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Für die Winterquartiere wurden indessen alle Anstalten getroffen. Man legte bereits längs der Küste, von Savona bis la Pietra, Magazine an. Inalle Städtchen und Orte der Riviera wurden Offiziere gesendet, um zu untersuchen, was an Truppen untergebracht werden könne. Auch war man auf das thätigste beschäf» tigt, die fahrbare Verbindung von Finale über San Giacomo und Malere, und jene längs der Küste als guten Reitweg, gänzlich zu vollenden, an welch Beiden bisher immerfort mit Fleiß gearbeitet worden war.

Gegen die Mitte Oktobers war aber wieder bessere Witterung eingetreten. Während dem übeln Wetter schwieg auch der kleine Krieg, welcher nach eingetrete= ner Ausheiterung sogleich wieder, und besonders auf Seite der Franzosen, mit vieler Lebhaftigkeit fortge= seßt wurde. Unter diesen Postengefechten zeichneten sich jene am 16. Oktober und 2. November noch als glücklich aus; da der piemontesische Jägerlieutenant Paul bei Ersterem einen Hauptmann und 17 Mann, und in Letterem Hauptmann Couvin einen Offizier und 22 Mann als Gefangene einbrachten. Um 4. November wurden dagegen 2 Kompagnien vom Gyulai-Freikorps auf dem Posten am Kreuze von Terrania, östlich unter dem Sambucco, überfallen; wobei sie

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wohner des Landes, um das Ihrige besorgt, den Einzelnen mit Gewehr und Dolch auflauerten; was zu großer Erbitterung führte. Auf Seite der Franzosen wurde dagegen nichts bezahlt, und nicht gefragt. Die Soldaten nahmen, was sie brauchten und fanden. So kam es auch, daß sie meistens in Erdhütten und Barraken untergebracht, und gegen die üble Witterung ziemlich gut geschüßt waren.

ihren Posten verließen, ohne einen Schuß zu thun. Sie verloren nur 11 Mann, weil der Feind sie nicht verfolgte. Tags darauf, um fünf Uhr früh, hoben die Franzosen an dem nämlichen Orte ein Piket auf, von welchem nur 7 Mann entkamen. Ein Offizier und 34 Mann fielen in Gefangenschaft.

Am 6. wollte der Feind einen ähnlichen Versuch wiederholen. Zwischen drei und vier Uhr früh spürte man auf den dießseitigen Vorposten, daß feindliche Abtheilungen sowohl gegen Ballestrino, als gegen Bergalo und Baggiolo vorgingen. Die drei Posten waren auch alsbald im Feuer; jener von Bergalo wurde geworfen. Durch die Tapferkeit der bei Ballestrino gestandenen 2 Kompagnien von Erzherzog Anton, und durch den Hauptmann Radanovich von den Kroaten, wurde endlich der Feind zurückgetrieben. Der dießseitige Verlust betrug 4 Verwundete und 20 Ver: mißte. Vom Feinde blieben 8 Todte auf dem Plaze und 2 Gefangene zurück.

Kaum war das Gefecht hier geendet, als der Feind einen Angriff auf den Sambucco selbst unternahm. Eis nige gut angebrachte Kanonenschüsse brachten ihn jedoch bald zum Weichen.

Diese letteren Postengefechte scheinen eine Rekog= noszirung der Stellung auf und an dem Sambucco zur Absicht gehabt zu haben.

II.

Ueber militärische Disziplinarstrafen. Von Nikolaus von Lagusius, Grenadier-Hauptmann im F. k. Linien - Infanterie - Regimente Baron Langenau Nr. 49.

Ale großen Feldherren alter und neuer Zeit haben ein

gesehen, daß ein Heer nur durch strenge Kriegszucht schon im Frieden in jener Ordnung erhalten, und an jenen unbedingten Gehorsam gewöhnt wird, der es dann im Kriege bei einer noch gesteigerten Disziplin zu allen Un= ternehmungen, allen Opfern und Entbehrungen fähig, und zu seiner erhabenen Bestimmung, das Vaterland gegen dessen Feinde zu vertheidigen, vollkommen tüche tig, und ihrer würdig macht. Wie wenig ein Heer, wäre es auch das tapferste, ohne Mannszucht und Gehorsam dem Staate, dessen Schirm und Hort es seyn foll, nüßen kann; ja, wie oft ein solches mehr schadet als nügt, haben Janitscharen, Streligen, römische und moderne Prätorianer, und Undere, deren die Ge= schichte gedenkt, hinreichend bewiesen.

