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bildern, die rauschenden Cascaden, die schönen, zum Theil finns und kunstreichen Springbrunnen, das großartige Gartenhaus, welches er 1774 erbaute, so wie die Gewächs-, Ananas- und Treibhäuser, in welchen unter andern 1793 und 94 2 Aloestauden zur Blüthe getricben wurden. Außerdem bepflanzte er auch den großen Safransgarten, der spåter zu einer Fasanerie eingerichtet wurde, mit den edelsten Obstsorten.

Günther Friedrich Carl I., der dem Vater 1794 in der Regierung nachfolgte, hielt sich ebenfalls häufig in Ebeleben auf, besonders zur Zeit der Jagden, für welche der Ort, gleichsam der Mittelpunkt der ganzen Unterherrschaft, sehr günstig lag. Auch 1806, nach der Schlacht bei Jena, wurde der Fürst von den heranrückenden Franzosen aus diesem Schlosse verjagt. Wegen der großen Eile mußte das Gepäck zurückgelassen werden, welches den Plünderern in die Hånde fiel. Da sein landesherrliches Verhältniß zu diesem Amte wegen der sächsischen Hoheit, unter welcher es stand, mehr ein mediatisirtes war, so wünschte er immer, von dieser Abhängigkeit befreit zu sein, besonders seitdem er in seinen übrigen Landen volle Souverånitát erlangt hatte. Und auch dies gelang ihm durch eine mit dem Könige von Preußen getroffene Uebereinkunst, nach welcher ihm 1816 das Amt Ebeleben, mit Ausschluß des Dorfes Bothenheilingen, als ein völlig freies und unabhängiges Besihthum überlassen wurde. Je ålter er wurde, desto mehr gewann er die Ruhe und Stille des Landes lieb. Deshalb verlebte er zuleht die meiste Zeit auf diesem Jagdschlosse und wurde auch hier von der Krankheit überrascht, an welcher er den 22. April 1837 starb. Auf sein ausdrückliches Verlangen wurde er auch am 25. April des genannten Jahrs in dem fürstlichen Grabgewölbe der Ebeleber Kirche beigesetzt.

Fr. Gerber.

Markfußra und die Stiftsschule zu Ebe

Leben.

Marksußra ist ein kleines, zum Fürstenthume Schwarzburg-Sondershausen gehöriges Dörfchen, das etwa 500 Schritte östlich unter Ebeleben, nicht weit von dem Flusse Helbe liegt. Der Ort selbst hat kaum 31, zum Theil sehr kleine Häuser, erhält aber dadurch Bedeutung, daß er zugleich einen fürstlichen Meierhof in sich schließt, in dessen ansehnlichen Gebäuden die Domåne Ebes Leben ihre große Schäferei unterhält. Ueber das Alter des Dorfs läßt sich nichts mit Bestimmtheit sagen; doch hört man auf die Sage, so stand dasselbe schon zur Zeit des Bonifacius. Denn dieser hielt hier auf einer Wiese eine Predigt, die auf die Zuhörer einen so tiefen Eindruck machte, daß er zum Andenken an dies frohe Ereigniß auf der Stelle, wo er gepredigt hatte, eine Kirche baute, die eben so wie die Wiese selbst den Namen von ihm erhielt. **) Die Bewohner von Marksußra benußten diese Kirche lange, und als dieselbe mit der Zeit in Verfall gerathen war, erbauten fie dstlich hinter dem Meierhofe neben einer daselbst befindlichen Mühle eine neue, welche sie der heiligen Walpurgis weihten. Auch durch diese Weihung wollten sie wahrscheinlich noch das Andenken an ihren Bekehrer erhalten. Denn nach Paul Jovius in seiner Chronik von Käfernburg war die Walpurgis eine von den heiligen Jungfrauen, die den frommen Bonifacius aus England nach Deutschland be

*) Falkenstein führt aus dem autor Thuringiae Sacrae an, Marksußra låge an einem Flüßchen, das in die Helbe fiele. Alcin dies Bächelchen, die Clinge genannt, ist so unbedeutend, daß man es fast mit dem Fuße aufhalten kann.

