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zog von Braunschweig, nachdem er die Eenchmigung erhalten hatte, sein Kommando abzulegen, übergab am 1. Febr. dem FM. Freiherrn von Möllendorf die Befehlshaberstelle über die preußische Armee.

Während den Winterquartieren richteten die Franzosen ihre größte Sorgfalt auf die Befestigung der Linien hinter der Queich, welche durch die natürlichen festen Stützpunkte von Landau und Germersheim ih nen in der Folge nüßlich werden konnten. Sie schienen für die Unternehmung auf Fortlouis, den einzigen Punkt, aus welchem die Östreicher sich in den Rücken der Linien an der Queich bewegen konnten, Alles wagen zu wollen. So vielen Werth auch die Ostreicher auf diesen Punkt legten, so war dennoch der Zustand dess selben von der Art, daß er kaum als gegen einen Hands streich gesichert, betrachtet werden konnte. Bei der Unzulänglichkeit der Mittel, ihm den nöthigen Grad von Widerstandsfähigkeit zu geben, wurde dessen Schleifung angeordnet. Der Gen. Lauer unternahm diese Arbeit in der Nacht vom 17. auf den 18. Jänner, nachdem er die Vorräthe aller Art auf das jenseitige rechte Rhein-Ufer gerettet hatte.

Die Verbündeten richteten nun ihre Aufmerksam. Eeit auf die festen Punkte Kehl, Philippsburg, Koblenz und Ehrenbreitstein. Trier, Mainz und Manheim wurden drei außerordentlich wichtige Punkte. Das größte militärische Interesse der Verbündeten vereinte sich in der Behauptung des zunächst bedrohten Manheims; woraus der Wunsch ents sprang, diesen Plaß den k. k. Truppen anzupertrauen. Kaiserlicher Seits wurden in dieser Beziehung bei dem

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Kurfürsten von Baiern Schritte gethan, die durch alles, was man von dem Geiste eines Theiles der Bewohner wußte, nur allzu sehr gerechtfertigt waren, indem das französische System dort wirklich eine große Zahl von Anhängern gefunden hatte, die im Zaum gehalten werden mußten. Aber ohne Wirkung blieben die dem Kurfürsten deßhalb gemachten Vorstellungen. Erst nach langen Verhandlungen willigte endlich dieser durch ein Promemoria vom 9. Juni, in alle Vorkehrungen, die der kaiserliche Hof bei dem Drang der Umstände treffen würde.

Der Kurfürst verstärkte damals die Manheimer Besaßung um 4000 Mann, wodurch sie, mit Inbegriff von 1460 Östreichern, auf 14,043 Mann anwuchs. Die allgemein gefühlte Wichtigkeit der Festung Manheim veranlaßte im Anfang des Jahres taktische Projekte, welche die Stadt vor einer Belagerung zu schü ben, bezweckten. Doch man beschränkte sich darauf, die Rhein- und Neckar-Schanze besser einzurichten, die nachtheiligen Dämme abzutragen, alle Bäume der, Gegend, auf 400 Klafter Entfernung von der Festung, abzus hauen, die Inseln Mühlau, Niedergrund und Bonas dies zu reinigen, die Festungswerke in Stand zu sehen, und die nöthigen Materialien zu einer hartnäckigen Vertheidigung vorzubereiten. In den Statt ge= habten Berathungen über die Befestigungsweise Mans heims stimmten die berufenen Ingenieur - Offiziere für die Erbauung eines verschanzten Lagers am linken RheinUfer. Dieses sollte nicht allein gegen den Fall von Manheim durch bedrohte Einäscherung, schüßen, sondern auch als ein natürlicher Stüß- und Aufnahmspunkt einer gegen Saarlouis oder Landau operirenden

Armee dienen. Die Vervielfältigung der Werke, ihre große Ausdehnung, welche eine übermäßige Zahl an Mannschaft und Geschüß zu deren Besetzung, und Geld, wie Zeitaufwand erheischten, waren die Einwürfe, die der Ausführung im Wege standen. Es ward demnach der Vorschlag des östreichischen Oberstlieutenants Szere day angenommen, nämlich statt eines verschanzten Lagers, drei Fleschen auf den Kapital-Linien der Rhein• schanze in einer Entfernung von beinahe 150 Klafter, mit Kommunikationen in den bedeckten Weg, zu errich ten, welche Arbeit am 18. Februar angefangen wurde.

So wichtig wie Manheim war Mainz. Die Werke dieser Festung warem in gutem Zustand; nur fehlte es noch an Viktualien- und Munitions-Vorräthen, wofür bei der sich nähernden Gefahr später gesorgt wurde.

