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mit diese der Unternehmung des Prinzen kein Hinderniß in den Weg legen konnte. - Der Prinz ließ diese befeßten Wälder mit Verhauen und Schanzen undurchdringlich machen, wodurch die Stellungen bei Florennes und Dinant gesichert wurden. Der. F. M. L. Latour rückte mit seiner Division des rechten Flügels der E. E. Armee in die Wälder am linken Ufer der Maas vor, und besetzte dieselben. Seine neue Vorpostenkette lief vom Dorfe Hermeton längs dem gleichnamigen Bache bis zum Dorfe Soulme, und dann über Omezée, Croir de Dame, die Wälder von Michel und Florenne, bis in den Forst von Villers Gambon nächst Philippeville.

Um 29. März marschirte Pichegrü mit dem zwischen Cambrai und Avesnes in Kantonirungen liegenden Theile der Nordarmee gegen Cateau, den Cen= tralpunkt des östreichischen Postenkordons, vor. Dieses Korps war 20,000 Mann stark. Des französischen Feld= herrn nächste Absicht war, Cateau, das in der Alliire ten Händen die nächsten Kommunikationen der französischen Festungen unterbrach, zu nehmen. Wäre dieß gelungen, so würde Pichegrü seine Unternehmung weiter gegen die Winterquartiere der Alliirten ausgedehnt haben. Ein anderes französisches Korps war aus Cambrai gegen Beauvois vorgerückt, um zu diesem zweiten Theil des Operationsplanes mitzuwirken.

Das französische Korps brach um Mitternacht des 28. März in sechs Kolonnen gegen verschiedene Punkte der Postirungslinie auf der Strecke von Catean über Pommereil bis Ors vor. Die drei links marschirenden französischen Kolonnen griffen Cateau an, das General Kray mit 5 Bataillons, 14 Eskadrons und

einigen Jägern müthvoll vertheidigte. Die Spigen der feindlichen Kolonnen wurden von der E. E. Artillerie mit außerordentlicher Wirkung beschossen. Ihr Geschüß mußte schweigen; sie geriethen in Unordnung, wankten, wichen zurück. Die E. E. Kavallerie brach im günstigften Augenblicke vor, und trieb sie, mehrmalen einhauend, in eine bedeutende Entfernung.

Die andern drei Kolonnen des Feindes griffen Pommereil und Ors an. Der Feind wollte dort die linke Flanke Kray's gewinnen, und die freie Verbindung mit Landrecies auf dem linken Ufer der Sambre durchseßen. Er griff also das nur aus 18 Kompagnien leichter Truppen bestehende Korps des Oberst Mihailovich mit Nachdruck an. Der größte Theil der östreichischen leichten Infanterie stand in den Wäldern von l'Eveque und Mermal hinter guten Verhauen. Der Feino nahm den Posten von Chatillon, und die Brüde von Ors. Obwohl diese von den Kaiserlichen beim Rückzug zerstört worden, stellte sie der Feind schnell wieder her. Nun gingen die Franzosen weiter vor, be schossen den Berbau von Pommereil mit vieler Artilles rie, und brachten die dort in mehreren Fleschen aufge= stellte östreichische Artillerie zum schweigen. Schon war das Dorf und die Redoute von Pommereil ebenfalls im Rücken genommen, und von den Besaßungen verlass sen, die sich über Cense - Heurt - Vent zurückzogen. Da erschien General Wernecke mit den für diesen Theil des Kordons bestimmten Unterstüßungstruppen, griff gleichzeitig mit dem Oberst Mihailovich Pommereil wieder an, eroberte es, und nahm dem Feind 4 Kanonen, 2 Munitionskarren. Ors wurde nun ebenfalls geKran folgte, den drei andern zurückwei

nommen.

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chenden feindlichen Kolonnen gegen Marets und Bohain nach, und warf sie bis Chatillon. -Der Feind war also auf allen Punkten geschlagen. Die öftreichischen Posten hatten ihre Linie wieder befeßt. 201ė zu gleicher Zeit von dem Feinde auf mehrere Punkte des Kordons, als auf Solesmes, Denain, Villers en Cauchie, Pithon, Noyelle, Avesnes le sec u. a. m., gemachten Angriffe wurden eben so glücklich zurückgewiesen. Der Verlust der Franzosen belief sich an diesem Tage auf 1200 Mann, 4 Kanonen, 2 Munitionskarren. Die Östreicher hatten 293 Mann, 194 Pferde verloren.

