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und die wohlhabenden Familien nach Willkür besteuert. Außerdem waren große Requisizionen an Lebensmit teln, Kleidungsstücken, Pferden, u. f. w., ausgeschrie ben worden, welche die Kommissäre mit Härte, Übermuth und Eigennuß eintrieben. Alle Volksklassen wur den durch diese vielfache, und zum Theil unerschwing, liche Belastung in Noth gestürzt, durch die Beraubung der Kirchen, durch die unverschämten Erzeffen der zuchtlosen Horden, empört. Diese feindselige Stimmung des Volkes war Bonaparten ohne Zweifel bes kannt. Er glaubte aber, in den acht Tagen seines Aufenthaltes zu Mailand, durch die vorbereitenden Anftals ten zur Errichtung der Nazionalgarden, durch Einses gung neuer, den Franzosen ergebener Obrigkeiten, und durch andere revoluzionäre Hilfsmittel, jede Gefahr beseitiger zu haben. Seine Erwartung wurde jedoch getäuscht.

Noch am Morgen des 24. Mai holte ein Eilbote des Kommandanten von Mailand, Gen. Despinois, den Oberfeldherrn in Lodi ein. Er meldete, daß drei Stunden nach Bonapartes Abreise, in der Hauptstadt der Aufruhr ausgebrochen sen. Das Volk hieb den Freiheitsbaum nieder, trat die dreifarbige Kokarde mit Für Ben, und bemächtigte sich des gegen Pavia führenden Thores, um das Landvolk einzulassen, welches mit größe ter Eile und Erbitterung zu den Waffen gegriffen hatte. Auch die östreichische Besaßung des, seit 14. Mai berennten, Kastells hatte einen Ausfall gemacht, um die Volksbewegung zu unterstüßen. Indeß war es dem Gen. Despinois dennoch gelungen, das der Führer entbehrende Volk durch einen raschen Angriff zu zerstreuen.

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300 Reitern nach Mailand zurück. Auch beorderte er von der, eben an den Oglio rückenden Armee, 2 Keis ter-Regimenter, 3 Bataillons und 4 Geschüße, nach dieser Hauptstadt zu eilen. Noch am 24., und dann am 25., suchte er dort, die Ruhe durch die strengsten Maßregeln herzustellen. Es wurden viele Geißeln ausgehoben, der Erzbischof, der Adel und die Geistlichkeit, für die Erhaltung der öffentlichen Ruhe ver antwortlich gemacht. Eine Proklamazion drohte allen, mit den Waffen in der Hand gefangenen, Insurgenten den Tod, und die Niederbrennung der Orte, wo Widerstand versucht würde. Den Drohungen folgte schnell der Vollzug. Bei Binasco hatten sich acht hundert Bauern gesammelt. Diese wurden am 25. Mai von dem Brigadechef Lannes mit einer beweglichen KoIonne angegriffen, bei hundert derselben getödtet, die übrigen zerstreut, der Ort geplündert und verbrannt.

Die Einwohner Pavias hatten sich gleichfalls bewaffnet, den dort eben ankommenden Divisionsgeneral Haquin, nebst mehreren ihn begleitenden Offizieren, gefangen genommen, und, mit 8000 Bauern vereint, das Schloß berennt. Die französische Besa= Bung bestand, seit die Division Augereau am 20. Mai wieder an die Adda abmarschirt war,

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nur aus

drei hundert Mann mit 2 Kanonen, die sich aus Hun= ger am 26. Mai ergaben. Bonaparte hatte am 25. den Erzbischof von Mailand`nach Pavia gesendet, des= sen Versöhnungsversuche aber bei dem wüthenden Volke kein Gehör fanden. Am Nachmittag des 26. Mai traf Bonaparte selbst, mit 1500 Mann und 6 Kanonen, vor Pavia ein. Die Aufforderung der Stadt blieb ohne Erfolg, und eben so fruchtlos die Beschießung. Da

