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enn Völker die tapfern Thaten ihrer Angehörigen in Jahrbüchern und Geschichten aufbewahren; wenn se dadurch dem Verdienst ein ehrendes Denkmal errichten, den kommenden Geschlechtern ein Beispiel zur edlen Nacheiferung bieten; so ist dieses nicht nur zu billigen, sondern höchlich zu beloben. Über fordern kann man mit Recht, daß die Erzählung wahr sey, daß nicht umstände zugesezt oder weggelassen werden, die den ganzen Karakter der That ändern, und daß bei genauer Erhebung und Beleuchtung der Umstände das Ungeheure nicht zum ganz Gewöhnlichen zusammens schrumpfe, der kreißende Berg nicht eine Maus gebäre; wie dieses bei den beiden Anekdoten der Fall ist, die wir nun mittheilen.

Die erste Entschlossenheit und Bestüc ¡ung überschrieben (auf der Seite 235 jenes Buches) lautet folgender Maßen:

*) Dieses Buch hat den vollständigen Titel : Würz tembergisches Jahrbuch. Herausgegeben von M. J. D. G. Memminger. Erster Jahrgang. Stutts gardt und Tübingen. Im Verlage der J. G. Cótfa’ifchen Buchhandlung 1818.

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gehörigen zunächst liegenden Dörfer auf 60,000. Seit dem ersten Versuche der Franzosen, die Stadt zu neh men, der, wie schon gesagt, durch die Entschlossenheit der von der Geistlichkeit ermunterten Bürger abgeschlas gen worden war, hatte man angefangen, um die Stadt und den größten Theil der am rechten Ufer des Gua Dalaviar gelegenen Vorstädte Rosaffa, Urabal de San Vicente und Arabal de Cuarte eine Linie zu ziehen, die auf mehrere hundert Stück Kanonen angelegt war, mehrere flankirende Werke, und einen trockenen Graben von 7-10 Schuh Tiefe hatte. Diese Linie lebnte sich bei Puente San Jose auf der einen, und bei Monte Olivete auf der andern Seite an den Fluß, und hatte so einen Umfang von 12 Stunde. Längs dem rechs ten Ufer des Flusses von der Batterie Catalina an war ebenfalls ein bedeckter Weg mit einigen Batterien, und bei Puente San Jose, Puente Real, und Puente del Mar Brückenköpfe angelegt ), von welchen die beiden Ersten mit &, der Leßtere aber mit 14 Kanonen beseßt waren. Außer dem waren am linken Ufer das große Kloster Pio Quinto für eine Besaßung von 100, und das kleinere Kloster Trinidad für 60 Mann eingerichtet und befestiget. Das ganze Geschüß, welches sich in diesen Linien, die Brückenköpfe nicht mitgerechnet, befand, belief sich auf 81 Stücke, die aber meistens alte Schiffs= kanonen waren, zu welchen auch noch die Artilleristen fehlten. Dieß war die äußere Vertheidigungslinie, an

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3) Der französische Armeebericht schlägt den ganzen Um. fang dieser Werke auf 6000 Toisen an, und behauptet, ihre Anlage habe 12 Millionen Reales oder 600,000 Piaster gekostet.

deren Verstärkung noch immer, jedoch mit geringer Thätigkeit gearbeitet wurde, als Blake sich schon da hin zurückgezogen hatte. An vielen Orten war sie sehr schwach. Die dichten Weingärten der umliegenden Höfe und Klöster dehnten sich bis an den Graben aus, so daß der Feind sich bis auf Flintenschußweite unent, deckt nähern konnte, und die Menge der Schießscharten war so groß, daß dadurch der Wall nicht nur an Festigkeit, sondern auch die hinter demselben befindlichen Truppen an Deckung verloren.

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Die Stadt selbit machte die zweite oder Haupts vertheidigungslinie qus. Da die alte, von Bruchsteinen egbaute, hohe Stadtmauer keine flankirende Werke hatte, waren oberhalb Puerta San Jose die Batterie Santa Catalina, und bei Puérta Rosaffa eine andere Batte= rie, der man den Namen dieses Thores gab, beide auf 12 Stücke, angelegt, welche den bedeckten Weg, einen großen Theil des zwischen den äußeren Linien be: findlichen Raumes und die gegenüberliegenden Vorftädte bestrichen. Die Citadelle am nordöstlichen En= de der Stadt wird als Gefängniß gebraucht, und ist auch eigentlich nichts anderes. Sie ist zwar bombenfest, aber klein, und bestreicht nur einen geringen Theil. des bedeckten Weges, die gegenüberliegende. Vorstadt el Remedio und einen Theil der jenseits des Fluffes liegenden Häuser und Gärten. Die Stadtmauer selbst hatte eine Gallerie zur Aufstellung der Infanterie, und an mehreren Stellen war sie zur Placirung des Ges schüges eingerichtet werden. Außer dem wurden die acht Chore der Stadt theils durch die hohen alten, sehr fes ften Thürme, oder durch Batterien vertheidigt, die man vor denselben angelegt hatte. So hatte man beinahe

