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Graubündten und das Valteline. -Auf den Hauptpassen waren damals bereits einige Kompagnien tirolischer Landesschüßen vertheilt.

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Bonaparte nahm am 3. Juni fein Hauptquartier in Verona. Die Grenadiere, Karabiniere und Reiter, welche bisher, zu einer Division vereinigt, unter Gen. Kilmaine die Avantgarde gemacht hatten, kehrten jest wieder zu den übrigen Divisionen zurück. Der Haupttheil der Division Massena zog am 4. Juni, von Verona aus, auf dem rechten Ufer der Ersch, der östreichischen Armee nach, und stellte sich, zu deren Beobachtung, in den Posizionen von Rivoli und La Corona auf, deren rechter Flügel an die Etsch und an die Felsenwände des Monte magnone, der linke an den Garda-See, gestüßt war. Massena selbst behielt fein Generalquartier in Verona. Augereau war am 2. Juni, nachdem er zu Peschiera eine Besa= hung gelassen, nach Castiglione mantovano, unweit Roverbella, gezogen. Am 4. Juni rückte er Mantua noch näher, ging oberhalb des Sees, bei Rivalta, über den Mincio, und stellte sich bei der Vorstadt Cerese, wobei einige Außenposten der Besaßung zurückgedrängt wurden. Bonaparte selbst wendete sich mit der Division Serrurier gegen das alte Lustschloß der mantuanischen Herzoge, die Favorita, welches eine halbe Stunde von der Stadt entfernt liegt. Den Vortrab führte Gen. D'Allemagne gegen die Vorstadt San Giorgio, und bemächtigte sich derselben; so wie am 5. Juni Augereau der Verschanzungen bei Molino Cerese. Hiermit begann die Blockade der Festung Mantua.

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Die Erhebung des lombardischen Volkes gegen die

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Franzosen war Ende Mais, wie früher erwähnt, durch strenge Gewaltmittel unterdrückt, und dadurch in dem. Herzogthume Mailand die Ruhe scheinbar hergestellt worden. Aber mit desto größerer Heftigkeit waren die Unruhen in den kaiserlichen Lehen, welche zwischen den Gebieten von Genua, Toskana und Piemont lagen, ausgebrochen. Dadurch wurde die Verbindung der fran= zösischen Armee, über die Riviera di Genova und über Piemont, mit Frankreich, gefährlich bedroht. Schon waren dort Zufuhren angefallen, Kuriere ermordet worden, u. dergl. Es mußten schnell Maßregeln ergriffen werden, um die Sicherheit des Heeres im Rü cken herzustellen. Auch erkannte Bonaparte die Nothwendigkeit, die Feinde der Republik im südlichen Ita= lien eher zu bezwingen, als er seine offensiven Operazionen gegen Tirol fortsehen konnte. Er wollte also zuerst den Papst, dessen Abneigung gegen die Revolu zion eben so natürlich, als allbekannt war, und den mit Östreich verbündeten König von Neapel, bekämpfen, dann den Engländern die Häfen des neutralen Toskana verschließen. Auch sollte das Kastell von Mailand erobert, und mit dem dort gefundenen Geschüße die BeLagerung von Mantua begonnen werden. Erst nach dem Falle dieser Festung wollte der Oberfeldherr in Tirol eindringen. Diesem Plane gemäß, gab Bonaparte dem Gen. Serrurier die Bestimmung, die Blockade von Mantua fortzusehen, dem Gen. Despi nois, das Kastell von Mailand zu bezwingen. Massena blieb mit seinem Beobachtungskorps bei Verona und Rivoli stehen. Seine Postenlinie dehnte. sich vom Lago d'Idro bis gegen Vicenza aus. Links von ihm befesten französische Abtheilungen das Fort Fuen

tes und die Ufer des Comer Sees, um die Belagerung des Kastells von Mailand zu decken. Augereau aber ging bei Borgoforte über den Po, und marschirte nach dem Süden.

