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I.

Geschichte des Feldzuges 1800 in Italien.

(Schluß des vierten Abschnitts.)

(Mit dem Plane der Schlacht bei Marengo).

Mit grauendem Morgen des 14. Juni zogen nun die Öftreicher, mit gewohnter Fassung und ruhiger Entschlossenheit, zum Kampfe. Die zwei Brücken, auf welchen die Kolonnen die Bormida übersehen sollten, waren hart neben einander. Der Hauptkolonne, und jener des FML. Ott, waren Jeder ihre eigene Brü cke bestimmt. Aber der Brückenkopf hatte nur einen Ausgang. Dadurch wurde der Marsch ungemein verzögert. FML. Ott mußte warten, bis die Hauptkolonne herausgebrochen war. Während diese aus dem Brückenkopf marschirte, rückte FML. O'Reilly, mit der einstweiligen Vorhut der Armee, die in der Nacht in und um den Brückenkopf gelagert hatte, gegen la Pietra buona vor, und griff mit Nachdruck die Vorpostenkette des Div. Gen. Gardanne an.

Bonaparte hatte noch in der Nacht durch Kundschafter die Meldung erhalten, daß das ößtreichische Heer ganz zuverlässig mit grauendem Morgen die Bormida überschreiten, und die französische Armee an greifen werde. Da zugleich GL. Desfair, so weit er auch gegen Aqui, und über Novi streifen ließ, nichts von einer feindlichen Bewegung entdecken, oder erfah

ren konnte, und dieses ebenfalls dem ersten Konsul berichtete, so war dadurch der Entschluß des östreichischen Heerführers zur Schlacht auch aufgedeckt. Bonaparte befahl daher noch vor Tages Unbruch dem GL. Desfair, von Rivalta gleich über San Giuliano zur Armee zu rücken. Doch konnte dieser den Befehl nur mit der Division Monnier vollführen; da die Division Boudet, auf Streifereien vertheilt, erst zurück berufen, und gesammelt werden mußte.

Im Verhältniß, als nun Obrist Frimont mit dem Vortrab der Hauptkolonne Theil an dem Gefechte nehmen konnte, hielt sich der FML. O'Reilly rechts gegen die Bormida, um durch die Bedrohung der lin ken Flanke des Div.Gen. Gardanne diesen in seiner Stele lung zu erschüttern, und dann den Weg nach Fruga volo zu gewinnen. Gardanne hatte aus den ersten Bewegungen der Östreicher ihre Absicht erkannt. Er war jedoch von der Trennung der französischen Divifionen unterrichtet, und konnte die Gefahr ermessen, welche der französischen Armee begegnen mußte, wenn vor deren Versammlung, die Östreicher entwickelt, und bereit ständen, den Vortheil der übermacht mit Schnelle zu benüßen. Er hatte gleich bei den zuerst entdeckten Bewegungen der Östreicher seinen Bericht über das Geschehene, und das noch wahrscheinlich Bevorstehende an feinen Oberfeldherrn erstattet.

Bonaparte ließ auf die ersten Kanonenschüsse die Glts. Lannes und Murat zur Unterstüßung des GL. Victor vorrücken. Dieser war entschloffen, den Fontanone Graben und Marengo ernstlich zu ver theidigen, und den Div. Gen. Gardanne so lange als möglich, jenseits des Baches zu unterstügen. Aber

die östreichische Armee konnte ihre Linie so lange nicht entwickeln, als Gen. Gardanne herwärts des Baches aufgestellt blieb. Auch durfte sie keine Zeit verlieren, und mußte eiligst den erforderlichen Plaß gewinnen. FML. O'Reilly in der linken Flanke, und der vom FML. Haddik unterstüßte Obrist Frimont in der Front, hatten mit ihren 16 Geschüßen ein lebhaftes Feuer ge= gen die Division Gardanne unterhalten, und sie zum Wanken gebracht. Nun hieben sie mit ihrer Reiterei in den wankenden Feind ein, und zwangen diesen, sich auf seine Unterstüßung in Marengo zurückzuziehen.

Der Gl. Berthier war jetzt bei Marengo ana gekommen, und hatte dem GL. Victor Befehl gegeben, dieses Dorf und den Graben links von dem Orte, auf das hartnäckigste zu vertheidigen. Jenseits des Baches, in gleicher Höhe mit den übrigen Truppen, sollte er aber einige Bataillone mit Reiterei, zur Versicherung der linken Flanke zwischen der Bormida und dem Fontanone Bach aufstellen. GL. Lannes, mit der so eben angekommenen Division Wa trin und der Brigade Mainoni, wurde beordert, seine Aufstellung rechts vonMarengo bis über la Barbotta zu nehmen.—Die drei Reiterbrigaden vertheilte. GL. Murat auf folgen= de Art: Die Brigade Kellermann kam hinter dem linken Flügel des am Fontanone - Graben angelehnten Victor'schen Korps; die Brigade Champeaur hinter dem rechten Flügel des Korps vom GL. Lannes, und die Brigade Rivaud (nicht zu verwechseln mit der Infanterie Brigade gleichen Namens) wurde nach Salé entsendet, um alle Bewegungen der Östreicher in der rechten Flanke der Franzosen, zu entdecken. Die Division Gardanne hatte Marengo beseßt, und

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links von ihr war die Division Chamber í þ a ë längs dem Fontanone Graben aufgestellt. Diese hielt die der Division Gardanne folgenden Östreicher, durch ein lebhaftes Kartätschen und Gewehrfeuer in deren Flanken, auf. Unterdessen entwickelte sich das erste Treffen der östreichischen Schlachtlinie, welches der FML. Haddik befehligte. - Den äußersten rechten Flügel, gelehnt an die Bormida, bildete der FML. O'Reilly. Neben ihm stand der Obrist Frimont, und Marengo gegenüber die Division Haddik. Die Division Kaim formirte das zweite Treffen. Das Reiterkorps des FML. Elsniß, und die Gres nadiere, blieben hinter diesem als Reserve in Kolonnen aufgestellt.— Um Zeit zur Ordnung der Schlachtlinie zu gewinnen, unterhielt Haddik mit fünf Batte= rien ein ununterbrochenes Kanonenfeuer auf die feind liche Linie hinter dem Graben, und ließ Marengo mit. Granaten bewerfen.

Kaum waren die östreichischen Truppen geordnet, so gab FML. Haddik an der Spiße der Brigade Bel-, legarde Befehl mit dem ganzen ersten Treffen vorzurücken. Er selbst wollte den übergang bei Marengo erzwingen, und das Dorf erstürmen. Die Vorrückung geschah mit Elingendem Spiele, unter einem mörderis schen Flintenfeuer der Franzosen. Der Graben wurde erreicht. Die muthvollen Truppen prüften dessen Tiefe nicht. Durch das Beispiel ihrer Generäle angefeuert, achteten sie keine Gefahr, und stürzten sich von den hos hen Ufern in den Graben. Schon schien der wankende Feind den jenseitigen Rand räumen zu wollen. Da' erschien der GL. Victor mit seinen Reserven, und warf sich den vorgedrungenen Östreichern entgegen. In die

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