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folge 10 bis 12,000 Mann zur Bezwingung Korsikas hinlänglich erachtet waren. Der Rest der bei Toulon versammelten Landtruppen sollte nach Finale oder Vado übergeführt werden, um auf den genuesischen Meeres. küsten Schrecken zu verbreiten, und durch die Be= setzung des Hauptüberganges der Appeninnen,

der

Bocchetta,den nächsten Feldzug mit einem auffallens den Schlage zu eröffnen, bevor die Verbündeten zu einer hartnäckigen Gegenwehr vorbereitet wären. Dieser Plan wurde vom Wohlfahrtsausschusse verworfen. General Scherer erhielt den Befehl, während der ganzen Dauer der See Unternehmung vielmehr auf einer strengen Defensive zu bleiben, als sich auf eine Offensive einzulassen.

Um die Operazion auf Korsika ungefährdet ausführen zu können, wurde die nothwendig erachtete Vertreis bung der englischen Seemacht von dem Wohlfahrtsausschusse endlich angeordnet; worauf der Gegenadmiral Martin in den ersten Tagen des Monats März mit einem starken Geschwader Toulon verließ. Beide Theile. trafen sich im Golfe von Genua auf der Höhe von Savona, und schlugen sich am 13. und 14. des gedachten Monats. Das Treffen war für keine Partei ents scheidend; jede verlor ein paar Schiffe, und zog sich dann dahin zurück, von wo sie ausgelaufen war, um die erlittenen Beschädigungen schnell ausbessern zu lassen.

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Obwohl nun die Franzosen in diesem Treffen, dem ersten im mittelländischen Meere seit Ausbruch des Revoluzionskrieges, keinen besondern Nachtheil erlitten hatten, so gelangten sie doch hierbei zur Übers zeugung, daß die Engländer ihnen zwar nicht in der Anzahl der Schiffe, sondern in der Größe derfelben,

und besonders im Manövriren, sehr überlegen wären, und daß zu ihrer Vertreibung aus dem Mittelmeere keine Aussichten vorhanden seyen. Der Wohlfahrtsausschuß gab dennoch die ganze Unternehmung nach Korsika auf, und befahl, die von der italienischen Armee nach Toulon gezogenen Truppen rückkehren zu laffen, welche ihren Marsch Anfang Aprils antraten, wegen häufigen Entweichung aber kaum mit 10,000 Mann die Armee wieder erreichten.

Sobald der Wohlfahrtsausschuß von dem Eintreffen dieser Truppen bei der italienischen Armee Bericht erhielt, glaubte selber die Angriffsplane gegen Italien wieder auffaffen zu können, und wollte bei Ausführung derselben die Richtung über die Bocchetta eingeschlagen wissen; auf welcher Operazionslinie Prinz Conti' im Jahre 1745 nach Italien eingedrungen war. General Scherer fand diesen Plan zwar sehr gut; er mußte ihn aber jeßt darum bekämpfen, weil er hierzu bedeu tendere Streitkräfte, als die italienische Armee noch. besaß, und die Beherrschung des Meeres nothwendig erachtete. Er schlug dagegen vor, durch das Bormidaoder Tanaro-Thal vorzudringen, welche Linien allein noch Glückwechselfälle versprächen. Der Wohlfahrtsausschuß beachtete die Vorstellung Scherers zwar nicht; es kam aber, wegen dem sehr herabgekommenen Stan= te der italienischen Armee sowohl als jener an den Alpen, weder zur Ausführung des einen noch des andern der Entwürfe.

Der Zustand dieser beiden Armeen war auch in der That nun in jeder Beziehung geschwächt. Ihre Stel lung war folgende: der rechte Flügel der itas lienischen Armee, aus den Divisionen Garnier

und Freytag bestehend, hatte unter dem Befehle des Generals Massena die Strecke von Bado bis Dr. mea beseßt; die Mitte stand am Col di Lenda unter General Macquart, und der linke Flügel dehnte sich bis an die Quellen der Stura aus. Die Alpen-Armee stand von der Wasserscheidung der Stura und der Ubayette bis zum großen St. Bernhard.

Im Laufe des Winters hatte der äußerst beschwerliche Dienst in den rauhen Theilen des Gebirges, bei gänzlichem Mangel an Sold, nicht gehöriger Verpfle= gung und bei nicht guter Leibesbedeckung, Mißmuth und Elend erzeugt. Eine ansteckende Krankheit lichtete übrigens die Reihen der italienischen Armee dergestalt, daß sie, ungeachtet der von Toulon rückkehrenden Trups pen, keine 30,000 Mann mehr zählte, die mit jedem Tage durch die starke Sterblichkeit noch mehr zusam menschmolzen. Der Stand der Alpen-Armee mochte nur 15,000 Streiter betragen.

