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it. Unter allen Günden gegen die militärische Ge= sundheits-Polizei folgte keiner größere Strafe, als dem Verlegen von Spitälern in Festungen, die dann später in Blockadestand erklärt wurden. Torgau lieferte hier-über in den legten Zeiten das schauerlichste und unerhörteste Beispiel; denn in einem Zeitraum von fünf Monaten starben daselbst nicht weniger als 29,000 Individuen am Typhus. Nur dadurch, daß man mit ängstlicher Aufmerksamkeit den Einfluß der Spitäler auf das allgemeine Gesundheitswohl würdiget; nur dann, wenn man einsehen wird, daß oft aus den Feldspitä lern eben so viele Krankheiten ausgehen, als Kranke dahin kommen; nur dann wird der in der Erfahrung nachgewiesene Grundsaß, daß die Spitäler Krankhei ten heilen und erzeugen, die wohlthätige Folge für das allgemeine Gesundheitswohl haben, daß man die Anordnungen der Gesundheits - Polizei zu gleichem Rang mit den Heilgefeßen erhebt.

Da nicht selten durch Selbstranzionirte, Kriegsgefangene und Deserteurs Krankhei ten unter den Truppen und unter dem Volke verbreitet werden, so richtet die Gesundheits- Polizei auch auf diese ihre Aufmerksamkeit, und macht es sich zum Ge= bote, keinem dieser Individuen Unterkunft und Verpflegung anzuweisen, ehe von ärztlicher Seite nicht volle Beruhigung über dessen Gesundheitszustand gege= ben ist. Dabei sorgt sie aber auch, daß diese Leute mit Kleidung und Nahrung hinlänglich verpflegt werden, damit sie nicht auf dem Marfche erkranken."

Auch dann, wenn größere Truppenkörper, oder ganze Armeen, sich in Marsch bewegung sehen, wird die Gesundheits- Polizei wachsam, und sie macht

es sich hier zur besondern Aufgabe, zu beobachten, wo her, aus welchem Lande und welchem Klima die Trup pen kommen; ob sie in guter oder schlechter Jahreszeit marschiren; ob diese Truppen früher viel durch Kriegss strapazen gelitten, oder, wie es oft bei Festungsbefas hungen der Fall ist, mit Noth zu kämpfen hatten; ob die Truppen aus Gegenden kommen, die als ungesund bekannt sind; ob die marschirende Truppaus gedienten und geübten Soldaten, oder aus neu Geworbenen bes ftehe? Sie erkundiget sich vor Einquartierung der Trups pen ängstlich, welche Mannschaft früher hier gelegen oder durchmarschirt seye; und zieht im schlimmsten Falle den Bivuak Quartieren vor, in welchen früher Kranke las gen, und die seither nicht nach Vorschrift der Gesundheits - Polizei gereiniget worden. *). Nach Verschie denheit des aus diesen Betrachtungen fließenden Resultats, wird nun die Gesundheits- Polizei die nöthi gen Veranstaltungen in Hinsicht auf gute Verpfle gung, Unterkunft und Kleidung des Soldaten treffen; fie wird hiernach entscheiden, ob die Mannschaft ohne Furcht vor Krankheitsverbreitung einquartiert werden könne; sie wird für die nöthigen Heilanstalten sorgen, und überhaupt alle Bestimmungen treffen, die zum Wohle des Soldaten und zur allgemeinen Sicherheit nöthig sind.

Eine Hauptursache des Verpflanzens der ägyptischen Augenentzündung unter die preußischen Truppen foll darin liegen, daß das 34. Linien - Infanterie Regis ment im Jahre 1818 auf seinem Mariche nach Mainz, in der Gegend von Wach, auf einen Transport von Invaliden stieß, unter denen mehrere an der anste. denden Augenentzündung litten.

Wenn die Gesundheits- Polizei auch den Todten ihre Aufmerksamkeit schenkt, so geschieht das nur um schlechte Beerdigungen, wodurch nicht selten allgemeine Krankheiten erzeugt wurden, zu verhüten, und um dem Unglücke, daß ein Mensch lebend begra ben werde, vorzubeugen. -Sie bestimmt daher die Wahl der Leichenäcker, ordnet die Tiefe und Reihe der Gräber an, sorgt für vorschriftmäßige Beerdigung im Allgemeinen, und indem sie nach eingetretenem Tode die Zeit bestimmt, vor welcher keine Beerdigung Statt haben darf, um unterdessen selbst noch den Todten zu beobachten, sichert sie sich vor dem schauerlichen Irrthume, den Scheintod für wirklichen Tod anzusehen.

