Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Den 6. kam das östreichische Hauptquartier von Verona nach Villa franca, und an diesem Lage war der östreichisch kommandirende General nach Bologna gegangen, um die weitern Operationen mit dem Könie ge Murat zu verabreden 9).

Der Vice König, sobald er erführ, daß der größte Theil der östreichischen Armee bei Villa franca versammelt, und ihre Avantgarde bis Valeggio gerückt sen, entschloß sich nun, ihr eine Schlacht zu liefern da alle Zufälle für ihn günstig standen, indem, wenn er sie gewann, er auf einige Zeit immer die Operatio nen des Feindes gehemmt hätte, und selbst der Fall,

wähnte Meineidigkeit des Königs Murat den Ents schlüssen im französischen Hauptquartier eine andere Richtung gegeben hätte. Wenn irgend Jemand, mit dem Verlaufe der Geschichte des Feldzugs in Italien unbekannt, diese hier aufgestellten Angaben als unerwiesen tadeln wollte, so weisen wir auf das Werk des Generals Baudoncourt zurück. Auch er hat in feinen Angaben keine nähern Beweise seiner Behauptungen angeführt. Sie lagen, was uns anbetrifft, in unsern Händen; denn ohne genaue Kenntniß der Sache würden wir dem Publikum diese gegründete Widerlegung nie vorgetragen haben.

9) Hier sind große Irrthümer. Das östreichische Hauptquartier kam erst den 7. nach Villa franca, und der östreichische Feldherr nie nach Bologna. Die Verabs redungen über den Gang der künftigen Operationen mit dem Könige Murat haben also von Seite der Östreicher daselbst nicht Statt gefunden. Um so mehr mag jegt hierüber in dem Hauptquartier zu Mantua zwischen den Neapolitanern und dem Vice - Könige verhandelt worden seyn.

B

daß er wäre geschlagen worden, nur vortheilhafte Fols gen für ihn haben konnte 1o).

10) Der Verfasser stellt hier gar eine neue Lehre auf, nämlich daß man selbst zu seinem eigenen Vortheile geschlagen werden kann! Wir möchten sie aber keineswegs zur Nachahmung empfehlen, und haben eine weit bessere Idee von den Feldherrntalenten des Prinzen Eugen, der unmöglich mit seinen (wie der Verfasser aller Orten sagt) geringen Streitkräften, bei dem Mangel einer guten Kavallerie, in die Ebes nen von Villa franca vorrücken konnte • um der weit überlegenen öftreichischen Armee eine Schlacht zu lies fern, die er früher, in so lange er es mit der Übers macht zu thun zu haben glaubte, immer vermieden hatte. Wir erklären uns diese Vorrückung folgender, gestalt:

[ocr errors]

Der Vice- König, bereits den 6. Abends der Uns thätigkeit der Neapolitaner gewiß, wollte diesen Moment benügen, um sich auf die Spigen der östreichi. schen Avantgarden zu werfen (denn nur diefe, nicht die ganze Armee, vermnthete er den 8. zwischen der Etsch und dem Mincio), um, wenn es ihm gelänge, sie in Unordnung zu bringen, vielleicht gar die Linie an der Etsch wieder zu gewinnen. Dieser Versuch war allerdings zu wagen. Es mit der ganzen öftreis chischen Armee im offenen Felde aufzunehmen, konnre ihm wohl nie einfallen; denn er hätte sie doch nur mit der Aufopferung wenigstens der Hälfte seiner Truppen schlagen können, und dann blieben ihm ja nicht mehr die Garnisonen für seine Festungen, eben so wenig als in dem andern Falle, wenn er selbst geschlagen worden wäre. Die Absicht, die Öftreicher aufzuhalten, über den Mincio zu gehen, konnte er wohl eben so wenig gehabt haben. Dieß stand ja gar nicht in seiner Macht, da es bloß von den Ope=

So wurden den 7. alle nöthige Maßregeln ges troffen, und die Truppen, die bereits am Oglio standen, nach Castelluccio zurück beordert.