Um 30. März machten die Franzosen mit mehreren tausend Mann Ausfälle aus Bouchain und Douay. In den ersten Tagen des Aprils wurde die E. E. Armee in engere Kantonirungen zwischen der Sambre und Schelde zusammengezogen. Die kleinen Gefechte dauerten noch immer fort: bei Solre retourant, bei Flamingroue nächst Givet, bei Warwick, Mouscron, im Walde Luignes bei Beaumont, und in jenem von Villers le Gambon, welches lehtere am bedeutendsten war. Die Franzosen hatten nämlich mit mehreren taufend Mann aus Philippeville einen Ausfall gemacht. Die Tapferkeit, mit welcher das Regiment Gemmingen feine Posten vertheidigte, und der einsichtsvolle Muth, mit dem der holländische General, Prinz Hessen - Philippsthal, seine Reiterei, besonders Bercheny Husaren gebrauchte, zwangen den Feind zum Rückzug, nachdem er über 300 Todte und Verwundete verloren hatte. Der Verlust der Alliirten an Todten, Blefsirten und Vermißten betrug in diesem Gefechte nur 4 Offi: ziere und 57 Mann.

Im Innern Frankreichs waren unterdessen alle Kräfte der Nation zu außerordentlichen Kriegsvorberei tungen aufgeboten worden. Eine neu entstandene Regierung bediente sich aller Quellen und Hilfsmittel, die Land und Volk enthielten, zum großen Staatszweck. Sie verwendete dieselben schnell und in Masse, wie, wo und wann der Drang der Umstände es eben forderte. Eine unbeschränkte Gewalt über Leben und Güter, Eaum nach einiger den Namen der Geseße nicht vers dienenden Formeln sich zum Schein bewegend, war in der Hand der Schreckensregierung ein unfehlbares Mittel, des schnellsten Vollzugs gegebener Befehle versichert zu seyn. Das Volk empfing aus den Händen seiner Tirannen die Gebote der Willkür mit einer grenzenlosen Hingebung, und mit blinder Folgsamkeit. Für alle so vielfachen Opfer war es den Franzosen erlaubt, sich mit einigen Kraftsprüchen und patriotischen Liedern zu ergögen, die aber auf den beweglichen, so leicht entzündbaren Geist dieses Volkes wunderähnliche Wirkungen äußerten. Alle Künste und Wissenschaften wide meten ihre Erzeugnisse und Früchte damals ausschließig dem Kriege. Der Salpeter wurde auf eine neue Art gereinigt, Pulver geschwinder, leichter und besser als bisher erzeugt, Fabriken der Klingen, Gewehre und Eisenarbeiten im ganzen Lande errichtet,

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in Kanonengießereien das Metall der entweihten Glocken zu Feuerschlünden umgeschaffen. Der Nationalkonvent seßte alles Geld, allen Proviant, und alle Waffenfähigen Frankreichs in Masse in Requisition. So schuf dann Robespierre und seine Spießgesellen eine bewaffnete Macht von 8—900,000 Mann, welche sie theils an die Grenzen hinwarfen, einen Damm gegen

die Angriffe der Koalition zu bilden, theils im Ins nern der Republik dazu verwendeten, jede Erhebung für Gott und König im Blute der sogenannten royalistischen Rebellen zu ersticken.

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Diese ungeheuren Armeen bildeten sich aber auch zum Theit aus Freiwilligen, das heißt, aus jungen wohlhabenden Leuten, die der unermüdeten Guilottine bei der Ars mee sicherer zu entgehen hofften, -aus beutesüchtigen Abenteurern, aus tugendhaften Abkömmlingen hoher Familien, die nur im Feldlager ein sicheres Versteck, unter den Waffen eine nicht entehrende Eristenz fanden. Dieses seltsame Gemengsel aller Parteien, aller Leidenschaften, aller Tugenden und Laster, aller Stände wurde von neugeschaffenen, aber tapfern Anführern nothdürftig in Soldaten, dann in Truppen= körper gemodelt. Die Feldherren selbst standen unter der hohen Polizei der Volksrepräsentanten. Diese Ab gesandten des schrecklichen Konvents, welche natürlich vom Kriege und den Waffen gar nichts verstanden, hat-, ten den allgemeinen Auftrag, die französischen Armeen unaufhörlich in den Feind hinein zu jagen, und so viel Blut als möglich fließen zu lassen. Gelang eine Unternehmung eines französischen Korps, so lag der Vortheil am Tage. Wurden die Republikaner geschlagen, fo verloren die Feinde doch auch viele Leute, und dieß schlug die menschenfreundliche Regierung als baren Gewinn an. Sie berechnete, wie viel solche Niederlagen ihrer Republikaner dazu gehörten, um die Alliirten, selbst durch ihre Siege, aufzuzehren. Der eigene Menschenverlust kam nie in Betrachtung: eine Bevölkerung von 25 Millionen bot einen unerschöpflichen Vorrath, und grenzenloseTirannei die schnellsten Mittel zum Ersaß.

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