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Dieser Tag gab Klebern die Überzeugung, daß die Eroberung der Festung ernstlichere Vorbereitungen erheische. Er beschränkte sich, bei der vorgerückten rauhen Jahreszeit, auf Errichtung einer zusammenhängenden Circumvallations-Linie, die von Laubenheim über Hechtsheim, Marienborn, Drais, Findheim, nach Bodenheim lief, und noch eine Kette von Posten, vom heiligen Kreuz, über die Höhen von Brezenheim, Genfenheim gegen Monbach hin, vor sich hatte.

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Auch gegen Manheim und die dortige Rheinschanze waren des Feindes Vorkehrungen gerichtet. Er hatte die am 18. Oktober angefangene Circumvallations. Linie, die sich von Mundenheim über Oggersheim gegen die Friesenheimer Waldungen halbmondförmig dehnte, am 12. November beendigt. Sumpfige Niederungen, von Wassergraben durchschnitten, sicherten Front und Flans ken. Ein wohlberechnetes Kreuzfeuer erschwerte die Annäherung der Östreicher. Nun war der Feind bedacht, sich mit Angriffswerken den östreichischen Verschanzungen in so ferne zu nahen, daß er nicht nur diese, sondern auch die Stadt, beschießen konnte. Diese Arbeiten waren durch den Sumpf begünstiget, der sich gegen Gräfenau und die Hemshöfe herumzieht, und die östreichischen Verschanzungen dergestalt umschloß, daß diese durch zweckmäßig angelegte Redouten mit einem koncentrisch kreuzenden Feuer, und zugleich die Stadt mit Einäscherung, bedroht wurden.

Der Feind benügte diesen Umstand mit voller richtiger Ansicht, und vollendete sein Werk im Laufe November, ungeachtet die Belagerten durch ein heftiges Feuer, das vorzüglich in der Nacht vom 15. auf den 16., und vom 28. auf den 29. ununterbrochen fortges

fest wurde, das drohende Ungewitter zu entfernen sich bemühten. Um 2. Dezember kündeten mehrere Kanonenschüsse an, daß die feindlichen Redouten bereits mit dem gehörigen Belagerungsgeschüß dotirt seyen.

Das Schicksal der beiden Festungen Mainz und Manheim war an einander gekettet. Beide zugleich konnten nicht wohl nachdrücklich angegriffen werden. Durch wechselseitige nachdrückliche Ausfälle konnten die feindlichen Fortschritte gehemmt werden. Die k. k. Ars mee allein, war aber nicht stark genug, diesen Forderungen zu entsprechen.

Nach diesen Ansichten wurden mit dem FM. Möllendorf lebhafte Verhandlungen angeknüpft, um die Mitwirkung der preußischen Armee zu erwirken. Möllendorfs unumwundene Erklärung, sich in keine offensi= vè Bewegung einzulassen, gab dem Herzog Albrecht die Gewißheit, daß er nur auf seine eigenen Streitkräfte bei allen künftigen Unternehmungen zählen dürfe. In einem Kriegsrathe ward nun über das Schicksal Manheims berathen, wo alle Mittel als unzulänglich befunden wurden, die Einäscherung dieser Stadt zu verhindern. Man beschloß endlich, bei dem Umstande, daß der Eisgang am Rhein die Verbindung mit der Rheinschanze erschwere, dem Feind unter der Bedingung, daß er die Stadt nicht beschieße, das ganze linke RheinUfer abzutreten.

Der Kommandant des 15,000 Mann starken Belagerungs-Korps, Gen. Vacchot, kam jedem Antrag schon am 22. Dezember dadurch zuvor, daß er den Kommandanten der Rheinschanze, den kurpfälzischen Gen. Deron, zur Übergabe binnen drei Stunden aufforderte. Da jedoch die östreichischer Seits gemachten Vorschlä=

ge nicht angenommen wurden, so begann der Feind in der Nacht vom 23. auf den 24. um die Mitternachtsstunde, aus acht Batterien ein heftiges Feuer mit Mörfern und Haubigen, sowohl gegen die Verschanzungen am linken Rhein-Ufer, wie gegen die Stadt, in welcher mehrere Häuser zerstört, und viele Einwohner ges tödtet und verwundet wurden. Die Beschießung währte den ganzen folgenden Tag mit der alles vernichtenden Wirkung bis vier Uhr fort, wo dann der Feind die zweite Aufforderung machte.

