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verlassen, um sich nach Bassano zu verfügen, als um halb sechs Uhr Abends die erste Kunde von dem bei Calliano stattgehabten Ereignisse dort eintraf. Der Feldmarschall erließ sogleich an den Gen. Fürst Reuß, welcher die nächsten Truppen am rechten Ufer der Ersch kommandirte, den Befehl, die Posten von der uns teren Sarca, dann von Moline und Stenico, einzus ziehen, und in der Nacht den Rückzug nach Trient auszuführen. Nur der Oberstlieutenant Seulen sollte noch mit seinem Bataillon den Posten Molven bis auf weitern Befehl erhalten." Bu gleicher Zeit beors derte FM. Graf Wurmser den in Kärnten zu Tarvis, Saifnik, Malborghetto und Pontafel mit 2 Ba= taillons, 2 Eskadrons stehenden Gen. Baron S&h ubirz zum zweiten Male, gleich nach Empfang dieses Befehls den Marsch durch das venezianische Gebiet nach Bassano anzutreten. Es wurde schon früher angeführt, daß, und warum, der erste Befehl unerfüllt blieb. Der Feldmarschall beauftragte sodann den Oberst Zach vom Generalquartiermeisterstabe, in Trient die Ankunft des FML. Davidovich abzuwarten, und nach der ges nauesten Erwägung der stattgehabten Ereignisse mit demselben die Vertheidigung dieser Stadt und Stelfung zu berathen. Nachdem der Feldmarschall alle diese Vorkehrungen getroffen hatte, trat er mit seinem Gefolge die Reise von Trient nach Bassano an. —.

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Als der FML. Davidovich Abends in Trient ankam, erklärte er dem Oberst Zach: „er habe in die: sem Momente nur äußerst wenige Mannschaft von den zersprengten Brigaden Vukassevich und Spork beisammen, und dürfe auch nicht darauf rechnen, während der Nacht einen bedeutenden Theil derselben zu verei

nigen. Daher sey es ihm unmöglich, Trient zu ver theidigen. Eben so wenig könne er im Voraus bestim men, ob er schon bei Lavis, oder an welchem weiter rückwärts liegenden Punkte, er eine hinreichende Anzahl Truppen zusammen bringen werde, um eine Stellung zu nehmen, und sie gegen den Feind zu behaupten." Um acht Uhr Abends erließ FML. Das vidovich einen Befehl an den Gen. Fürst Reuß, den dieser zu Bezzano erhielt. Diesem zufolge sollte dieser General, „den Marsch auf Trient beschleunigen. Er müsse am 5. vor Anbruch des Tages diese Stadt bereits passirt haben. Dann solle er dem Korps nach Lavis folgen. Um den Marsch zu decken, und dann den Nachtrab zu bilden, würden 2 Bataillons Klebeck (780 Mann) und 2 Eskadrons Erdödy Husaren (270 Mann) am Morgen noch ein paar Stunden vor dem Bohner Thore halten." „Oberstlieutenant Seulen solle zu Molven am 5. September bis zum Abend stehen bleiben, dann sich nach Rocchetta ziehen, und den Fluß Nos beseßen. Oberstlieutenant Wellhorn müsse die Posten Moline, Stenico und Dinaro einziehen, und sich an Gen. Loudon anschließen; da für ihn der Rückzug nach Trient mit zu großer Gefahr verbünden wäre.“

Am frühesten Morgen des 5. Septembers räumte der FML. Davidovich Trient, und zog sich gegen Wälsch - Michael zurück. Dieser General befand sich in einer sehr bedenklichen Lage. Die drei Brigaden seines Korps: Vukassevich, Spork und Fürst Reuß hatten, Ende August, 13,695 Mann gezählt. Jeßt, als er dem Bache Lavis nahte, hatte er nicht mehr als 5000 Mann beisammen. Die Brigade Vukassevich (2700 Mann) zählte während ihren ruhmvollen Öftr. milit. Zeitsch. 1832. I. B

Gefechten des 3. und 4. Septembers bei 1000 Todte, Verwundete und Gefangene. Die im Gebirge zur lin ken Hand aufgestellten Truppen derselben, ungefähr 1200 Mann, waren abgeschnitten worden, zogen sich ins Val sugana, nach Levico zurück, und waren also. für das Tiroler Korps ebenfalls verloren. Die Brigade Spork (6000 Mann) hatte, theils auf dem Rückmarsch von Roveredo, theils in dem Posten la Pietra, theils und zwar hauptsächlich beim Überfall des Lagers von Calliano, über zwei Drittheile ihres ausrückender Standes, meist an Versprengten, eingebüßt. Die Bris gade Fürst Reuß (5000 Mann) war durch den Umstand, daß die rechts bei Molven und an der Carca entfendeten Truppen des Oberstlieutenants Seulen von ihr durch die weite Entfernung getrennt blieben, sehr bedeutend vermindert worden. Die schnell aufeinander gefolg ten Unfälle hatten die Organisazion der Truppen zerrüttet, und den Muth der Soldaten herabgestimmt. Obwohl der FML. Davidovich unter so bedenklichen Umstånden nicht wußte, was er mit einiger Sicherheit unternehmen könne, so war er doch überzeugt, daß die Behauptung jedes Fußbreites des Bodens ein großer Gewinn für das Ganze sey. Er machte daher bei dem Markte Lavis halt, und ließ die gesammelten Truppen aufmarschiren. Längs dem Bache Lavis wurde eine. Vorpostenkette gezogen. Gen. Vukassevich, der in der Nacht vom 3. September durch einen Sturz schwer verleßt worden war, begab sich zu seiner Heilung nach Boken.

