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,,auf Befehl des Kaisers beigegeben worden war, anzu,,ordnen geruhen würden." Der Kaiser schrieb ad marginem dieser Anfrage mit eigener Hand: „Fürsten von Schwarzenberg will ich zum Hauptmann, wegen seiner hoffnungsvollen Anlage, ein brauchbarer Ofzier zu werden, ernennen. Das Regiment kann er sich selbst wählen." So erkannte schon damals Kaiser Joseph den Mann, der von der Vorsehung ausersehen war, halb Europa von dem Joche fremder Tyrannei zu befreien.

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Am 18. November verließen Seine Majestät, in Begleitung Seiner Königlichen Hoheit des Erzherzogs Franz und des FM. Grafen Lacy, Semlin, um sich nach Peterward ein zu begeben, und traten dann von da ohne Aufenthalt die Reise in Ihre Residenzstadt Wien an.

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Nach der Abreise des Kaisers trug der komman= dirende Gen. d. Kav. Graf Kinsky dem Seraskier Abdy Bassa, Gouverneur von Belgrad, zur Schonung der beiderseitigen Truppen, während der Dauer der stren gen Jahreszeit, einen Waffenstillstand gegen zehntägige Aufkündigung an. Der Seraskier anwortete zwar, daß er ohne die Einwilligung des Großveziers hierin nichts verfügen könne; allein er nahm doch den Waffenstiαstand einstweilen bis zu deffen Ratifikazion durch den Großvezier an; von dem er späterhin bestätigt, auf alle östreichischen Grenzen ausgedehnt wurde, und er dauerte den ganzen Winter hindurch, bis zur Wiedereröffnung des zweiten Feldzugs.

So war nun eine Kampagne beendet, die, mit Kraft und Energie vorbereitet, unter den besten Auspizien begonnen, dann durch politische Verhältnisse in

ihrem Fortgange gehemmt, der östreichischen Hauptarmee Verluste zuzog, die um so schwerer zu verschmerzen waren, als sie außer dem gewöhnlichen Laufe der Kriegsereignisse lagen, und auch hier zum Theil durch die entgegenwirkenden politischen Verhältnisse verursacht worden waren. Denn das längere unthätige Beisammenseyn einer großen Masse von Truppen, in jenem krankbeitsschwangerem Klima, war ohne Zweifel eine Mitursache zu den Krankheiten, welche sich in der Hauptarmee verbreiteten, und diese vielleicht mehr als um die Hälfte herabseßten. Wenn auch die Erfolge der Erwartung nicht entsprachen, zu der man im Ganzen berech tigt war, so behaupteten doch die östreichischen Waffen überall, wo es zum Kampfe kam, ihren alten Ruhm, und einzelne Züge von Heldenmuth, einsichtsvoller Entschlossenheit und aufopfernder Hingebung, fügten neue Blätter zu dem nie welkenden Lorbeerkranze Östreichs.

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III.

Skizze des Feldzugs 1795 am Rheine, bis zu dem Uebergange der Franzosen bei Urdingen im September.

Nach östreichischen Originalquellen bearbeitet
von Joh. Bapt. Schels, E. P. Major.

Der Feldzug 1794 hatte die alliirten Heere hinter den Rhein zurückgeführt. Im Winter 1794—1795 ging dann auch Holland verloren. Die merkwürdigen Ereignisse dieses Winterfeldzuges wurden bereits in dem laufenden Jahrgang der militärischen Zeitschrift (in den Heften I., II., IV., V., VII. und IX.) geschildert. Jenseits des Rheines befanden sich nun nur noch zwei feste Pläße in den Händen der Alliirten: Luxemburg, von den Franzosen seit November eingeschlossen, dessen Vertheidigung bis zum 7. Juni 1795 wir im Jahrgang 1830 der Zeitschrift (in den Heften VII. und VIII.) dargestellt haben, und Mainz, ebenfalls auf dem linken Ufer des Rheines von einem französischen Heere blockirt. Der mächtige Strom, welcher die Heere schied, verhinderte auf der langen Linie von Basel bis Wesel durch acht Monate fast jede feindselige Berührung. Erst als Ans fangs September Jourdan, mit der Sambre und Maas - Armee, bei Urdingen den Niederrhein überschritt, entbrannte der Kampf. Jourdan rückte über

