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Höchst wahrscheinlich hatte Charette die Annäherung der Emigrirten viel früher erwartet und deshalb seine Armee in der zweiten Hälfte des September versammelt. Um sie nicht unthåtig stehen zu lassen, beschloß man etwas gegen einen von den Republikanern beseßten Punkt zu unternehmen, und wählte sonderbarerweise dazu St. Cyr, welches 'schwerlich zu behaupten war, da die zahl-2 m. w. Suçon. reichen Truppen in Luçon und les Sables d'Olonne die Unterbrechung ihrer kürzesten Verbindungslinie in keinem

déens V. 397. 401-403. VI. 7-9. 52. 53. 81. 82.
Bouvier II. 411-413. Beauchamp III. 266–270.
274. Correspondance secrète de Charette I. 36- 42.

Französische Schriftsteller haben nicht verfehlt, auch diese Ereignisse als einen Beweis der treulosen Politik des englischen Cabinets darzustellen, welches von dem Erscheinen eines königlichen Prinzen in der Vendée zu günstigen Erfolg für die Sache der Bourbons gefürchtet. Auch dem Einfältigsten kann nicht entgehen, daß, wenn diese Furcht wirklich existirt håtte, es viel vernünftiger war, die ganze mit ungeheurem Aufwande verknüpfte Expedition gar nicht zu unternehmen, was lediglich von dem Willen der britischen Regierung abhing. Hat der englische Befehlshaber dem Grafen Artois verweigert, ihn mit schwacher Begleitung ans Land zu sehen, so geschah dieß höchst wahrscheinlich, um nicht die Verantwortung, ihn dem wahrscheinlichen Verderben preisgegeben zu haben, auf sich zu nehmen; wenigstens ist es gewiß, daß, wenn der Prinz auf diese Weise den Untergang fand, die französischen Autoren hinwiederum darin einen Beweis des Verraths der Engländer gefunden haben würden.

Falle dulden konnten. Die Vendéer, angeblich 9000 Mann 2 M.n.d.S.Cyr. stark, marschirten am 25sten September, von la Boissiere des Landes aus, gegen den Ort; eine Abtheilung rückte

links an den Lay, Charette selbst stellte sich mit einer andern rechts bei le Givre auf, um den Unterstüßungen

M. w. S.Cyr. zu begegnen, die von Luçon oder les Sables d'Olonne kommen konnten, die dritte Colonne griff St. Cyr an. 、 Das Republikanerbataillon, welches hier stand, hatte sich in die feste Kirche geworfen, und vereitelte durch ein verheerendes Feuer die während zwei Stunden mehrfach wiederholten Sturmanfälle der Gegner, deren Verlust 200 Tødte und noch mehr Verwundete betrug; gegen die am Lay stehende Abtheilung rückte von Luçon aus der Generaladjutani Delaage, und nöthigte sie nach leb= haftem Gefecht, welches zumeist durch das Feuer seiner reutenden Artillerie entschieden ward, zum ordnungslosesten Rückzuge. Sobald die Armee den heimatlichen Boden betrat, löste sie sich auf. Sie hatte in Guerin, Befehlshaber im Pays de Reh nach la Catheliniere's Tode, einen ihrer tapfersten Officiere verloren; er leitete den Angriff auf St. Cyr, und sein Fall scheint das Signal zum Rückzuge gewesen zu sein *).

*) Moniteur p. 73. 74. Guerres des Vendéens V. 398400. Bouvier II. 413-418. Beauchamp III. 276 -281. Lesterer Schriftsteller seht voraus, daß das Gefecht von St. Cyr stattgefunden habe, nachdem die Engländer sich schon in den Besiß von Isle Dieu geseht; am 25sten war aber

