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tiere hinter dem Tagliamento beziehen sollten. Nur der Gen. Prinz Hohenzollern sollte mit der Reiterei an der Piave zur Beobachtung des Feindes stehen bleiben. Diese Anordnungen wurden um die Mitte Februars vollzogen. Um 16 Februar vers ließ der Erzherzog die Armee wieder, und reisete nach Wien ab.

Noch am Nachmittage des 16. Jänners hatte Gen. Serrurier dem FM. Graf Wurmser eine Abschrift der Kapitulazion des FML. Marquis Provera nach Mantua überschickt. Die Nachrichten, welche einige, bei dem Ausfall gemachte, französische Gefangene über die bei Rivoli vorgefallene Schlacht gaben, verschafften dem Feldmarschall die betrübende Gewißheit, daß die Operazionen des kaiserlichen Heeres zum Entsaß der Fes stung gänzlich mißlungen waren. Die Lage Mantuas wurde nun mit jedem Tage bedenklicher. Es schwand jede Hoffnung, diesen wichtigen Plaß dem Staate lân= ger zu erhalten. Die Noth bei Besaßung und Einwohnern stieg auf das Äußerste. Alle Bemühungen des FM. Graf Wurmser, den Truppen noch einige Lebens. mittel zu verschaffen, blieben erfolglos. Der Mehrzahl der Einwohner war zwar der Unterhalt im Durchschnitt bis 28. Jänner gesichert. Aber fünfhundert Personen hatten gar nichts mehr zu essen, und diesen ließ der Feld= marschall täglich ein Pferd, zur Fristung ihres Lebens, erfolgen. Der Generalkommissär Graf Cocastelli wen= dete Proklamazionen, Hausvisitazionen, Konfiskazion der als verheimlicht aufgefundenen Vorräthe, eben so, wie die reichlichste Bezahlung aller noch zum Verkaufe gebrachten Lebensmittel, an. Der Fürstbischof Graf Per Öftr. milit. Zeitsch. 1832. IV. N

gen erließ ein religiöses Edikt an die Einwohner, wos durch er sich an deren Gewissen wendete, und ihnen die Entdeckung aller Vorräthe als die heiligste Pflicht vorschrieb. Aber alle diese Hilfsmittel bewirkten doch nichts mehr, als daß die Erhaltung der Truppen bis zum 3. Februar, als dem äußersten und legten Ter mine, gesichert wurde.

So war nun der Moment gekommen, die Unter handlungen um eine ehrenvolle Kapitulazion zu begin= nen. Der Feldmarschall besprach sich am 29. Jänner mit den vier in Mantua befindlichen Feldmarschall-Lieutenants ausführlich über die Lage der Festung und der Garnison, und forderte denselben schriftliche Äußerungen ab: 1) ob ihnen irgend ein Mittel bekannt sen, die Übergabe der Festung zu verzögern;

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2) ob im Falle, daß diese Frage verneint werden müßte, die Kapitulazion dem Feinde angeboten werden solle; und 3) auf welche Art die Unterhandlung angeknüpft, und welche Bedingungen derselben zum Grunde gelegt werden könnten?-In Folge der von jenen Generalen abgegebenen Erklärungen, schickte der Feldmarschall den Oberst Graf Klenau als Parlamentär zu dem Kommandanten des Blockadekorps, Gen. Serrurier, nach Roverbella. Man hatte einen Vorwand ersonnen, der als Beweggrund für diese Unterredung galt. Der Oberst Graf Klenau hatte die Weisung, abzuwarten, bis Gen. Serrurier selbst das Gespräch auf die Räumung der Festung bringe. Dieses geschah auch wirklich, und die gegenseitigen Eröffnungen hatten zur Folge, daß der Feldmarschall noch am nämlichen Tage in einem Billet an Gen. Serrurier die Übergabe antrug; wobei er, als vorläufige Bedingung, für die Besaßung

freien Abzug mit ihrem Feldgeschüße und Munizion zur kaiserlichen Armee forderte. *)

*) In den Mémoires de Napoléon, T. III. p. 464-466, und in dem Mémorial de Sainte Hélène T. III. p. 233

