Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

verlocken, daß sie ohne Dankgebet vom Tische aufstehen und hinauslaufen, daß das Kind alleine bleibt. Dann ist es mein."

Der Wanderer ging seines Weges fürbaß und beschloß den Teufelsspuk zu verhindern, kam ins Dorf, erfuhr bald das Haus, in dem der Storch eingekehrt war, ging hin, traf die Leute beim Mittagessen, und bat sie um ein wenig Speise und die Erlaubniß ein Weilchen bei ihnen bleiben zu dürfen, er sei krank und sehr müde und erfroren. Die Leute waren mitleidig, gaben hm zu effen und ließen ihn hinter dem Ofen (in der sogenannten Hölle) Plaz nehmen, um sich tüchtig auszuwärmen.

Plöglich entsteht im Pferdestall ein entseßliches Schreien und Wiehern, Poltern und Stampfen. Alles eilt bestürzt hinaus, nur das Wochenkindlein bleibt in seiner Wiege und der Wanderbursche in der Hölle.

Alsbald erscheint der Mann aus dem Walde, ergreift das Kind und legt seinen Wechselbalg in die Betten. Aber der Wanderer springt hervor, ringt mit ihm und entreißt ihm das Kind. Die Eltern kommen herbei, der Unhold entflieht, der Wanderer erzählt nun ausführlich, in welcher Gefahr das Kind gewesen sei und seßt dann, begleitet von den Dankeswünschen der Eltern, seinen Wanderstab weiter.

787) Der Feuerhusar.

Mitgeth. v. Hr. Dr. Haupt.

Zwischen Reibersdorf, Friedersdorf, Giesmannsdorf, Hirschfelde und Seizendorf erscheint, hauptsächlich in der heil. Adventszeit und in der zweiten Hälfte der Fasten, der Husar, eine rothe, weitleuchtende Flamme, die sich in großen Sprüngen bewegt, näher kommt, wenn man pfeift oder ruft, zuweilen mannshoch über dem Boden schwebt und auch quer über die Straßen zu springen pflegt.

Alte Leute wollen bei dem Erscheinen des Husars auch ein lautes Säbelgeraffel gehört haben und erzählen, es sei

der Geist eines in einer gewissen Grube, die sein eigentlicher Aufenthalt ist, im 30jährigen Kriege als Deserteur erschoffenen Soldaten.

788) Die Wassermannsfrau und die Wehmutter.
6. D. 2au. Mag. 1842. 2nh. C. 42.

Es ging einmal in der Gegend des nach Baußen gehörigen Dorfes Döbschüß eine Wehmutter am See vorüber. Da begegnete ihr eine große Kröte. Die Kröte saß traurig am Ufer und sah die Wehmutter mit betrübten Augen an und bat fie, fie möchte doch mit ihr gehen, ihre Herrin sei in Kindesnöthen und wolle gebären, sie würde sie gewiß reichlich belohnen. Die Wehmutter bedachte sich ein Weilchen, dann sagte sie: „ja! ich will mit Dir gehen, führe mich nur!“ Da sprang die Kröte sofort ins Wasser, das Wasser theilte sich und zeigte eine breite Treppe. Auf der Treppe aber stand ein junges Mädchen, das sagte ganz freundlich zu der Wehmutter:,,steige nur getrost hinab, es wird Dir kein Leid widerfahren!" Denn die Frau fürchtete sich. Doch sie stieg hinab ins Wasser, dasselbe schloß sich wieder über ihr und nun gelangte sie an der Hand ihrer Führerin in einen wunderschönen Palast von lauter durchsichtigen und glänzenden Krystallen und es war Alles sehr schön und prachtvoll eingerichtet und auf einem seidenen Ruhebette lag eine wunderschöne Frau in Kindesnöthen. Als Alles vorüber war und ein munteres Knäblein zur Welt gefördert worden war, da erzählte die Wöchnerin der Wehmutter, sie habe einst im See gebadet, da habe sie der Nir geraubt; anfänglich habe sie sich vor ihm gefürchtet, aber hernach sei sie seine liebe Frau geworden. Einmal kam auch der Nix ins Wohnzimmer, liebkosete die Frau und das Kind und belohnte die Wehmutter sehr reichlich und außerdem ward sie da unten fürstlich bewirthet. Als alle Gefahr vorüber war, führte das junge Mädchen die Wehmutter wieder auf die Oberwelt und das Wasser schloß sich Gräße, Sächs. Sagen. II.

13

wieder hinter ihr. Von ihrem reichlichen Lohne aber hat sie lange gelebt.

789) Der ewige Durst.

Mündlich. Mitgeth. v. Ed. Kauffer.

Verfolgt man in Wilthen, 2 Stunden füdlich von Bauzen, den Fußweg, welcher hinter der Kirche über den Berg nach Baußen führt, so gewahrt man linker Hand unterhalb des Waldes einige Wiesen mit einer Quelle. Dort zeigt sich zuweilen in den Mittagsstunden eine weißgekleidete Frau, welche bis an die Quelle wallt und sich bückt, um mit der Hand Wasser zu schöpfen. Aber wie sie sich auch müht, sie kann das Wasser doch nicht erreichen und tief seufzend entfernt sie sich wieder und verschwindet. Diese Erscheinung heißt: Der ewige Durst." Alte Leute erzählen: Es habe einst eine junge Frau in Wilthen während ihrer Niederkunft unsäglichen Durst gelitten und die Wehefrau gebeten, ihr zur Kühlung nur einige Tropfen Wasser zu reichen. Aber die Kindfrau verweigerte ihr die Labung, und .so verschied fie unter den Qualen eines verzehrenden Durstes. Seit dieser Zeit geht sie alle Mittage an jene Quelle, will Waffer trinken denn sie durftet noch immer und kann doch das Wasser nicht erreichen, ein weiblicher Tantalus mit hoffnungsloser Qual Etwas anders erzählt mir schriftlich Hr. Dr. Haupt diese Sage.

