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mußte; er ließ also den Feind in die mehr offene Ges gend von Mutten herauskommen, kehrte sich auch dars an nicht, daß feindliche Tirailleurs sich auf den Bergen finks und rechts von ihm jogen, um ihn einzuschlies ßen. Er erwartete den Feind mit Standhaftigkeit bis auf die Nähe eines Flintenschusses. Nun gab er das Zeichen zum Ungriff, welchen die Ruffen mit solcher Entschlossenheit ausführten, daß der Feind augenblick= lich geworfen, und in dem Defilee so in die Enge geb trieben wurde, daß er sich nicht mehr stellen konnte, und sein Heil in der Flucht suchen mußte. Die Frans zosen büßten ihre 5 Kanonen ein, ließen über 1000 Mann auf dem Plaß liegen, und verloren 1,027 Ges fangene, unter welchen der Generaladjutant Lacour, und General Legourier war, welcher lettere aber so wie viele andere von den Kosaken niedergestoßen wurs de.

Rosenberg schickte nach dem Gefecht ein Regiment nach dem Bregelberg ab, um den Weg zu beobachten, der von Einsiedeln in jenen nach Glarus führt; bald folgte er aber selbst nach, und vereinigte sich mit Sus warow bei Glarus, wo er den 4. Oktober ankam.

Bisher hatten die Russen auf diesem Zuge ihre Gegner überall geschlagen, und waren in der besten Stimmung. Oberst Weyrother glaubte diese benüßen zu müssen, und schlug dem Feldmarschall vor, nur noch eines zu versuchen, nämlich das auf halbem Weg zwis schen Glarus- und Wesen bei Mollis und Nafels aufgestellte Korps des Generals Molitor anzugreifen, und wenigstens bis Wesen zurückzuschlagen. Würde man dieses thun, wozu alle Wahrscheinlichkeit vorhanden sey, da die Russen den Franzosen nicht nur an Zahl, sondern, Militär. Zeitschr. 11. Heft.

durch den Sieg bei Mutten, auch an Muth überlegen waren, so würde man seine Vortheile löngs der Thur weiter benutzen können, und wollte man auch dieses nicht, so würde man doch sehr leicht den Weg nach Wallenstadt éffnen können, und von dort auf dem bes sten und kürzesten Wege ins Rheinthal nach Feldkir chen kommen, allda nicht nur überfluß an Magaz zinen aller Art finden, sondern auch sich mit dem Korps des General Petrasch, der dort nach dem Tode des Generals Hoge kommandirte, selbst mit jenem des General Korsakow vereinigen können; nichts würde dann den Feldmarschall aufhalten, mit vereinter Kraft Messena auf den Leib zu gehen, und ihm tie bei Zürch ge= wonnenen Vortheile wieder aus den Händen zu ́reissen.

Man muß dem Feldmarschall die Gerechtigkeit wiederfahren laffen, daß er sich sehr geneigt finden ließ, diesen leßten Schritt zu versuchen, der bei anscheinend glücklichem Erfolg die Ruffen aus aller Verlegenheit gezogen, und Suwaraws Ruhm um ein großes erhöht haben würde; allein ein panischer Schrecken schien sich der übrigen russischen Generale, von Korsakows Niederlage betroffen, bemächtigt zu haben; sie erklärten sich laut gegen dieses Unternehmen, und Suwarow verlor mit einem Male jene Standhaftigkeit, die der Haupts zug seines Karakters war, und ihn schon mehrmal aus der mißlichsten Lage gezogen hatte.-Vorstellungen, Bit ten, alles wurde versucht, um die russischen Generale zu bewegen. Umsonst stellte man ihnen vor, daß wenn sie auf ihren Rückzug über die beschwerlichsten Gebirge nach Graubündten bestünden, sie nicht nur alle ihre Kanonen, Munition und Bagage verlieren, daß ihe nen dabei mehr Leute und Pferde zu Grund gehen