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235 findet sich eine ausführliche Erzählung der Unterhandlung in Roverbella, welcher Bonaparte, von Oberst Klenau ungekannt, beigewohnt, am Ende aber plöhlich die Bedingungen diktirt haben soll. Dann foll FM. Graf Wurmser den französischen Oberfeld= herrn eingeladen haben, auf seiner Reise nach Bologna den kürzesten Weg durch die Festung zu nehmen. Endlich wäre der französische Oberfeldherr, durch einen von FM. Wurmser abgeschickten Adjutanten, in Bologna vor einer gegen ihn in der Romagna sorbereiteten Vergiftung gewarnt worden. In den Feldakten hat sich nicht das Mindeste vorgefunden, was zur Bestäti gung dieser Anekdoten dienen könnte. Nach den Mémoires (1. c. p. 465) hätte Bonaparte bei jener Unterhandlung zu Klenau gesagt: „Ich ehre das Al„ter, die Tapferkeit und das Unglück des Marschalls Wurmser. Hier haben Sie die Bedingungen, welche ich „ihm zugestehe, wenn er morgen die Thore öffnet. Wenn er damit fünfzehn Tage, ein Monat, wei Monate zögert, so soll er doch immer „noch die nämlichen Bedingungen haben. Er kann damit warten, bis sein leķtes „Stück Brot verzehrt ist.“ (Eben so im Mémorial de St. Hél. 1. c. p. 234.) vres complètes de Napoléon, T. I. p. 335, und in der Correspondance inédite, 4me. Livraison, T II. p. 438 439 findet sich ein Schreiben Bonapartes an das Direktorium aus Bologna vom 1. Februar, in welchem der Feldherr meldet: „Ich antworte so eben ,dem Gen. Serrurier, daß ich auf meinem ersten Antrag bestehe, und wenn der Gen. Wurmser

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Aber in den Oeu

Der 1. Februar wurde mit Abfassung der Kapitulazionspunkte zugebracht. Am 2. Februar wurs den dieselben in Sant Antoni o unterzeichnet. Die Hauptbedingungen waren folgende: „Die Besa= Bung wird durch die Porta maggiore mit kriegerifchen Ehren, klingendem Spiel, fliegenden Fahnen und brennenden Lunten, dann mit 2 Haubißen, 2 sechs= und 2 zwölfpfündigen Kanonen, nebst deren Munizions= karren, Bespannung und Munizion, ausmarschiren, die Waffen außerhalb der Schranken auf dem Glacis niederlegen, und kriegsgefangen bleiben. Von dieser Kriegsgefangenschaft werden ausgenommen, und dürfen ganz frei und mit den Waffen in der Hand abziehen: Der FM. Graf Wurmser, und die Adjutanten und Offiziere seines Gefolges; die Generale; die Offiz ziere vom Generalquartiermeisterskabe; 200 Reiter mit den dazu gehörigen Offizieren, 500 Mann, die der Feldmarschall aus der Infanterie und den sonstigen Truppen und Branchen auswählen kann; dann die zu den sechs Geschüßen gehörigen Artilleristen. Die Offiziere behalten ihre Degen, Pferde und Gepäcke, die Mannschaft Tornister und Mantelsäcke, Militärbeamte und Unstreitbare ihre Pferde und Bagage. Die kriegsgefangene Besaßung wird ihren Rückmarsch, nach

„nicht vor dem 15. Pluviose (3. Februar) ein: "gewilligt hätte, ich denselben zurückneh„me, und ihm keine andere Kapitulazion bewillige, als sich mit seiner Garnison Eriegsgefangen zu geben." - Durch diesen gleichzeitigen offiziellen Bericht wird also die Erzählung der Mémoires und des Mémorial völlig widerlegt, und man kann nun jene großmüthigen Äußerungen nicht länger als eine Thatsache annehmen.

:: őrz in Friaul, in drei Kolonnen über Légnago, PaLa und Treviso nehmen, und sobald als möglich ausewechselt werden. Die mit dem FM. Graf Wurmser ei abziehenden 700 Mann verpflichten sich, drei Moate vom Tage der Kapitulazion, nicht gegen die franösische Armee zu dienen. Die Kolonnen werden urch französische Kommissäre verpflegt und mit Fourrage, Jorspannswagen u. dgl. versorgt werden. Die bes vaffnete und frei abziehende Mannschaft tritt mit der rsten Kolonne am 4. Februar den Marsch an. —Krane und Verwundete der Besaßung werden nach ihrer Herstellung auf die nämlichen Bedingungen, wie die übrige Besaßung, in die östreichischen Länder abge= schickt werden. Den k. k. Civilbeamten wird die Freis heit, Mantua zu verlassen, zugestanden. - Den Einwohnern wird die Aufrechthaltung ihrer Rechte und Privilegien, und Sicherung des Eigenthums und der Religion, endlich denjenigen, welche sich nach den öftreichischen Staaten begeben wollten, die Freiheit der Abreise und der Disposizion über ihr Vermögen, zugesichert. -Drei Stunden nach der Unterzeichnung der Kapitulazion, (oder, wenn es am 2. Februar hierzu schon zu spät wäre, am folgenden Morgen um neun Uhr) sollen die Festungswerke den französischen Truppen übergeben werden, diese jedoch nur die äuße ren Posten der Stadtthore besehen. In die Stadt wers den nur die Kommissäre, dann die Artillerieoffiziere, wegen Übernahme des Geschüßes und der Munizion, die Ingenieure wegen jener der Karten und Plane, sich begeben dürfen.“

Diese Kapitulazion war unterzeichnet: auf kaiserli der Seite von dem GM. Baron Ott de Batorkö,

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