[ocr errors]

Zwischen Frgersdorf und Wilthen liegt hart an der Straße ein quellender mit einem grünen Pflanzenteppiche bedeckter Sumpf, der immer frisches Wasser hat und niemals zufriert. Dorthin ist früher immer eine weiße wilde Frau" allabendlich trinken gegangen. Sie kam vom Pichow-(?) Berge herab und ging dann wieder auf dem Quersteige, der von der Wilthener Seite bis auf die Spiße des Berges führt, zurück, um daselbst auf einem Raine, der wie ein gemachtes Bette gestaltet ist, zu übernachten. Oft hat man diese wilde Frau rufen hören: „Ewiger Durst." Einst nöthigte sie eine ihr

begegnende Magd, sie zu kämmen und zu laufen und belohnte sie dann mit einer Schürze voll trocknen Laubes, das die Magd leider weg warf, denn zu Hause angekommen hatte sich ein am Schürzenband hängen gebliebenes Blatt in pures Gold verwandelt.

790) Das Mittagsgespenst.

Schmaler, Bd. II. S. 268. Köhler, der Czorneboh S. 48. Laus. Monatsschr. 1797. S. 744.

Das Mittagsgespenst (Pschipolnitza) ist ein weibliches, großgewachsenes weißgekleidetes Wesen, welches zur Mittagszeit von 12 bis 2 Uhr auf den Feldern zu erscheinen pflegt. Es schweift mit der Sichel bewaffnet über die Felder und steht unerwartet vor denjenigen, welche es versäumt hatten, Mittags die Feldarbeit zu unterlassen und nach Hause zu gehen. Die Ueberraschten mußten ein scharfes Examen über den Anbau des Flachses und das Leinwandweben bestehen und die ganze Procedur dieses Kulturzweiges ununterbrochen und in einer solchen Ausführlichkeit vortragen, daß damit die Zeit bis zwei Uhr ausgefüllt wurde. Hatte diese Stunde geschlagen, so war es mit der Macht desselben aus und es ging von dannen. Wußten aber die Geängstigten auf ihre Fragen nicht zu antworten und das Gespräch bis zu dieser Stunde nicht im Gange zu erhalten, so schnitt sie ihnen den Kopf ab oder erwürgte sie oder verursachte ihnen wenigstens eine mit Kopfschmerzen verbundene Krankheit. Bei trübem Himmel oder zur Zeit eines herannahenden Gewitters war man vor ihr sicher. Noch jest spricht man im Scherz zu demjenigen, welcher während der Mittagszeit ohne Noth auf dem Felde arbeitet: „fürchtest Du nicht, daß die Mittagsfrau auf Dich kommen wird?" und die sprichwörtliche Redensart: „sie fragt wie die Mittagsfrau", ist im alltäglichen Gebrauch.

Dieses Gespenst pflegt besonders in der Gegend von Diehsa am Fuße des dortigen Berges den Arbeitern auf dem Felde zu erscheinen und ihnen, wenn sie nicht reinen Herzens

find, eine Masse von Fragen vorzulegen; können sie dieselben beantworten, so ist es gut, wo nicht, so thut ihnen dasselbe ein Leid an. Einst lag um die Mittagszeit ein junges Bauermädchen hier im Grase und schlief, ihr Bräutigam saß bei ihr, allein sein Herz war anderwärts und sann, wie er sich ihrer entledigen könne. Da kam das Mittagsgespenst einhergeschritten und fing an dem Burschen Fragen vorzulegen, und soviel er auch antwortete, immer warf es neue Fragen auf, und als die Glocke Eins schlug, da stand sein Herz still, das Gespenst hatte ihn zu Tode gefragt. Als aber das Mädchen die Augen aufschlug, da lag ihr Bräutigam blaß und todt neben ihr, sie weinte und klagte manchen Tag, bis man sie neben dem Jüngling, der ihre Liebe nicht verdiente, zur ewigen Ruhe einsenkte.

791) Die Wunderblume auf dem Löbauer Berge.

Gräve S. 41. sq.

Auf demjenigen Theile des bekannten Löbauer Berges, der wegen der darauf wachsenden Kräuter der Kräutergarten genannt wird, erblüht in der Nacht des Tages Johannis Enthauptung mit dem Glockenschlage 11 Uhr eine Blume, welche kein Naturforscher je gesehen oder bestimmt zu haben sich rühmen kann. Ihre Farbe ist purpur mit goldener Einfassung, grün mit Silberrändchen ihre Lotusähnlichen Blätter, veilchenblau ihr Stengel und glänzend himmelblau der Stempel. Sie hat, wiewohl großartiger, der Lilie Gestalt, und weit und breit duften - wenn sie ihren Kelch erschließt ihre Wohlgerüche, denen die lieblichsten Blumendüfte weder in der alten noch neuen Welt gleichen. Keines Sterblichen Auge hat je ihre Wurzel erblickt. Im Jahre 1590, als der Löbauer Rathsförster Kajetan Schreier auf gedachtem Berge einen Rehbock blattete, empfanden seine Geruchswerkzeuge jenes wunderliebliche Duften, dessen Ursache er sich nicht zu erklären vermochte, und da der Duft, den der Wind ihm zuwehte, immer stärker wurde, ging er, den Rehbock vergeffend, einige Schritte

[ocr errors]
« ZurückWeiter »