Die Vorstellungen des Magistrats, der Jammer der Bürger, welche die Einäscherung ihrer Häuser und den Tod der Ihrigen mit ruhiger Ergebenheit ertragen hatten, dann die Unmöglichkeit, die Befagung in der Rheinschanze zu unterstüßen, die folglich unterliegen mußte, bestimmten den FML. Wartensleben, unter der Bedingung eine Kapitulation abzuschließen, daß Manheim während dem Lauf des Krieges vom linken Rhein-Ufer nicht beschoffen werde. Um 24. Dezember Abends um eilf Uhr ward die Kapitulation angenom= men und unterzeichnet, und am 25. nahmen die Frane zosen, nach einer zehnwochentlichen Berennung und geführten Belagerung, von der Rheinschanze Besiß.

Bei Mainz verhielt sich Kleber vom 2. bis 14. Dezember ruhig. An diesem Abend mißlang ein Angriff, den er gegen Weißenau unternahm. Vom 18. bis 20. brachte er links von der Kirche von Brezenheim eine Schanze zu Stande, von wo aus die östreichische Zahlbas cher Redoute in ihrer rechten Flanke bedroht wurde. FML. Melas machte am 20. einen allgemeinen Ausfall um sieben Uhr Abends, und kehrte erst zurück, als das bei Brezenheim errichtete feindliche Werk zerstört war.

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Am 22., 28. und 29. hatten noch bedeutende Gefechte Statt, in denen der entschiedene Nachtheil auf der Seite der Franzosen war. Die Mainzer Besar Bung belief sich am Schluß des Feldzuges auf 283 Ba= taillons und 4 Eskadrons.

Die kaiserliche Armee lag am rechten RheinUfer zwischen Mainz und Basel, in engen Kantonnirungs-Quartieren.

Groß waren die Beschwerlichkeiten, mit denen die Franzosen während dem Laufe des Winters vor Mainz zu kämpfen hatten, und die sie mit Geduld ertrugen. Die Blockade von Luxemburg, wo sich der FM. von Bender so hartnäckig mit 10,000 Mann vertheidigte, war für die Franzosen nicht minder beschwerlich. Hier verlor Gen. Moreaur sein Leben. Gen. Ambert folgte ihm im Kommando, und hatte mit den Ausfällen der Belagerten, mit Mangel jeder Art, und der ganzen Strenge der Jahreszeit, die unter den Belagerern verheerende Seuchen hervorbrachte,' zu kämpfen.

III.

Geschichte

des kaiserlich

öftreichischen 7. Linien - Infanterie - Regiments Großherzog Toskana.

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Das Regiment wurde 1691 von dem FML. Notger Wilhelm Grafen von Öttingen-Baldern errichtet. Im folgenden Jahre diente es bei der Belagerung von Groß-Wardein; im Jahre 1696 focht es in der Schlacht bei Ollasch, und im Jahre 1705 gegen die ungrischen Insurgenten in der Schlacht bei Schibo.

Nach dem Ableben des FML. Freiherrn von Pfef= fershofen, der dem Grafen von Öttingen-Baldern gefolgt war, erhielt der Feldmarschall Eberhard Fries drich von Neipperg das Regiment (1700), der es im Jahre 1717 seinem Sohne, dem nachherigen Feldmarschall Wilhelm Reinhardt Grafen von Neipperg, abtrat, welchem im Jahre 1774 der FML. Graf Harrach als Inhaber folgte.

Mit dem Nahmen Neipperg stand das Regi= ment in den glorreichen Feldzügen von 1716 bis 1717 unter dem großen Eugen. Es half den Sieg bei Peterwardein erringen, und stürmte bei der Belagerung von Temeswar die Palanka. Es föcht im Jahre 1717 in der ewig denkwürdigen Schlacht von Belgrad, die den Fall dieser Festung und einen rühmlichen Frieden herbeiführte.

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