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zwingen könnte. Er berief daher die höheren Offiziere der Besabung zu einem Kriegsrathe. Das Ergebniß desselben lautete folgendermassen: „Es könne dem Feinde allerdings gelingen, einen Sturm gegen die Festung auszuführen. Da unter der Besagung sich nur 747 be= waffnete Infanteristen befänden, so könne der weite Umfang der Werke kaum gehörig beseßt, vielweniger mit Erfolg vertheidigt werden. Die Werke seyen durchaus im schlechtesten Zustande; die Mauern niedrig, und an manchen Stellen zerfallen; der Graben fumpfig, doch überall leicht zu durchwaten. Auch könnten feindliche Schiffe auf der Etsch herabfahren, und zwischen den beiden Stadttheilen eine Landung ausführen. Es befanden sich in der Stadt die bei Cerea gefangenen 3 Stabs, 30 Oberoffiziere und 703 Mann vom Wachtmeister abwärts. Aus Mangel an Kasematten und Kafernen könnten diese Franzosen nicht eingesperrt, wes gen Schwäche der Besaßung nicht hinreichend bewacht werden. Die Munizion wäre nur auf einen Tag hinreichend, und von Lebensmitteln wäre nicht der geringste Vorrath vorhanden."— Der Kriegsrath beschloß, „um zur Sicherung des Marsches der Armee auf Mantua, nach Vermögen der Besaßung, beizutragen, müsse die Übergabe Legnagos bis zum folgenden Tage verzögert Der Kommandant ersuchte nun den Ge= neral Augereau um Bedenkzeit bis zum nächsten Morgen, und diese wurde ihm, zwar, mit Unwillen, doch. endlich zugestanden.

werden."

Um von den in der Stadt vorhandenen Kriegsgefangenen den möglichsten Nußen zu ziehen, hatte der Major Juch den 33 Stabs- und Oberoffizieren schriftliche Reverse abgefordert, vor ihrer Auswechslung nicht

gegen Östreich zu dienen, und sie dann am 12. Seps tember um Mittag nach Cerea, an den französischen Gen. Lespinasse, überschickt. Eben so wurden um sieben Uhr Abends die 703 kriegsgefangenen französischen Solmit dem Vorbehalt, daß eben so viele ge= fangene Östreicher in Freiheit entlassen würden, — dem Gen. Victor übergeben.

daten,

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Um Morgen des 13. Septembers wurden die Unterhandlungen eröffnet, und vom Major Juch mög=" lichst in die Länge gezogen. Endlich um fünf Uhr Abends, nachdem die Kapitulazion in Augereaus Hauptquartier zu Bosco di Santa Anna unterzeichnet worden, mars schirte die Besaßung mit allen Kriegsehren aus, streckte auf dem Glacis die Waffen, und nach geleistetem Eide, vor der Auswechslung nicht gegen Frankreich zu dienen, marschirte sie nach Friaul ab. Sie zählte beim Ausmarsch 1948 Mann, und vermehrte sich unterwegs durch 156 Selbstranzionirte, so daß ihre Zahl sich auf 2104 Mann. belief, als sie am 29. September in Triest einrückte. Einige und zwanzig Kanonen geriethen zu Legnago in des Feindes Hände.

Bonaparte verwendete nach dem Falle Legnagos alle ihm zu Gebote stehenden Truppen dazu, den FM. Grafen Wurmser aus seiner vor Mantua ge= nommenen Stellung zu verdrängen. Denn in dieser blieb der Feldmarschall Herr der nächsten Umgegend, konnte aus derselben Lebensmittel und Fourrage zusam menbringen, hielt einen großen Theil der französischen Streitmacht am Mincio fest, und hätte alle, künftig von Tirol und Friaul her zu machenden, Entsaßversuche mit Leichtigkeit und großer Wirkung unterstüßen können. War aber das östreichische Korps in die Festung

gedrängt, so konnten die Franzosen mit einer weit ges ringeren Truppenzahl, als die eingeschlossene östreichische Macht, die Festung blockiren, weil die Beschaf-. fenheit des Plages das Herausbrechen der Besaßung keineswegs begünstigte.

Der Gen. Augereau hatte, anhaltender Kranklichkeit wegen, am 13. September das Kommando seiner Division dem Gen. Bon übergeben, und sich nach Mailand verfügt. Die Division brach noch am nämlichen Tage von Legnago nach Governolo am Mincio auf. Gen. Von hatte den Auftrag, diesen wichtigen Übers gangspunkt und die jenseitige Landschaft Seraglio zu beseßen, und sich dann gegen die Vorstadt San Giorgio zu wenden. Massena rückte in der Mitte über Cas fellaro, Sahuguet rechts gegen die Favorita vor. Hier gerieth der Leßtere mit dem östreichischen line ken Flügel in ein lebhaftes Gefecht, erhielt Anfangs einige Vortheile, wurde dann aber zurückgeschlagen, und verlor 3 bereits eroberte Kanonen wieder.

