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zu Stande zu bringen, wenn der Krieg zwischen zwei Staaten schon ausgebrochen wäre. Man sollte daher in Friedenszeiten, wo allseitig freundlicher, guter Wille die Sache erleichterte, sich damit befassen; nach dem Beispiele so vieler seehandelnden Staaten, die in Friedenszeiten Handelstraktate schließen, und dabei gewöhnlich darüber sich vergleichen, was zur Sicherung der beiderseitigen Handelsleute nöthig ist, welche sich bei einem etwa künftig zwischen diesen Staaten ausbrechenden Kriege persönlich oder mit Waarenlagern im feindlichen Gebiete befinden.

Die östreichische militärische Zeitschrift Jahrgang 1826 im VIII. Hefte, Seite 188, hat über diesen Gegenstand tief Gefühltes und Treffliches geschrieben. Was daselbst über Verbandpläße, über Transportirung der Verwundeten, u. f. w. ZweckmäBiges gesagt wird, wiederholen wir hier nicht. Wir wollten nur dasjenige berühren, was zum Wohle der Menschheit während des Friedens im diplomatischen Wege festgeseßt, und während des Krieges in Ausübung sollte gebracht werden. - Gewiß wäre die Fürsorge für Eranke und verwundete europäische Krieger nicht. minder verdienstlich, als die jezt in Europa allgemein gewordene Theilnahme an dem Schicksale der Sklaven in den Kolonien.

Möchten diese Gedanken in öffentlichen Blättern so oft und so lange zu lesen seyn, bis ein menschenfreundlicher Diplomat sich das Verdienst eigen machte,

fie zu verwirklichen.

Kaspar Lehmann,

F. F. Hofrath.

III.

Die Ereignisse und Truppenbewegungen in der Zeit vom Friedensschlusse zu Campo formio 1797 bis zur Eröffnung des Feldzuges 1799.

(Sch I u ß.)

Indessen währten die Debatten auf den Kongref=

sen zu Rastadt und Selz ununterbrochen fort. Wenn es einerseits von Frankreich darauf abgesehen schien, die Verhandlungen in die Länge und auf einen, Zeitpunkt hinauszuziehen, an dem es der Republik ge= legen seyn würde, den Krieg wieder zu beginnen; so hielt es das: Direktorium doch kaum der Mühe werth, solche Rücksichten zu beobachten, und den Anschein wahrs haft friedliebender Gesinnungen zu behaupten. Auf diese Weise erwählte es zum Beispiele an die Stelle Treile hards, der vom Kongresse nach Paris berufen worden, den als erbitterten Anhänger des Schreckensystems be kannten Jean Debry zum Abgeordneten, der, in Vereinigung mit dem rohen und leidenschaftlichen Bon=" nier, deutlich genug bewies, wie sehr ihm jede Eigenschaft eines Friedensvermittlers abging. Der Dritte dieser Abgeordneten allein, der gleichfalls dazu neu er nannte Roberjeot, dem das Ausgleichungsgeschäft der Entschädigungen übertragen war, unterschied sich durch größere Billigkeit und Mäßigung von seinen Gefährten.

Die lehte Note (am 3. Mai), deren wichtiger Inhalt und übermüthiges Begehren die Reichsdeputazion in heftige Bewegung gesetzt hatten, betraf eine Reihe von Forderungen: „die freie Schifffahrt auf dem Rhein, dessen Nebenflüssen, und auf der Donau; — die Besībs nahme der Inseln im Rheine, der Forts von Kehl und Kassel, und eines Umkreises von 50 Morgen Landes der Brücke von Hüningen gegenüber; die Erbau ung einer Kommerzialbrücke bei Breisach; - die Schleis fung von Ehrenbreitstein, und die Übernahme aller auf den Besißungen des linken Rhein-Ufers lastenden Schulden." In den folgenden Noten, bis zum 19. Juli, wurde, ohne zu einer Entscheidung zu gelangen, das Recht der Rheinzölle bis zu einem abzuschließenden Hans delsvertrage, die Bestimmung des Thalwegs zur Grenze, und die Besißnahme des Frick-Thales bestritten und gefordert, und endlich, um diesem Streite ein Ende zu machen, von der Reichsdeputazion das Anerbieten zum Entwurfe eines allgemeinen und festaufzustellens den Traktates zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche vorgebracht. Aber dieses Ansinnen, so wie die Gegenerwiederungen auf die früheren Noten, ward mit der übermüthigen Äußerung zurückgewiesen, „daß es nur dem Sieger zustünde, die Bedingungen des Friedens vorzuschlagen." — Ferne davon, auf solche Weise über bereits lange besprochene Angelegenheiten zu irgend einem genügenden Resultate gelangen zu können, erhoben sich vielmehr in der Zwischenzeit immer neue Streitfragen, unter welche vorzüglich auch die allen Verträgen zuwider laufende Einschließung der Feste Ehrenbreitstein und die Sperrung ihres Thalweges gehörten.