Die Franzosen wußten die Umstände, welche in diesem Momente eine so große Versplitterung ihrer Kräfte nöthig machten, und die daherrührende Schwä che des gegen Tirol aufgestellten Korps, dem Feldherrn der in diesem Lande stehenden kaiserlichen Armee geschickt zu verbergen. Alles, was die östreichischen, längs den Grenzen aufgestellten Vorposten bemerken konnten, schien auf das Vorhaben der Gegner hinzudeuten, baldigst, mit bedeutender Kroft, und auf mehreren Punkten, nach Tirol einzubrechen. Noch wirksamer waren die durch geheime Emissäre listig ausgestreuten Gerüchte: daß Graubündten den Franzosen den Durchmarsch erlaubt hätte; daß Gen. Kellermann seine Armee durch das Valteline, über das Wormser Joch, nach Tirol führen wolle; daß Massena gleichzeitig, von Vicenza aus, in das Brentathal eindringen werde; u. dergl. Zugleich wurden die Gebirgsbewohner zum Abfall von Östreich, durch ausgestreute Proklamazionen aufgereizt, welche jedoch von den treuen Tirolern mit Verachtung aufgenommen wurden. Der FZM. Baron Beaulieu suchte mit aller Thätigkeit, das, seiner Meinung nach, auf einer so ausgedehnten Strecke bedrohte Land zu schüßen. Aber die vorsichtige Besetzung aller Pässe und Gebirgsübergänge führte den Nachtheil mit sich, daß die geringen Streitkräfte sehr vereinzelt wurden. Wenn Bonaparte damals wirklich in der Lage gewesen wäre, seine Operazionen nach Tirol sogleich fortzuse= Ben, so würden dieselben durch eben diese Ver=

theilung der öftreichischen Truppen sehr begünstigt wor den seyn. - Die Armee hatte damals die ihr zugedach= ten Verstärkungen noch nicht erhalten. Sie fand, bei ihrem unerwarteten Rückzuge nach Tirol, in diesem Lande keine Magazine von Lebensmitteln, und ihre Verpflegung unterlag großen Schwierigkeiten. Sie litt auch Mangel an manchem Heeresgeräthe: an Pontons, Laufbrücken, u. dergl. Es waren also große und umfassende Vorkehrungen, in möglichst kurzer Zeit, auszuführen, und es hing jest größtentheils von der klus gen Leitung der Administrazion ab, das Heer zu einer kräftigen Offensive vorzubereiten, welche, wenn siè vom Glücke begünstiget wurde, einen schnellen Umschwung der italienischen Angelegenheiten herbeiführen konnte.—

Die Bezwingung der Insurgenten in den kaiserlichen Lehen war von Bonaparte Anfangs Juni angeordnet worden. Die Straße durch Piemont, von Alba bis Tortona, konnte bisher durch die schwas chen Besaßungen, welche die Franzosen in den, den. selben durch den Friedensvertrag eingeräumten Pläßen hielten, nicht hinreichend geschügt werden. Es waren daher viele einzelne französische Soldaten auf derselben ermordet, und die Transporte von Munizion und andern Kriegsbedürfnissen häufig bedroht worden. Der Flecken Arquata, östlich von Gavi, an der Scrivia gelegen, war der Hauptsit des Aufstandes. Ein von dort ausgegangenes Insurgentenkorps hatte so eben eine Abtheilung von 123, zur französischen Armee marschirenden Volontärs gefangen genommen, auch einen Geld. transport von hundert tausend Franken aufgehoben. Der Gen. Lasnes erhielt den Auftrag, Arquata u züchtigen. Er eilte mit einer Kolonne von 1200 Mann

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dahin, erstürmte den Ort, ließ die Rädelsführer niederschießen, ihre Häuser verbrennen, und stellte dadurch die Ruhe wieder her. Bonaparte hielt diese Bewegungen für so wichtig, daß er sich am 13. Juni selbst zu Tortona einfand. Er beschuldigte, in seinen offiziellen Noten an den genuesischen Senat, den Lehensbesißer von Arquata, Augustin Spinola, der Anstiftung dieses Aufstandes, und forderte die Strenge der Gesetze ges gen denselben auf. In Genua selbst war, nach seis ner Außerung, der Feuerherd der Insurrekzion. Von dort erhielten die Insurgenten, so wie von der genuesischen Besaßung von Novi, und von der sardinischen zu Serravalle, jede Unterstüßung.” Daher forderte Bonaparte auch, sowohl von Genuas S enate, als von der piemontesischen Regies rung, Genugthuung. Der genuesische Senat be= eilte sich, alle Forderungen des französischen Feldherrn zu erfüllen. Der Gouverneur von Novi wurde abges sezt. Der Graf Gerola, und die übrigen bekannten Anhänger Östreichs in Genua, erhielten Befehl, diese Stadt zu verlassen. Abtheilungen genuesischer Truppen wurden auf alle Straßen im Gebiete der Republik vertheilt, um dieselben von Insurgenten zu reinigen, und die französischen Konvois zu schüßen. - Die fardinis sche Regierung verpflichtete sich, die französischen, auf der festgesezten Militärstraße Piemont durchziehenden Transporte und Zufuhren durch ihre eigenen Truppen bedecken zu lassen.

Auch mit der Republik Venedig gerieth Bonaparte damals in Streit. Der Senat duldete schweigend die Besetzung von Brescia durch die Franzosen, und ließ sogar die erst später erfolgte Beseßung Peschie

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