Am 14. September Vormittags rückte Masfena über Due Castelli vor. Es glückte seinem Vors trabe, die östreichischen Vorposten ohne mindesten Lärm aufzuheben, und so gelangten die Franzosen unbe merkt bis an das Lager. Hier waren die Truppen so eben mit dem Abkochen beschäftigt; die abgemüdete Infanterie überließ sich der Ruhe, und der größte Theil der Reiterei war nach der Stadt um Fourrage gerits ten. Es war eilf Uhr, als plötzlich die Lagerwachen Feuer gaben. Aber in demselben Momente drangen auch schon die Franzosen, Infanterie und Kavallerie, ins Lager, und tobten in demselben mit betäubendem Ges schrei umher. Mancher Östreicher, auf seinem Stroh

lager ruhend, oder sein Mittagsbrot genießend, wurde zwar bei diesem überraschenden Einfall niedergestochen; aber bald geriethen auch die Franzosen in Uns ordnung. Sie befanden sich im bunten Gemenge unter den sich erhebenden Östreichern verwickelt, und wußten eben so wenig, wo sie zweckmäßig sich hinwenden, als die Östreicher, wie sie die unwillkommenen Gäste vertreiben sollten.

Da schallten durch die verwirrten Haufen die Stimmen einiger östreichischen Offiziere, die zuerst wieder Fassung gewonnen hatten. Sie riefen ihren Leuten zu, nach den ihnen zunächst liegenden Waffen zu greifen, und die eingedrungenen Feinde anzufallen. Mit Bligesschnelle verbreitete sich dieser Ruf durch das ganze Lager, brachte die Mannschaft zur Besinnung und zum schnellen Handeln. Ein Soldat griff nach einem Feuerbrande; der Andere nach einer Stange; dieser nach der Muskete; jener nach einem Säbel. Jeder schlug mit dem Werkzeuge, das ihm eben in die Hände kam, auf die Franzosen los. Ein allgemeines Handgemenge ent= stand. Die Franzosen wurden von ihren hinteren Abtheilungen nicht gehörig unterstüßt. Sie verloren nun ihrer Seits die Fassung, und sahen sich eben so schnell wieder aus dem Lager vertrieben, als sie in dasselbe ein gebrochen waren. Die Betäubung war jeht bei beiden Theilen gleich groß. Im Lager konnte man nicht errathen, wie und woher der Feind so plößlich in dasselbe gekommen. Die Franzosen hingegen, die sich schon Meister des Lagers gewähnt hatten, konnten nicht begreifen, wie sie so schnell wieder herausgeworfen wors den. Indessen hatten die östreichischen Soldaten Zeit gewonnen, ihre Waffen zu ergreifen, und sich in ihre

Kompagnien und Bataillons zu reihen. Die Franzosen rückten dann freilich zum neuen Angriff vor; aber sie fanden bereits geordneten und nachdrücklichen Widerstand.

Die Kunde von dem feindlichen Überfall war nun bereits auch in die Festung gedrungen. Die dort so eben mit Abnahme der Fourrage beschäftigten Reiter warfen die Habersäcke und Heubündel von sich, und jagten mit verhängtem Zügel zur Citadelle hinaus, und gegen die Favorita zu. Unter der Führung des Gen. Baron Ott und Oberst Graf Klenau, ohne Sattel, nur auf Decken sizend, stürzten sich die Reiter mit dem Säs bel in der Faust auf den Feind. Der Angriff wurde mit solchem Ungestüin ausgeführt, daß die Franzosen in einem Augenblick geworfen, zersprengt, eine Menge niedergebauen, 1 Brigadechef, 60 Offiziere und 500 Mann gefangen, und 9 Kanonen erobert waren. Massena bemühte sich vergebens, seine Infanterie zusams men zu halten. Sie würde gänzlich aufgerieben worden feyn, wenn nicht in diesem kritischen Momente der Gen. Kilmaine mit dem 20. Dragoner-Regimente zu ih rer Rettung eingetroffen wäre. Er hielt die östreichische Reiterei in der Verfolgung auf, und deckte die Flucht der französischen Infanterie. Massena zog sich nun mit seiner Division auf eine beträchtliche Strecke zu= rück, und nahm Abends eine Stellung bei Due Cas stelli. *)

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*) Die Art, wie dieses Treffen in den Oeuvres complètes de N. B. T. I. p. 187, und in den Mémoires de Nap. 3. Livraisson T. I. p. 311, dargestellt ist, erlaubte nicht einmal den Versuch, die dort vorkommenden Angaben

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