keinen Punkt, der zur Vertheidigung gebraucht werden konnte, unbenüßt gelassen. Allein die Werke an sich maren schwach. Die Erdwâlle in den äußern Linien, durch die Sonne ausgetrocknet, hatten schon große Risse, bevor man noch eine Kanone gelöst hatte, und ven den Batterien stürzten, als man bei einem Freus denfeuer die Kanonen löste, ganze Stücke der Mauerbekleidung in den Graben hinab. Gelang es jemals dem Feinde, eine Breschebatterie gegen dieselben zu Stande zu bringen, so waren sie in wenig Stunden ein großer Schutthaufen. Überhaupt fehlte es, troß der ungeheuren Zubereitungen zum Widerstande, die auf Monate und für eine Armee von 30 bis 40,000 Mann berech-. net schienen, an so manchen der Haupterfordernisse daß es leicht voraus zu sehen war, der General, der fich hier einschließen lasse, müsse in kurzem verloren feyn. Vor allen fehlte es an Vorräthen für die Bevölkerung und die Garnison, und an bombenfesten Magazis nen. Hätte die Stadt bei einer Belagerung für sic und ihr verschanztes Lager die Verbindung mit dem Meere offen erhalten können, so würden Erstere leichter her beizuschaffen, und überhaupt eher an eine ernsthafte Verz theidigung zu denken gewesen seyn. Allein so wie man sich jezt durch Schanzen, Mauern und Gräben gesichert glaubte, und dabei vielleicht auf die Hülfe der Heiligen rechnete, war es dem Feinde ein Leichtes, diese Verbindung zu unterbrechen. Selbst die Umgebungen der Stadt, wenn man sich nicht entschließen wollte, dieselbe im Bereiche des Kanonenschusses zu rasiren, bothen dem Feinde so viele Vortheile dar, daß er nicht nöthig hatte, Transchen anzulegen, oder sich in eine regelmäßige Belagerung einzulassen.

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Die Belagerung von Zaragoza hat uns indeß ein merkwürdiges Beispiel gegeben, daß man sich auch in einer Stadt vertheidigen kann, die keine Festung ist, wenn Armee und Volk jedes Opfer willig dem Vaters lande bringen. Allein der Geist, der damals die Vere theidiger der Hauptstadt Arragoniens belebte, schien. sich den Bewohnern Valencia's nicht mitgetheilt zu har. ben. Auch bei den Truppen reihten sich schon in den ers ften Tagen des Blakischen Rückzuges an den Gedanken der Vertheidigung dieser Stadt Ideen von einer Reise als Kriegsgefangene nach Frankreich. Jeden, der die Sache in ihrem wahren Lichte betrachtete, mußte die Ahnung eines unglücklichen Ausganges ergreifen.

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Indeß deuteten alle Anstalten, die Blake gleich nach seiner Ankunft traf, eines Theils die Erwartung eines nahen Angriffs Suchets, andern Theiles auch seinen Entschluß an, sich in der Stadt vertheidigen zu wollen. Als am 24. die ersten Kanonenschüsse bei Sagunt fielen, mußte das ganze Heer auf seine Allarms, pläße rücken, und blieb bis zum 25. unter dem Ges wehre. Eine genaue Aufnahme aller in die Stadt und in die von den Linien eingeschlossenen Vorstädte ge.. hörenden Consumenten wurde anbefohlen. Die Thon re der Stadt und der Werke wurden geschlossen, und nur nach erhaltener gewisser Überzeugung, daß kein Feind im Hinterhalte laure, den hereinflüchtenden Lands leuten geöffnet. Überhaupt ging es an diesem Tage in Walencia bunt durch einander. Gewühl und Verwirş rung herrschte in den Straßen, vorzüglich an den Thos ren. Während die Landleute in die Stadt flüchteten, flohen viele Einwohner mit Hab und Gut hinaus. Weis ber, Kinder, Querillets und Priester_trieben sich hin

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