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da dort bereits eine steinerne Brücke über den Fluß beftand. Von diesen örtlichen Vortheilen begünstigt, sollte hier der Angriff beginnen, bis zum Augenblick der Vollstreckung aber sorgfältig Alles vermieden werden, was die Aufmerksamkeit der Östreicher auf diesen Punkt hätte lenken können. Den Beobachtungs - Kordon zwischen 3evio und Legnago ließ Massena sichtlich verstärken, um die Blicke der Gegner dahin zu ziehen, und seine wahre Absicht beim Castell vecchio so lang wie möglich zu verbergen.

Das zur Vertheidigung dieses Theiles der Etsch, · und des lessinischen Gebirgs bestimmte Korps des FML. Vukassevich war in enge Kontonirungen am lin= ken Ufer des Flusses, in den Ortschaften Avesa, Quin zano, Arbizano, Gargagnago, San Pietro in Carian, San Ambrogio und Volargne vertheilt. Der linke Flügel stüßte sich an den beseßten Stadttheil Ve= ronetta, und lief von da am linken Ufer aufwärts bis Offenigo, wo der rechte Flügel endete. Alle auf dieser Strecke an der Etsch liegenden Ortschaften waren, so wie der Fluß auf dieser ganzen Ausdehnung, durch Beobachtungsposten gesichert.

Bei dem Thore San Giorgio (von Veronetta) macht die Ersch einen eingehenden Bogen, der am linEen Ufer mit seiner Sehne eine mit Bäumen und Gräben durchschnittene Ebene von 600 Klafter Länge und 300 Klafter Breite umschließt, welche den Namen Campagnola führt. Sie ist von dem am jenseitigen Ufer liegenden Castell vecchio, und dem Bastion Bes ronas San Zeno, vollkommen bestrichen, unter deren Schuge ein Übergang vom rechten auf das linke Ufer nicht verwehrt werden kann. Der östreichische Feldherr,

bekannt mit den Vortheilen, die dem Gegner aus dies fen örtlichen Begünstigungen sich darbothen, war schon bei Zeiten bedacht, der hier drohenden Gefahr zu bege gnen. Zu diesem Ende wurden in der Entfernung von 500 Klaftern vom Castell vecchio Verschanzungen ans gelegt, die aus einer geschlossenen Redoute dicht am Ufer, und aus drei Fleschen bestanden, welche von der gedachten Redoute in der Richtung gegen die Häuser der Vorstadt San Giorgio bis an den Wall von Ve= ronetta reichten, in einem halben Mönde die Ebene von Campagnola umschlossen, und eine Front- und Seitenvertheidigung bewirkten. Eine Kompagnie des zweis ten Banal, und ein Bataillon des Auffenbergischen Regiments hielten die Vorstadt San Giorgio, und zwei Kompagnien dieses Regiments die Verschanzungen befeßt. Die andern Bataillons des Regiments, mit einer Eskadron E. H. Ferdinand Husaren, waren in Avesa und Quinzano zur Unterstüßung aufgestellt, und konnten in einer Viertelstunde nach dem ersten Allarmschuffe, also früher herbei geeilt seyn, als der Feind im Stande war, seine Kolonnen dießseits zu entwickeln, und mit Nachdruck einen Angriff auf die Verschanzun. gen zu unternehmen. Veronetta, von einem gegen Überfall sichernden Walle umgeben, war mit vier Bataillons Koburg und vier Bataillons Hohenlohe, Pas rong mit einer Kompagnie Banalisten beseßt. Diese beiden Punkte konnten durch die rückwärts en Echellon aufgestellten Truppenabtheilungen nach Umständen sogleich verstärkt werden. In dieser Verfassung erwartete der östreichische Feldherr in seinem Hauptquartier San Steffano, seit dem 14. Oktober des Feindes Angriff. Aber ruhig vergingen die nächstfolgenden Tage.

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Endlich mit der Morgendämmerung des 18. Okt, verkündete ein heftiges Kanonenfeuer bei Verona und Legnago, bald auch von kleinem Gewehrfeuer, welches sich längs der ganzen Linie zwischen diesen zwei Punkten ausdehnte, begleitet, — die Eröffnung der Feindfeligkeiten. Das Centrum der östreichischen Armee hielt sich im Lager von San Gregorio zum Aufbruch bereit, um dem über die Etsch gegangenen Feinde entgegen zu ziehen, und ihn mit Nachdruck zurück zu weisen. Der Erzherzog Karl wartete, um dasselbe in Bewegung zu segen, nur noch die Meldungen der Vorposten - Kommandanten ab. Die Erste derselben langte um a cht Uhr Morgens an, und enthielt: „daß der Feind bei „Becca civetta eine Brücke geschlagen, mit nam☛ hafter Stärke die Etsch passirt habe, und auf dem dießseitigen Ufer im Vorrücken begriffen sey." - Mehr Bestimmtheit lag in der Meldung, die von Veronetta kam. In dieser hieß es: „Der Feind habe mit Tages= „anbruch beim Castell vecchio den Übergang über „die Brücke bewirkt, die Höhen von San Leena r„do genommen, und mit seiner Übermacht den FML. „Vukassevich zum Rückzug gegen den Monte tondo gezwungen. Indessen würde jedoch Beronetta standhaft behauptet." Diese Meldungen ließen den östreichischen Feldherrn über die eigentliche Absicht des Feindes in einer Ungewißheit, die jeden ernstlichen Entschluß so lange hemmte, bis nicht nähere Nachrichten den weitern Fortgang des Feindes und dessen Zwecke enthüllt hätten.