die Wipper, die Sieg und die Lahn hinauf, gegen den Main, und blockirte Ehrenbreitstein. Pichegru, mit dem Centrum der Rhein und MoselArmee, nahm Manheim in Besit. Der FM. Graf Clerfant aber zog sich mit der kaiserlichen Hauptund Reichsarmee hinter den Main zurück. Nun blockirte Jourdan Mainz auch auf dem rechten Ufer des Rheines.

So weit waren die beiden französischen Heere bis zum 23. September vorgedrungen. Aber am 24. wurde bei Handschuhsheim das Centrum Pichegrus durch den rechten Flügel der E. E., vom Gen. der Kav. Grafen Wurmser befehligten, Oberrhein-Armee geschlagen. Durch eine Reihe kunstvoller Manöver und Märsche nöthigte sodann der FM. Graf Clerfant den Gen. Jourdan, die Blockade von Mainz auf dem rechten Rheinufer aufzuheben, und sich hinter den Niederrhein zurückzuziehen. Um 18. Oktober schlug der Gen. d. Kav. Graf Wurmser das vor Manheim aufgestellte Centrum Pichegrus, und begann sodann die Blockade dieser festen Stadt. Am 29. Oktober erstürmte FM. Graf Clerfant die auf dem linken Rheinufer um Mainz gezogenen Linien, und schlug die französische Blockadearmee in die Flucht. Der Gen. d. Kav. Graf Wurmser belagerte Manheim; und zwang diese Stadt am 22. November zur Ergebung. Indeß kämpften die kaiserlichen Haupt- und Reichs-Urmee, und der rechte Flügel der k. k. Oberrheinarmee, gegen die beiden französischen Heere, den November und Des zember hindurch, in zahlreichen Gefechten am Rheine, an der Selz, Pfrim, Eis, an der Nahe, dem Frankendahler, Reh- und Speier-Bache, -an der Queich,

Glan, Blies und Lauter; bis zu dem am Ende des Jahres erfolgten Abschluß des Waffenstillstandes.

In diesen Blättern wird nächstens Jourdans Rheinübergang dargestellt, und die Skizzen der übrigen, obengenannten wichtigen Kriegsbegebenheiten sollen in der Folge mitgetheilt werden. Eine ge= drängte Übersicht dessen, was in den ersten sieben Monaten, da die Waffen am Rheine fast gänzlich ruhten, bei den beiderseitigen Armeen vorging, wird hier als Einleitung vorausgeschickt.

Die Ereignisse des Jahres 1794 hatten die Koas lizion mächtig erschüttert. Ihre trefflichen; kriegsgeüb. ten Heere waren von regellosen Haufen unerfahrener Waffenneulinge in den Niederlanden und am Rheine zurückgedrängt worden. Die Natur selbst bahnte den republikanischen Heeren im Winter 1794-1795 den Weg über die Holland deckenden Gewässer, und die Franzosen eroberten alles Land zwischen der Nordsee und der Emms. Östreich und das deutsche Reich, Preußen, England, Spanien und die italienischen Staaten waren gegen die Revoluzion verbündet. Die alliirten Heere hatten drei Jahre mit aller Kraftanstrengung den bewaffneten französischen Volksmassen widerstanden. Jest war der Rhein die lehte Schußwehre Deutschlands geworden, und hinter diesem Flusse standen die Heere des Kaisers und des Reiches in Bereitschaft, den Franzosen den Übergang zu wehren. — Als im Jänner 1795 die Eroberung Hollands vollendet worden war, faßte der Nazionalkonvent den Entschluß, die Niederlande und die am linken Rheinufer liegenden deutschen Länder mit Frankreich zu

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