anführung der Bauern in der Gegend von St. Florent zu übernehmen.

So große Vortheile sich auch von der fortgefeßten Benutzung des ersten, allgemein verbreiteten Schreckens unter den Republikanern hoffen ließen, so sprach sich doch die Begierde der Landleute nach mehrtägiger Abwesenheit, wieder daheim für ihre Geschäfte und die Erhaltung ihrer Familien zu sorgen, zu dringend aus, als daß man sie länger hätte zurückhalten können. Man kam überein, sich wieder zu versammeln, sobald Gefahr drohen, oder ein günstiger Erfolg winken werde, und in einem Augenblicke war das Insurgentenheer wie von dem Erdboden verschwunden; stiller, friedlicher als je erschien das Land, nur bewohnt von zerstreuten Bauern, die man zwischen ihren Hecken und Gråben eifrig beschäftigt sah, das Feld zu bestellen und ihre Heerden zu besorgen *).··

*) Madame la Roche Jaq. I. p. 57-61. Guerres des Vendéens I. p. 69–71. 73–76. 88. 89. Benthre p. 67-70. Bouvier - Demortiers; 2 I. p. 36-39. Beauchamp I. p. 109-111. 117-119. Legtere Quelle ist für diese Ereignisse faft ganz unbrauchbar.

Cathelineau's Insurrection war die glücklichste und merkwürdigste dieser Periode; in dem Detail derselben stellt sich der Geist des Krieges, wie die materiellen Elemente aller künftigen Erfolge und Unglücksfålle, am augenscheinlichsten dar; wenn aber bei den Grundursachen der frühern Revolten ein Jeder den Erfolg des ersten Beispiels abwartete, um sich danach zu bestimmen, so zeigte sich die größere Stärke und tiefe allgemeine Wirkung der jebigen Veranlassung um so auffallender in der rücksichtslosen Wuth, womit sich nun das ganze Land gleichzeitig erhob *). In dem Bocage des Poitou hatte

**Diese blißgleiche allgemeine Entzündung ist der einzige Wahrscheinlichkeitsgrund aller republikanischen Schriftsteller für eine organisirte planmåßige Verschwörung, gleich der des La Rouarie, welche sie der Insurrection zum Grunde legen wollen. Indeß nicht Ein Factum, nicht Ein Detail wissen sie von derselben anzugeben; nicht Ein Zeugniß können sie aus den Aussagen so vieler gefangener Insurgenten und aus den unzähligen Actenstücken und Papieren aufbringen, welche in der Republikaner Hånde gefallen sind. Hierzu kommt noch der ungünstige Augenblick des Aufstandes, als nåmlich die Heere der Nepublik gegen den äußern Feind noch auf allen Punkten siegreich waren; der Mangel aller Vorbereitung für Waffen und Kriegsmunition; die späte Theilnahme der Emigrirten, die noch spåtere Hülfe der Engländer, ja die gänzliche Unwissenheit der Alliirten über die Wichtigkeit des Aufstandes, selbst im Monat Juli noch, wie die Capitulationen von Mainz und Valenciennes beweisen. Wir stellen diese Gründe hier schon sämmtlich gegen einander, um zu entschuldigen, wenn, gegen die einstimmige

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das Landvolk der Gegend um beide Layflüsse, von ihrem Ursprunge bis an die Ebene hinab, Royrand, einen Edelmann'aus St. Fulgent, zum Führer gewählt;/er zerstreute am 15ten März ein Detachement Nationalgar= den aus Fontenay, und nahm hierauf den Flecken Chan tonnay in Besitz *).

Baudry d'Afson, im Triumph aus seinem Versteck geholt, schlug mit den Insurgenten an der obern Sèvre nantaise die Nationalgarden aus la Chataigneraie zurück, und verbreitete die Insurrection auch auf dieser Seite bis gegen die Ebene **). Die ersten Insurrectionsdistrikte der Hauptanführer Cathelineau, d'Elbée, Bonchamps, Royrand und Baudry erstreckten sich beinahe über das ganze Bocage, und wir werden diesen Landstrich künftig die östliche Vendée benennen.

Im westlichen Theile des Vendéevierecks stand die Gemeinde Chauve im Pays de Reß schon am Sten Mårz unter den Waffen. Danguy, ein Edelmann und Besizer des Schlosses de Vue am Forest du prince, führte gleich

Behauptung aller republikanischen Quellen, nie einer planmåßigen Verschwörung in diesem Werk als Ursache des Vendéeaufstandes Erwähnung geschehen wird. Le Bouvier (I. p. 31-36.) widerlegt des Beauchamp Conspirationsträume eben so gründlich, als er sie geschickt lächerlich zu machen weiß. *) Madame la Roche Jaq. I. p. 62. Guerres des Vendéens I. p. 114. 115. Beauchamp I. P. 126. 127. Moniteur 1793, die zweite p. 350. **) Beauchamp I. p. 125.

8 M.f. St.Fulg.

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`darauf die infurgirte Mannschaft der ganzen Gegend ge= 2 M. n. Chau. gen die Stadt Paimboeuf, ward aber zurückgeschlagen, selbst gefangen und zu Nantes guillotinirt. Monsieur de la Catheliniere übernahm das Commando an seiner Stelle *). Die Nationalgarde der Stadt Machecoul ward am 10ten Mårz von den Bauern der umliegenden Gegend aus der Stadt gejagt; Sauchy, ein ehemaliger Steuereinnehmer, errichtete hierauf eine Art Civilcomité in dem Orte, unter welcher ähnliche Comités in den umliegenden Gemeinden das Land regieren sollten. Alles, was in dem Lande àls Republikaner verhaßt war, wurde von diesen Unterbehörden an jenes Ungeheuer geschickt, der die Unglücklichen ohne Unte:suchung und Gnade hinrichten ließ, und so dieser Gegend zuerst den Charakter von Grausamkeit gab, durch welchen sie sich während des ganzen Krieges nachtheilig gegen die übrige Vendée ausgezeichnet hat **).

Ihr erster Militairanführer, ein Edelmann, Namens La Roche St. Andrée, nahm mit viertausend Mann nach

31 M. n.w. Ma- einem hartnäckigen Gefecht das Städtchen Pornic weg.

checoul.

*) Bouvier I. p. 55. 56. 116.

**) Bouvier I. p. 58. 59. P. 60 bis 68 will dieser Autor Charette gegen die Beschuldigung von Grausamkeit rechtferti= gen, welche ihm so häufig gemacht worden ist. Völlig überzeugen können seine Gründe nicht; und wäre auch Charette selbst ganz unschuldig, so bleibt doch gewiß, daß die westlichen Vendéeroyalisten allezeit grausamer gegen den überwundenen Feind gewesen find, als die Bewohner des Bocage.

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