Dieser bedenkliche Zustand ließ sich auch sobald nicht heben; weil einestheils die Nachsicht, mit welcher die entweichende Ersatzmannschaft im Innern von Frankreich behandelt wurde, die Ergänzung lähmte, und anderntheils die Folgen des im verflossenen Juli statts gefundenen Sturzes der Schreckensregierung und die Gegenwirkung ihrer Anhänger, bei der im Anzuge gewesenen Hungersnoth, in den Provinzen sich immer mehr vergrößerte, und besonders im südlichen Frankreich, und selbst in Paris, in gährende Bewegung überging. Der Wohlfahrtsausschuß sah sich sonach gezwungen, seine Blicke mehr nach Innen als nach Außen zu richten; weßwegen auch jede Absendung von Trup

pen zur Verstärkung der italienischen Armee gänzlich unterbleiben mußte.

Diese kritische Lage der Dinge in Frankreich bestimmte endlich sogar den Wohlfahrtsausschuß, die ausgesprochenen Ungriffsideen auf Italien für jest gegen eine strenge Defensive zu vertauschen, bis gün, ftigere Ereignisse die Wiederauffassung derselben gestat, teten. In dem nothwendig befundenen Vertheidigungssysteme ging man nunmehr so weit, daß dem französischen Heerführer sogar vorgezeichnet wurde, falls er die Riviera und die Grafschaft Nizza, wegen der sehr ausgedehnten und schwach beseßten Stellung, ge= gen die sich vermehrenden Streitkräfte der Verbündeten nicht zu behaupten im Stande wäre; so solle die italies nische Armee den Rückzug bis hinter den Var Ferner wurde auch zugleich die Verfügung getroffen, daß die gegen Italien stehenden beiden Armeen nur eine, unter der Benennung der Italienischen, ausmachen sollten; damit deren Streitkräfte durch die Einheit des Befehles in engere Verbindung und innigeres Zusammenwirken gebracht würden. Endlich wurde dieser Armee in dem Generalen Kellermann ein neuer kom mandirender General gegeben, nachdem Scherer zur Pyräneen - Armee überseßt wor=

antreten.

den war.

Die italienische Armee stand also auf der ungeheuer ausgedehnten Linie von mehr als hundert Stunden mit einer Streitmacht von 40 bis 45,000 Mann!

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Unter den geschilderten Umständen der in vielen Beziehungen nachtheiligen nach und nach in ungünstige Lage gekommenen italienischen Armee, welche auf

Seite der Verbündeten nicht unbekannt war, bot sich also für diese eine vortheilhafte Aussicht, die Italien drohende Gefahr abwenden, und dieses Land, durch Vers treibung der Franzosen aus ihrer in der Riviera und der Grafschaft Nizza genommenen Offensiv-Stels lung, möglichst sicher stellen zu können. Bei einigem. Glücke und umsichtiger Kriegführung durfte man sich fogar hierbei der Hoffnung hingeben, den Kriegsschauplaß auf füd-französischen Boden verlegt zu sehen; all, wo damals noch in dem Volke viele Abneigung gegen die neue Gestaltung Frankreichs herrschte, und folglich großer Anklang und Unterstüßung der königlichen Sache zu finden war.

Erster Abschnitt.

(Vom Beginne des Jänners bis Ende Mai 1795.)

Vorbereitungen - - den Feldzug. — Landesbeschaffenheit der Riviera.Operazionsentwürfe. - Vermehrung der k. k. Armee in Italien. Feldzeugmeister Devins wird zum kommandirenden Generalen ernannt. Blick auf die franzö

sische Armee in der Riviera und Grafschaft Nizza; ihre Lage, Stellung und Stärke bis zum Beginne des Feldzuges. Aufbruch aus den Winterquartieren und Verlegung der verbündeten Armee in Kantonnirungsquartiere in Piemont. Feldzeugmeister Devins langt bei der lombardischen Armee in Piemont an. - Derselbe erhält das Oberkommando über einen Theil der piemontesischen Armee. Versammlung der östreichischen Hauptmacht im Lager bei Acqui. Vertheilung und Stärke der verbündeten Armee unter Devins.

Postengefechte bis Ende Mai.

Die für die Sicherheit Italiens bedeutend näher gerückte Gefahr aus dem wahren Gesichtspunkte auffafÖftr. milit. Zeitsch. 1835. IV.

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