So wie auf diese Weise der Gang der Unterhand

lungen immer mehr zum Gaukelspiele ward, nur dazu geeignet, der Zubereitung zum Kriege zum täuschenden Blendwerke zu dienen, keineswegs aber den Grund zu einem aufrichtig gemeinten und festen Frieden zu les gen, so gingen den Begebenheiten des Kongresses auch anderwärts solche Ereignisse zur Seite, die mit fast unbezweifelbarer Gewißheit auf das Ende schließen ließen, welches das Friedensgeschäft ehestens nehmen würde. zu solchen Vorfallenheiten, die sich in der Zwischenzeit der gedachten Verhandlungen des Kongresses zutrugen, gehörte vorerst die Auflösung desjenigen zu Selz, den man mit so großen Erwartungen eröffnen sah. Nach achtzehn Zusammentretungen trennten sich die gegenseitigen Abgeordneten (Graf Cobenzl von östreichischer, Francois von Neufchateau von französischer Seite) am 5. Juli mit der Erklärung, daß ihre Bollmachten erschöpft seyen, die Abbrechung der Verhandlungen aber keine nachtheiligen Folgen für den Fortgang jener haben würde, die zu Rastadt zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche gepflogen wurden. Die glücklichen Verheis Bungen, die gespannten Erwartungen, die man sich also von dem Selzer Kongresse gemacht, zerrannen in dessen räthselhaftem Ende, ohne auf irgend eine Weise die Hoffnung auf den Frieden befestigt zu haben.

Von einer andern Seite gaben die Vorgänge in der Schweiz, die eingetretenen Verhältnisse mit Graubündten rücksichtlich der bedrohten Lage dieses Landes, und der unerläßlichen Vorkehrungen, zu welchen Östreich schreiten mußte, um thätig zu deffen Hilfe einzugreifen, einen noch bestimmteren Fingerzeig für die Zukunft. Die Schweiz war endlich durch die Gewalt der französischen Waffen unterworfen, und am 12. April

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*1798 zu Aarau die neue Verfassung der helvetischen Republik proklamirt worden. Die Versuche, die noch hie und da in den ersten Tagen des Monats Mai, ohne Zusammenhang und hinreichender Kraft, zur Abschüttes lung des harten Joches geschahen, wurden überall mit schwerer und blutiger Rache unterdrückt, und für die Erweiterungsplane des Direktoriums schien der Pfad hinreichend gebahnt, um darauf mit voller Sicherheit weiter schreiten zu können. Am 19. August schloß Talleyrand mit der helvetischen Republik eine Konven zion, deren Bedingungen zum Theile Östreichs Inte reffen wesentlich berührten, und unverkennbar gegen dasselbe gerichtet waren. *) Tiefer Unmuth erfüllte jede Brust bei den Bedrückungen der französischen Kommissåre, welchen das Schattenbild einer Schweizerregierung keine Grenzen zu sehen vermochte. Mehrere Kantone erhoben sich abermahls gegen die neue Ordnung der Din ge, und verweigerten den ihnen aufgedrungenen Eid; kehrten aber, von der drohenden Gefahr geschreckt, zum Gehorsam zurück. Nur der Distrikt Nidwalden, im Kantone Unterwalden, beschloß offenen Kampf. Am 9. September kam es in der Gegend von Stanz bei Winkelrieds Kapelle zu einem mörderischen Gefechte, in welchem die tapfern Schweizer, hoch begeistert durch den Anblick des Denkmales ihrer alten Kraft, sich ihrer Vorfahren würdig zeigten. Theuer mußten die Franzo:

*). Frankreich behielt sich zwei Kommerzial- Straßen durch die Schweiz nach Deutschland und Italien frei, und versprach, sich thätigst zu verwenden, damit das Frickthal, Graubündten und die vorarlbergischen Lande mit der helvetischen Republik vereint würden.

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