Den 8. Morgens sollte die Armee in drei Kolonnen nach folgendem Plane vorrücken:

Rechts eine Kolonne, die Divifionen Marcognet und Rouyer, die Garden und die Kavalleriebrigade

[ocr errors]

rationen über den Po abhing; denn selbst den 8., wo ein Theil der Östreicher schon bis an dem Oglio war, und später, wo sie das Tête de pont von Valeggio noch inne hatten, hätte der Vice-König selbe nie hindern können, die Linie des Mincio zu überwälti. gen, wenn es dém östreichischen Feldherrn darum wäs re zu thun gewesen, sich zwischen zwei Festungen, zwischen zwei feindlichen Têtes de ponts, à cheval eines Flusses zu setzen, und so, nach drei Seiten Front machend, seine Kräfte zu zersplittern. Deßhalb ist die Angabe des Verfassers ganz richtig, daß die Östreicher in dem Glauben, der Feind zöge sich gegen Piacenza und das rechte Po Ufer zurück, der den 6. die volle Bestätigung hatte (wie auch aus den Acten des französischen Generalstabs, die der damalige Chef desselben General Vignolles in seiner Broschüre: Précis historique des operations militaires de l'armée d'Italie en 1813 et 1814, Paris chez Barrois 1817" dem Publikum mitgetheilt, Seite 120 erwiesen ist) sich vorbereiteten, den 8. über den Mincio zu gehen, und den 9. diese Vorbereitungen nicht vollzogen, nicht des Gefechtes am Mincio wegen, das wahrlich ihrem Heldenmuthe hinlängliche Lorbern brachte, sondern, weil der Vice-König nun nicht mehr gegen Alexandria zurückging, und so die Bedingniß ihrer Ope rationen auf dieser Seite aufgehoben war.

Perreymont, von Mantua aus über St. Brizio gegen Roverbella.

Im Centrum, wo sich der Vice-König selbst befand, die zweite Kolonne, die Division Quesnel, von Goito, Marengo gegen Roverbella, eine Avantgarde vor sich, die unter dem Brigadegeneral Bonnemain zusammengeseßt war.

Links stellte sich die dritte Kolonne, aus der Division Fressinet und einiger Kavallerie bestehend, bei Monzambano auf. Sie sollte dort den Mincio passiren, und über die Höhen von Valeggio gegen Villa franca vorrücken, woselbst der Vice- König das feindliche Hauptkorps zu finden glaubte, um ihm eine Schlacht zu liefern ").

Um es aber ganz allein mit dem östreichischen Centrum zu thun zu haben, wollte er durch eine Vorrückung aus Mantua gegen, Castellaro durch die Dis vision Zucchi und die Kavalleriebrigade Rambourg den linken, und mit Ausfällen aus Peschiera durch die Division Palombini den rechten feindlichen Flügel beschäftigen lassen.

Denselben Tag war die östreichische Armee, in der Vorausseßung, daß die Franzosen ihre Stellung am

[ocr errors]

) Abermals eine verdrehte Darstellung, aber ein Be= weis für die von uns angeführte Behauptung, daß es dem Vice König nie um eine Schlacht mit dem feindlichen Hauptkorps zu thun gewesen war, sonst würde er wohl seine Kolonnen nicht so weit von eins ander entfernt haben, als die dritte von den beiden ersten war. Dieß kann man höchstens bei einer Res fognozirung angehen lassen.

Mincio verlaffen haben, würden, in Bewegung fel. ben zu übersehen. Die Division Radivojevich war bei Borghetto bereits übergegangen, während die Division Merville sich bei Pozzolo aufstellte, dort eine Schifff brücke schlug, und die Brigade Becsay gegen Bolta und Cerlongo vorfandte, welche einige französische Equica gen theils wegnahm, theils nach Goito, wo sich Theis le des französischen Hauptquartiers befanden, flüchten machte.

Der General Merville blieb mit der Grenadierbrigade Stutterheim und der Dragonerbrigade Wrede bei Pozzolo.

Die Division unter dem General Mayer war roiwärts Roverbella aufgestellt und eben im Begriffe, Mantua von dieser Seite zu blokiren.

Zu gleichem Zwecke stand die Brigade Blasiß vor Peschiera, während die Division Sommariva sich nach Salionze zog, um nach dem Centrum ebenfalls den. Mincio ju passiren.

Die erste und zweite französische Kolonne, rückten nun nach der ihnen gegebenen Richtung vor, schnitten. die östreichischen, in das sehr coupirte Terrain von Marmirolo und St. Brizio vorgeschobenen Posten größten Theils ab, und fingen an, in der Richtung von Roverbella und Masimbona aufzumarschiren. Die Die viston Quesnel zog sich mehr gegen Belvedere, wo sich die Division Fressinet von Baleggio über Rossega ferro auschließen sollte.

Der Prinz Eugen, immer noch in dem Wahne, das Hauptkorps der. Ostreicher bei Villa franca, und bei Roverbella ihre Avantgarde zu finden, sah jezt auf einmal von den Höhen von Masimbona, daß der

« ZurückWeiter »