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Der Convent hatte indeß durch Decret vom 31sten August Hoche zum Oberbefehlshaber der Westarmee ernannt und ihm bestimmt aufgegeben, den Aufstand in der westlichen Vendée noch vor dem Eintritt der übeln Jahreszeit zu unterdrücken; da die von den Pyrenåen kommenden Truppen erst im Laufe des Monat Oktober eintreffen konnten, so mußte die Küstenarmee von Cherbourg 6000 Mann unter General Bonnaud abgeben, welche von Osten her in Charette's Distrikt einzudringen bestimmt wurden. Noch waren die Vorbereitungen zu dem Feldzuge gegen diesen nicht vollendet, als die Nachricht, daß der Feind eine Landung in der Vendée beabfichtige, den Republikanerfeldherrn zu dem Entschluß veranlaßte, durch einen raschen Zug Charette in seinem Hauptquartier zu überfallen, und so vielleicht alle Unterstüßung, welche die Emigrirten von ihm hoffen durften, im Keime zu ersticken. Am Morgen des 27sten September brachen die Generale Hoche, Gratien und Bonnaud, jeder mit 3000 Mann von Machecoul, Challans und Montaigu auf, und vereinigten sich folgenden Tages in Belleville, ohne Widerstand gefunden zu haben, da die 5 M.s.d. Mach.u. Insurgenten, wie wir wissen, bereits auseinander gegan gen waren; Charette, von der drohenden Gefahr benachrichtigt, hatte den Ort einige Stunden zuvor mit den wenigen hundert Mann seiner Leibwache verlassen, und

die Flotte noch nicht einmal in der Höhe der Insel Noir-
montier eingetroffen.

Chal. 34 M. s.

w. Mont.

1 M. n. d. Beu. warf sich in der Gegend von St. Denis la Chevasse auf M. f. S. Den. Bonnauds Arrieregarde, mußte aber in den Foret des Gats entweichen. Die Republikaner kehrten nach den Punkten zurück, von denen sie ausgegangen waren *).

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Zweiter Abschnitt.

Unternehmungen der Armee des Centrums. Gefechte in der west

lichen Vendée. Vergeblicher Versuch Charette's in die östliche

Vendée zu dringen. Stofflet erklårt den Republikanern den Krieg. Schnelle Beendigung desselben. Stofflet gefangen und erschossen. Leste Gefechte Charette's. Er wird gefangen und erschossen.

Die Armee des Centrums unter Sapinaud, welche bisher keinen Antheil an dem Kriege genommen, begann die Feindseligkeiten am 3ten Oktober durch einen Ueberfall auf Mortagne, wo eine schwache Republikaner-Abtheilung lagerte und auseinander gesprengt ward; 'einen gleich 24M. f.8.Mort. darauf unternommenen Angriff auf Chatillon, wies die Besakung ohne Schwierigkeit zurück. Hoche wollte seine Streitkräfte nicht zersplittern und schien diese Feindseligkeiten zu übersehen; sobald aber die Truppen aus den

*) Moniteur l'an III. p. 1402. l'an IV. p. 74. Guerres des Vendéens V. 327. 328. 366-370. 387. 391, 403. Bouvier II. 430. 431. Beauchamp III. 284-287.

Pyrenden eingetroffen waren, ließ er die Division Willot in den Distrikt jener Armee eindringen, um die Entwaffnung der Einwohner zu bewirken. 3u angenehm war ihnen die Ruhe des Friedens geworden, als daß sie ernsthaften Widerstand håtten versuchen mögen, und bald sahe sich Sapinaud genöthigt in das Gebiet der großen Armee zu entweichen, wo spåter seine Unterwerfung erfolgte; der Chevalier Vasselot, ein Emigrant, übernahm zwar das Commando, ward aber mit den wenigen hundert Mann, die er zu versammeln vermochte, leicht ge= schlagen, in les Herbiers gefangen und auf der Stelle erschossen *).

So wie nach und nach die erwarteten Verstärkungen eintrafen, ließ der Feldherr der Republikaner seine Truppen immer tiefer in den insurgirten Landstrich eindringen, so daß Charette sich von Tag zu Tag mehr beschränkt sah **). Es scheint, als habe er seine frühere Taktik auch jezt befolgt und, dem mit Uebermacht anrückenden Gegner ausweichend, sich unvermuthet auf andere schwächer besette Punkte geworfen. Wir finden zweier Gefechte bei Mormaison erwähnt, in welchen kurz hintereinander feind- 2 M. 11. Bell. liche Detachements von einigen hundert Mann gänzlich

*) Guerres des Vendéens VI. 4. 6. 16. 17. 29. 30. 315. 341. Beauchamp III. 325. 358. 359. Bourniseaux II. 374. 375.

**) Moniteur 57. 63.

p. 420.

Guerres des Vendéens VI. 56.

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