führte endlich Gen. Dommartin das sechste Grenadier Bataillon zum Sturme, zwei Achtpfünder an der Spize der Kolonne. Die Thore wurden durch KanonenEugeln zerschmettert, mit Arten vollends eingehauen, und nach einem heftigen, aber kurzen Widerstande, die ganze Stadt beseßt. Bonaparte ließ Pavia plündern, die Munizipalität und die Rädelsführer des Aufstandes niederschießen. Drei Halbbrigaden (die 14., 46. und 51.), 210 Reiter und 30 Kanoniere, wurden in die Stadt gelegt, Geschüß und Munizion hingeschafft, dem Gen. Haquin das Kommando übertragen, die Citadelle in Vertheidigungsstand gesetzt, und mit allen Nothwendigkeiten für eine Besagung von 2000 Mann auf vier Wochen, ausgerüstet, Brücken über den Gra velone und Po gebauet. Am 27. wurde die neue, aus französischen Anhängern zusammengesetzte, Munizipalität in ihr Amt eingeführt. Späterhin erhielt Gen. Lanusse das Kommando in Pavia. Dieser meldete am 15. Juni Bonaparten, daß die Brücke über den Po, und die auf beiden Ufern zu derselben führenden Stras Ben vollendet seyen; daß die Arbeiten zur Befestigung des Schlosses mit größter Thätigkeit fortgeseßt würden ; u. f. w.," und am 17. Juni: „daß er bereits vier und sechzig Geißeln ausgehoben, und nach Tortona geschickt, und alle Glocken von den Thürmen abgenommen habe; und daß jest Ruhe und Vertrauen in der Stadt herrschten." Auch durchzogen damals mehrere bewegliche Kolonnen die Lombardie, um das Volk zu entwaffnen. In allem wurden zwei hundert der vornehmsten und reichsten Einwohner als Geißeln nach Frankreich ge= schleppt. Schon in den nächsten Tagen nach Pavias Eroberung folgten auch wirklich, auf das Toben des Auf

ruhrs, erzwungene Ruhe und Grabesstille. So konnte also Bonaparte sich wieder zu seinem Heere wenden, dessen größter Theil den Marsch gegen den Mincio, in diesen stürmischen Tagen, dennoch fortgesetzt hatte. —

Während die Bewegungen des französischen Heeres bereits die, von dem Oberfeldherrn beschlossenen, Operazionen einleiteten, trafen erst die Befehle des Direktoriums aus Paris ein, welche in mancher Hine sicht nicht mit den Planen Bonapartes übereinstimme ten. Der Befehl vom 18. Mai (in der Corr. inéd. T. I. p. 194 u. f.) trug dem Oberfeldherrn auf: „nicht eher von Beaulieu abzulassen, als bis er aufgerieben, und so zersprengt sey, daß er in diesem Feldzuge nichts mehr unternehmen, in diesem Jahre gar nicht mehr im Felde erscheinen könne. Er solle ihn überall hin verfolgen, bis die östreichische Armee ganz vernichtet sey. — Wäre dieses erreicht, so würde sich die französische Macht in Italien theilen. Unter dem Namen der Alpene armee, würde Gen. Kellermann die Truppen in der Lombardie befehligen. Deffen Aufgabe wäre dann, einige Divisionen und Detaschements nach den Pässen und Eingängen Tirols zu bewegen, die Östreicher hefs tig zu verfolgen, auch Abtheilungen, so weit als möglich, in Deutschland vordringen zu lassen, um Kon= tribuzionen zu erheben, und die Verbindung der Öfts reicher in Tirol, mit jenen am Rheine, zu beunruhi gen. Überhaupt solle Kellermann den größeren Theil seiner Truppen in den Tiroler Gebirgen aufstellen, um sie den, in den Ebenen zu befürchtenden, Verheerungen der Hiße und der Seuchen zu entziehen. In der Lombardie sollten nicht mehr Truppen gelassen werden, als unumgänglich nöthig seyen, das Land zu beseßen,

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und die Verbindung der Armee mit Frankreich zu, des cken. Die Besatzungen der in Piemont, durch den Friedensvertrag, Frankreich eingeräumten festen Pläge, würden von den aus dem südlichen Frankreich nachrückenden Truppen bestritten werden." Mit der andern Hälfte der Kriegsmacht solle Bonaparte die Engländer in Livorno züchtigen, den Papst bedrohen, den König von Neapel zu einem, für Frankreich vortheilhaften, für England verderblichen Frieden zwin, gen. Diese Bewegungen im südlichen Italien sollten mit Schnelligkeit ausgeführt werden. Alles, was von dem Reichthum und den Hilfsquellen jener Länder erpreßt werden könne, müßte unverzüglich nach Frankreich geschickt werden. Bonaparte solle nichts in Italien lassen, was er hinwegschaffen, und was Frankreich nüglich seyn könne."

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Da Bonaparte dem Direktorium schon früher eine Operazion durch Tirol nach Östreich, vorgeschlagen hatte, so hielt das Direktorium dieselbe, dermalen ,,noch, für mit zu vielen Schwierigkeiten verbunden. „Nach Vollendung des Zuges in Unter-Italien,-im „Herbste, hoffe das Direktorium, den Plan, von ,,Italien aus, in das Herz von Deutschland vorzudrin„gen, wieder aufzunehmen, weil bis dahin auch: „die französische Rheinarmee entscheidende Schläge aus„geführt haben dürfte." — Nachdem das Direktorium sich über den schlechten Zustand der an der Maas, Mo. sel und dem Rheine stehenden Armeen beklaget, „die ohne Magazine, dem größten Mangel preisgegeben, - ihre Reiterei aus Abgang der Pferde ganz undienstbar, ihre Kaffen leer seyen," -wird Bonapar=

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