Wir haben nun in flüchtigen Andeutungen den Soldaten von seinem ersten Eintritte zum Militär bis an das Grab mit steter Hinsicht auf sein Gesundheitswohl begleitet, und dadurch, wie wir hoffen, den umfassenden Einfluß der Gesundheits- Polizei dargethan. Allein man würde sehr irren, wenn man diese Stizze als eine erschöpfende Bezeichnung aller in das Gebiet der militärischen Gesundheits - Polizei gehörigen Gegens ftände betrachtete. Unendlich viel, was lediglich dem Arzte angehört, und Alles, was auf umständlicherer Belehrung beruht, wurde hier übergangen, und ledig. lich nur das berührt, was jedem Militäriften, und besonders dem Offizier, wichtig seyn kann, und wichtig. seyn muß, wenn das Wohl der ihm Untergeordneten zum Gegenstande seiner Aufmerksamkeit wird.

Wenige Gegenstände, die wir berührten, sind von den hohen, Geseße gebenden Militärstellen unbeachtet, und ohne deutliche und umfassende Belehrung geblie ben. Allein die an einzelne Behörden und Stellen ge=

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richteten Weisungen blieben dem Allgemeinen unbekannt, und was daher dem Einen zum Geseze war, erschien dem Andern als Willkür. Die militärische GesundheitsPolizei ist noch nicht zum Gemeingüte erhoben, und daher bleiben auch die Forderungen an sie noch unbe friedigt. Wenn es jedoch diesen Blättern gelungen ist, das Intereffe für sich zu gewinnen, so wird diesem Gegenstande bald mehr, und endlich allgemeine Aufmerksamkeit geschenkt werden. Vieles, was man beim ersten Anblick kaum der Würdigung werth hielt, wird an Interesse gewinnen, wenn man sich die Mühe gibt, dessen Erfolg auf das Allgemeine zu berechnen. Manches, was im Anfange kaum ausführbar schien, wird sich in der Anwendung als leicht und nöthig erweisen, und die meisten der hier berührten Gegenstände, die früher nicht beachtet im Dunkel der Unwissenheit lagen, werden die von besserem Willen Beseelten zum Nachdenken aufregen. Immer aber wird noch Vieles zu verbessern, immer noch Manches zu wünschen übrig bleiben. Allein ohne das Beste zu können, ist es schon verdienstlich das Gute zu wollen. Das Erscheinen der Krankheiten wird zwar durch die Gesundheits Polizei nicht jernichtet werden, und der Tod wird ihr seine Rechte nicht abtreten. Allein tausend Opfer werden ihm entsissen, und dadurch der wohlthätige Einfluß derselben auf die Heere dargethan werden.

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Von der Eroberung des Südens durch Soult, und dem dritten Zuge nach Portugal unter Massena bis zu des Lezteren Rückzug und den Schlachten von Fuentes de Onore und Albunerá.

Vom Jänner 1810 bis Mai 1811.

(Schluß des dritten Abschnittes.)

Wenig bekümmert um das, was im westlichen Theile

der Halbinsel vorging, um das Ringen vereinzelter Kräfte, die sich zwischen ihr und ihnen im Wechsels kampfe umhertrieben, führten das dritte und siebente Korps indeß ihren eigenen Krieg im östlichen Theile fort. Arragonien und Catalonien blieben hier noch ime mer der Schauplak, und das bedrohte Valenzia nahm nur entfernteren Antheil, indem es mit seinen Bewaffe. neten die Bewohner jener Provinzen unterstüßte, auf. deren blutgesättigten Boden der Kampf noch mit dem. ersten Eifer tobte, mit welchem Palafox, Alvarez und Reding seine Paniere schwangen.

In dem eroberten Mequinenza bereitete Suchet, die Unterwerfung eines weit wichtigeren Plages, der Festung Tortosa am unteren Ebro. Mequinenza war C Ust. milit. Zeitschrift. 1820. IV.

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