Trier blieb unstreitig, als Verbindungspunkt mit den Riederlanden, von großer Wichtigkeit. Es war ein offener Plaß, der nur durch vorwärtige Stellungen ge= deckt werden konnte, und für dessen Erhaltung lange Verhandlungen zwischen den Feldherren der Verkünde ten statt hatten.

Außer Manheim und Mainz, die wohl den Mittelrhein, aber Schwaben nur indirekt, deckten, befand sich am Oberrhein kein haltbarer Punkt mehr. Man hatte zwar angefangen, Philippsburg und Kehl aus ihren Trümmern empor zu heben; aber die Zeit war, zu kurz, ihnen den gehörigen Grad von Stärke wieder zu geben.

Am Unterrhein gewährten Koblenz und Ehrenbreitstein haltbare Punkte, die aber von keinem Belange waren, so lange Trier und Simmern be hauptet werden konnten.

Als am 30. April 1792 der französische Krieg durch einen Reichstagbeschluß zum Reichskrieg erklärt wurde, forderte das Oberhaupt die Stellung des Reichsund Kreis-Militärs nach dem im Jahre 1681 festgesetzs ten Maaßstab. Aber erst am 25. Febr. 1794 beschloß der Kaiser die Aufstellung einer selbstständigen Reich 8Armee unter den Oberbefehlen seines Oheims, des Herzogs Albrecht von Sachsen, der die Weifungen erhielt, daß diese Armee ganz von den Verfügungen des Kaifers abzuhängen habe, und kraft der bestehenden reichsgesetzlichen Beschlüsse kein Landesherr die Bewegungen hindern, noch seine Festungen und Städte den Maßs regeln des Feldherrn entziehen durfte. Doch von Seis te einiger Stände wurden diesem Anfinnen solche Schwies rigkeiten in den Weg gelegt, daß man die Anordnung der Errichtung einer selbstständigen Reichs-Armee aufgab.

Das von den Kreisen nach dem Typus vom Jahr 1681 an Mannschaft zu stellende Triplum betrug 84,000 Mann Infanterie, 36,000 Mann Kavallerie. Mit Einschluß der Kontingente von Östreich und Preus ßen standen aber nur 60,475 M. Jnf., 20,040 M. Kav. wirklich im Felde. Um den sich nachweisenden Abgang zu ersetzen, boten die Reichsfürsten bereitwillig die Hand. Der deutsche Kaiser als Reichs-Oberhaupt, nie die größten Anstrengungen scheuend, ging mit seinem Beispiele voran. Der König von Preußen, als Kurfürst von Brandenburg und Reichsstand, wegen seinen eigenen Besitzungen, und vertretungsweise für einige andere Reichsstände als Kontingent, hatte zur Reichsbewaff= nung zu stellen 12,836 Mann

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Außer diesen, nach dem östreichischen Al

lianztraktate vom 7. Hornung 1792 20,000

Vermög Traktat mit England vom
13. Aug. 1788

Vermög Traktat mit Hölland vom 15.
April 1788

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Zusammen 64,836 Mann.

Wirklich im Felde standen 70 Infanterie - Bataillone und go Kavallerie - Eskadrons, die auf dem completten Stand 51,528 Köpfe, mit 14,274 Reiterpferden betrugen; wornach Preußen noch 13,308 Mann zu stellen hatte.

Um 3. Hornung kam der Graf Schulenburg in Mainz an, um die Verpflegsanstalten der preußischen Armee einzuleiten. Er machte dießfalls bei dem main= zischen Kanzler den Vortrag, daß, wofern die Reichskreise diese Verpflegung nicht übernähmen, nach Ver= lauf eines Monats die Armee in die preußischen Lande zurückkehren würde. Wirklich erhielt der FM. Möllendorf um die Mitte des Monats März den Befehl, nur das allianzmäßige Hülfskorps von 20,000 M. un ter den Befehlen des Gen. Kalkreuth am Rheine zu lassen, mit den übrigen Truppen den Rückmarsch ans zutreten.

Die damals in Polen ausgebrochenen Unruhen. wurden als die Ursachen dieses Abzuges angegeben. Der FM. Möllendorf fühlte den Nachtheil, der dadurch für die verbündeten Heere erfolgen mußte, und ließ erst auf einen erneuerten Befehle des Königs, am 22. März eine Avantgarde unter den GL. von Kleist, vom Oberrhein nach Köln abrücken. Uuf die dringenden Vorstellungen des Prinzen Koburg versprach er zugleich, die Abrückung der übrigen Abtheilungen noch einen

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