würden, als wenn sie das blutigste Gefecht lieferten; endlich daß der Ruhm, den sie sich bisher erworben hatten, durch einen Rückzug ohne Noth auf einmal verloren seyn würde. Uber alle Mühe war fruchtlos! Der Marsch nach Illanz ins Graubündtner Land wurde einhellig beschlossen, und am 4. Oktober früh bei stars kem Nebel angetreten. Die Kolonne zog das Thal hins auf durch Schwand nach Elm. Der Fürst Bagration kommandirte den Nachzug. Sobald die Franzosen dies sen Rückmarsch der Russen merkten, seßte ihnen Ges neral Molitor gleich mit der größten Lebhaftigkei nach. Fürst Bagration, statt sich auf einem vortheilhaften Posten, daran es in einem so hohen Gebirg nie fehlt, aufzustellen, den nachrückenden Feind in Respekt zu halten, und dadurch der Armee Zeit zu verschaffen, eis nen Vorsprung zu gewinnen, eilte derselben nach, wodurch er nicht nur viele Leute verlor, sondern auch den Feind mit sich nach Elm brachte, wo die Armee ihr Lager genommen hatte, und darin die ganze Nacht durch einzelne Abtheilungen der Franzosen beunruhiget wurde.

Dieser Umstand brachte noch mehr Muthlosigkeit in die Armee, die sich nun auch den Offiziers und ges meinen Leuten mittheilte. Ungeachtet Molitor die Russen nicht weiter verfolgen ließ, so zogen diese in aufgelösten Schaaren über den mit zwei Schuhe hohen Schnee bedeckten Rindskopf. Kein General sorgte mehr für seine Truppe, jeder nur für sich; mehrere hundert Soldaten stürzten in die Abgründe, und endeten dort ihr mühseliges Leben. Die mitgenommenen 25 Gebirgse kanonen wurden im Stich gelassen, nebst aller Munis tion, weil die Maulthiere nicht mehr fört konnten, ih

re Eisen verloren hatten, fielen oder vor Elend umkamen; eben so ging es den Kosakenpferden.

Ein Theil der Armee übernachtete auf dem Rindse kopf, wo die Leute weder Holz noch Gras fanden, um Feuer zu machen, der andere plünderte und verbrannte die Dörfer und einzelnen Höfe im Rheinthal.

Ohne vom Feind verfolgt zu werden, kamen die Ruffen am 7. Okt. in Jllanz an; den folgenden Tag seg, ten sie ihren unordentlichen Zug weiter nach Chur fort, wo sie unter dem Schuß der dort aufgestellten Östrei der sich sammelten, und einige Tage ausraßteten; siè zogen dann, wie es bekannt ist, weiter nach Feldkire chen, Lindau, und endlich nach Schwaben *).

St*********.

*) Dieser von einem kais. östr. Generalen so interessant dargestellte Feldzug ist zwar hiemit geschlossen; allein da die Kriegsbegebenheiten, welche in demselben began. nen,eigentlich erst im folgenden Jahre mit der Schlacht von Marengo ihr Ende erreichten, so wird in einem unserer nächsten Hefte die zweite Hälfte dieses Felde zugs, d. i. die, welche in das Jahr 1800 hinüber fällt, folgen.

Anmerk. der Redaktion.

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II.

Grund zu ge

der

in den f. f. Exerzierreglements enthaltenen Vorschriften.

Zapferkeit ist die erste, die unentbehrlichste Eigenschaft

eines Soldaten. Sie muß in seinem Gefühle liegen, weil er im Handgemenge, sich selbst überlassen, die Freiheit hat, seine eigenen Handlungen zu bestimmen.

Bearbeitet das Gemüth eurer Soldaten, so wers den sie tapfer seyn; unterrichtet sie in dem Gebrauche ihrer Waffen, als des Mittels ihren Muth zu bewäh ren; übet sie im Gehorsame, der zur Gewohnheit werden muß, um anerschütterlich zu seyn, so sind sie gebildet.

Nicht so verbált es sich mit dem Vorgeseßten, wel'cher außer den Eigenschaften, die er pom Untergebenen zu fordern hat, noch die Kunst verstehen muß, ihn ju leiten; er soll ihn in Stand sehen, seine Tapferkeit/ mit Nußen anwenden zu können.

Eine Armee gleicht einer Kette, von welcher jes des einzelne Glied im gleichen Sinne wirken muß, wenn sie mit Kraft wirken soll.

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