Dieß erwägend übten die berühmtesten Heerfüh rer vergangener Zeiten die Kriegszucht mit arger Härte, und bildeten, wie der strenge Belisar und der unerbittliche Wallenstein, Heere, die als Muster eines genauen Dienstes und ruhmwürdiger Tapferkeit aufges stellt zu werden verdienen, wenn auch ihr Schalten in

Freundes und Feindes Land als eine Kette von Gewalt= thaten und Gräueln nicht lobenswürdig erscheint. Diese Art, ein Heer zu organisiren, ging damals an, als Bürger und Bauer, im Schlamme tiefer Unwissenheit und Rohheit versunken, an Verachtung und Unterdrückung gewöhnt, die kleinsten Vergehen, als etwa einen unbedeutenden Felddiebstahl oder Jagdfrevel, mit den graus samsten Strafen büßen mußten. Der junge Soldat, wenn er den Pflug mit dem Schwerte vertauschte, konnte also auch bei der schärfsten Militär-Disziplin keinen gar so großen Unterschied in der Behandlung, verglichen mit seinen früheren Verhältnissen, wahrnehmen; denn mußte er sich auch in manchen Dingen der nachsichtsloseften Strenge unterwerfen, so war ihm wieder in vie len andern die zügelloseste Freiheit gestattet, die aber freilich nicht geschaffen war, den Soldaten zum moralischen Menschen und geachteten Mitbürger zu bilden.

In unserem aufgeklärten Jahrhundert, wo selbst. die niederen Stände auf einer weit höheren Stufe der Kultur als ehemals stehen, nicht mehr in schmählicher Sklaverei seufzen, und der Willkür oder Mißhandlung preisgegeben sind; wo gerechte menschliche Gesetze für den Schwachen wie für den Starken nicht nur existiren, sondern auch gehandhaht werden, muß sich auch die Behandlung des Soldaten nach dem Zeitgeiste und dem milderen Systeme der Regierungen richten, wenn dieser nicht durch einen Grad von Strenge, den er im Civilstande nicht einmal ahnete, empört wer den, und alle Lust zu seinem Stande, alles Ehr- und Selbstgefühl, diese mächtigen Triebfedern tapferer Thaten, in ihm erstickt werden, und ihn nicht statt enthusiastischer Liebe für Fürst und Vaterland, am Tage

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der Schlacht, im Rücken aufgefahrne Kartätschen. Batterien zum Kampfe ermuntern sollen.

Da sich aber selbst bei dem gebildetsten Volke, wäre dieses auch durch die vortrefflichsten Schulen, durch die beste Volkserziehung und die weisesten Geseße auf eine möglichst hohe Stufe der Intelligenz und Sittlichkeit erhoben worden, Pflicht und Ehrgefühl nur bei der Mehrzahl, nie aber bei Jedem der Hunderttausende, aus denen das Heer eines großen Staates besteht, 'und die großentheils aus der untersten Volksklasse genom men sind, voraussehen lassen; so werden sich im Soldatenstande immer Individuen genug finden, die erst von ganz rohen zu tauglichen Menschen gemacht und erzogen werden müssen; was bei Vielen nicht immer mit den sanftesten Mitteln geschehen kann. Es ist daher für die militärische Gesetzgebung keine leichte Aufgabe, Disziplinarstrafen zu bestimmen, welche, wenn sie zu gelinde sind, der Schuldige nicht scheut, sind sie aber zu strenge, der menschlich gesinnte Vorgeseßte nicht gerne verhängt; so daß am Ende der Strafwürdige oft viel zu wenig eingreifend geahndet wird.

Die Strafen müssen also:

Erstens, empfindlich und gefürchtet genug seyn, um die Widerspenstigen im 3aume zu halten, und die Nachlässigen zu spornen, aber,

Zweitens, Stolz und Ehrgefühl nicht unterdrücken, und den Soldaten nicht zum leibeigenen Knechte herabwürdigen.

Drittens, der Gesundheit nicht schaden.

Nun sind zwar alle Arten körperlicher Züchtigungen empfindlich und gefürchtet genug, schnell abge= than, und der Bestrafte gewöhnlich sogleich wieder

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