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Schon um zehn Uhr Vormittags hatte das Feuer in der Richtung von Becca civetta aufgehört. Uber um zwei Uhr Nachmittags lief von daher

die Nachricht ein: „daß der Feind in zwei Kolonnen vor„dringe, deren eine ihren Marsch gegen Albaredo, „die andere gegen Minerbe nehme.” Ähnliche Versuche zu einem Übergang machte derselbe auch bei Le= gnago, der jedoch durch die östreichischen Vortruppen verwehrt wurde. So lange der Feind bei Becca civetta nicht über die Etsch zurück geschlagen war, konnte man, ohne Gefahr für die eigene Verbindung, nicht mit Nachdruck gegen Verona wirken. Daher beschloß der Erzherzog, den beiden vordringenden feindlichen Kolonnen gegen Albaredo und Minerbe mit dem Centrum der Armee entgegen zu gehen. Gegen fünf Uhr Abends setzte sich dieses in drei Kolonnen in Be wegung:

Die erste Kolonne unter dem General, Nord, mann bestand aus 6 Bataillons, 8 Eskadrons, 3600 Mann stark. Sie nahm den Weg von Arcole gegen Pon= te Zerpan längs der Foffa Serego auf Albaredo.

Die zweite unter dem FML. Urgenteau, aus 17 Grenadier-Bataillons, 8 Eskadrons bestehend, 8,500 Mann stark, nahm ihre Richtung von San Gregorio über Desmonte und Canevera.

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Die dritte unter dem FML. Fürst Reuß, 16 Bataillons und 8 Eskadrons, oder 8800 Mann stark, zog von San Gregorio gegen Cucca.

In der Nacht bezogen diese Truppen zwischen Albaredo und Ca del Sette ein Lager in zwei Trefs fen. Die Grenadier - Bataillons Wenzel Kolloredo und Karl Schröder wurden zur Sicherung des linken Flügels gegen Michelorie vorgeschoben. Kavallerie - Abthei lungen hielten diesen Ort und Miega beseßt, welche starke Patrullen in der Nacht gegen Bo na vigo und

Minerbe vorschickten, ohne auf einen Feind zu stoßen.

Der Erzherzog Karl erhielt noch in der Nacht die beruhigende Meldung, daß alle feindlichen Versuche auf Veronetta vereitelt worden. Dieß bewog ihn um so mehr, am Morgen des 19. Oktober die begonnene Bewegung gegen Minerbe und Bonavigo fortzusehen. Der FML. Davidovich erhielt den Ber fehl, von Bevilaqua mit 82 Bataillons und 14 Eska: drons gegen Minerbe vorzugehen, und den beschlossenen Angriff zu unterstüßen. General Nordmann drang mit seiner Kolonne gegen B on a vigo, die Abtheilungen der FMLts. Fürst Reuß und Argentea u über Michelorie gegen Minerbe und Capitello di Pis lastro. Aber noch hatten diese Kolonnen ihre Bes stimmungspunkte nicht erreicht, als sie zum Rückmarsch in das Lager von San Gregorio beordert wurden. Die übereinstimmenden Nachrichten aller vorgeschickten Patrullen: daß der Feind in der Nacht das dießseitige Ufer auf die erste Bewegung der östreichischen Armee geräumt, und die Brücke bei Becca civetta abgetragen habe, veranlaßten diesen Befehl. — Der französische General Verdier hatte diesen Scheinangriff geleitet.

Die wahre Absicht des Feindes, dem es gelungen war, durch einen falschen Angriff die östreichische Hauptmacht festzuhalten, lag nun am Tage. Er förderte seinen Zweck durch ein heftiges Feuer aus dem Castell vecchio, unter deffen Schuße er am 18. Morgens die Quermauer sprengte, welche in der Mitte der steinernen Kastell-Brücke aufgeführt war, und das die in der Ebene von Campagnola aufgestellten Vortruppen zurückwies. Seit der Theis lung von Verona war diese Passage stets gesperrt gewesen,

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