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In der Nacht vom 4. auf den 5. September hatte Gen. Baubois bei Seravalle die Etsch überschritten. Massena rückte um acht Uhr Morgens in

Trient ein, nachdem er nur noch einige Kanonen= schüsse mit dem Nachtrab der Östreicher gewechselt hatte. Vaubois folgte ihm um die Mittagsstunde. Diese beiden Divisionen bezogen nun ein Lager vor der Stadt. -Erst als der französische Oberfeldherr in Trient an= kam, erhielt er durch die übereinstimmenden Aussagen der Gefangenen und der Einwohner die Überzeugung, daß ihm bisher nicht der Feldmarschall Wurmser mit der kaiserlichen Hauptmacht, sondern nur ein kleiner Theil derselben, nämlich die zwei Brigaden Vukassevich und Spork, unter FML. Davidovich gegenüber geftanden sey, und daß der Feldmarschall sich mit der Hauptmacht nach Bassano gewendet habe. *) Bonaparte faßte

*) Der Gen. Jomini, welchem bei der Verfassung seiner Histoire des guerres de la révolution die offiziellen Papiere des französischen Kriegsdepartements, die Mittheilungen gewichtiger Augenzeugen, und viele an = dere Quellen zu Gebote standen, der bei der neuen Auflage des, die zweite Hälfte des Feldzug8 1796 behandelnden, neunten Bandes, im Jahre 1821, · auch die schon zwei Jahre früher (1819) erschienene Correspondance inédite de Napoléon Bonaparte be= nüht hatte, — ist ebenfalls der Meinung, daß der französische Oberfeldherr erst am 5. September, bei seiner Ankunft in Trient, den Marsch des FM. Grafen Wurmser durch das Brenta-Thal nach Bassano erfuhr. „La „fortune seconda à merveille le général français: car, „à l'instant où il s'ébranla des hauteurs de Rivoli et „des bords du lac de Garda pour envahir le Ty«rol, le général autrichien, de son côté, partait ,,de Trente pour descendre par la vallée de la Brenta, „afin d'exécuter le projet de Lauer, etc. (p. 102)„A peine arrivé dans cette capitale du Tyrol italien

sogleich seinen Entschluß, und traf die nöthigen Anstalten, dem Feldmarschall durch das Thal der Brenta nach

(Trente, le 5 de Septembre), Bonaparte apprit qu'il „n'avait eu à combattre que la moitié des forces en„nemies, et que Wurmser s'était dirigé avec le reste sur Bassano. Son parti fut bientôt pris, etc." (p. 108). - Eben so meldete Bonaparte selbst, aus Trient am 6. September, dem Direktorium als eine uner. wartete Neuigkeit: „L'ennemi s'est jetté

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sur la Brenta pour couvrir Trieste. Je mar,,che aujourd'hui le long de la Brenta, pour attaquer ,,l'ennemi à Bassano."etc. (Oeuvres compl. deNapoléon, Tome I. page 174; Corr. inéd. T. II. p. 5.); und in einem zweiten Schreiben an das Direktorium vom nämlichen Tage und Orte: „Le 19 fructidor (5 „Septembre) à huit heures du matin, le général Mas„séna est entré dans Trente. Wurmser a quitté cette „ville la veille, pour se réfugier du côté de Bassano.>> (Oeuvr. compl. T. I. p. 178). – Aus diesen Stellen geht hervor, daß der Oberfeldherr, vor seinem Aufbruche nach Tirol, den Plan Wurmsers nicht ahnete; und daß er auch bei seinem Einrücken in Trient am 5. September Morgens, als er dort weder den FM. Wurmser, noch dessen Truppen, mehr vor sich fand, selbst am 6., als er jenen Bericht an das Direktorium niederschrieb, Wurmsers Plan noch nicht durchschauet hatte. Denn weder zog der kaiserliche Feldmarschall nach Bassano, „um Triest zu decken"; - noch war dieser am 26. August schon festgesette, seit 1. September in der Ausführung begriffene Marsch dreier Divisionen „eine Flucht nach Bassano.“ — Jn: deß kommt in den auf Sanct Helena verfaßten Mémoires de Napoléon (III. Livraison. Paris 1823. Campagnes d'Italie. Tome I. pag. 297) folgende Stelle vor, in welcher behauptet wird, daß der Obergeneral des FM. Wurmsers Plan schon Ende Augusts

und

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