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gleiteten, um ihm bei seinem Bekehrungsgeschäfte beizustehen. Früher war Marksußra ein von Ebeleben ganz unabhängiger, selbst durch die Lehnsverhältnisse getrennter Ort; denn die Herrn von Eb es leben trugen denselben von den Grafen zu Gleichen zu Lehen. Erst nach der Reformation verschmolzen beide Ortschaften zu einer Gemeinde.

Dies an sich unbedeutende Dörfchen hat übrigens dadurch einen Namen in der Geschichte erhalten, daß 1287 der Ritter Albert von Ebeleben daselbst ein Cistercienser - Nonnenkloster stiftete, das sehr berühmt wurde und sich bei immer steigendem Reichthume über 260 Jahre erhielt. Dieser Albert war ein sehr frommer Mann, der aus Sorge für sein und der Seinigen Seelenheil schon früher bedeutende Schenkungen an das Kloster Volkenroda gemacht hatte. *) Indeß sein Eifer trieb ihn noch zu größern Opfern; er entschloß sich auch, feinen eigenen Meierhof zu Marksußra in ein Kloster zu verwandeln. Da dieser Ort ein Lehen der Grafen von Gleichen war, so wandte er sich 1272, noch vor Aufführung des Klosters, an diese, um die Lehnserlassung zu erlangen. Diese Herrn, von gleichem Eifer für Förderung frommer Werke getrieben, willigten gern ein. Die Urkunde über diese Lehnsentlassung findet sich in Falkensteins Thuring. Chronika S. 1267. Sie ist von 2 Grafen unterzeichnet, die beide den Namen Albert führten. Nun ließ unfer Albert sogleich 10 gelehrte, adlige Jungfrauen aus dem Kloster Büren **) kommen und bald darauf auch noch 4 bürgerlichen Geschlechts aus Annrode. Da beide Klöster dem Cistercienser - Orden angehörten, so ging diese Ordensverbindlichkeit auch mit auf die neue Stiftung über. Während des Klosterbaues, der 2 Jahre dauerte, unterhielt Albert jene 14 Nonnen auf seine Kosten. Er wies ihnen einstweilen die Walpurgiskirche an, die er von Grund aus hatte renoviren" lassen. Unterdessen wurde der Bau des neuen Klosters mit allem Eifer betrieben, und da Alle, welche an diesem Werke arbeiteten, Ablaß erhielten, fo fehlte es auch nicht an Hån den zur Förderung desselben. Albert schlägt die hierauf verwendeten Kosten auf 25 Mark an. Gleich nach Vollendung des Baues nahmen die Jungfrauen Besitz vom Kloster und begannen ihr andächtiges Wirken.

Indeß noch fehlte der neuen Stiftung die höhere Bestätigung. Doch diese zu erlangen konnte dem frommen Albert nicht schwer fallen, da sein Bruder Heinrich Erzbischof von Mainz war; und

*) Man vergleiche hier den Artikel über Ebeleben in dieser Schrift.

**) In der Stiftungsurkunde steht fälschlich Burm. Büren und Annrode, zwei berühmte Klöster auf dem Eichsfelde, mußten einen großen Ueberfluß an frommen Jungfrauen haben, denn sie bepflanzten auch noch andere neue Klosterstiftungen, z. B. das Kloster Worbis.

da sich dieser 1287 zufällig wegen einer Friedenshandlung in Erfurt aufhielt, so begab sich der Stifter ebenfalls nach dieser Stadt und erhielt, gegen Erlegung von 10 Mark, die Confirmation seiner Stiftung. Bald darauf hielt der Kaiser Rudolph in dieser Stadt eine Reichsversammlung, an welcher, außer vielen hohen Geistlichen, auch ein päpstlicher Nuncius Theil nahm. Auch diese Gelegenheit benußte Albert für seinen Zweck. Er wurde wegen seines frommen Eifers von der ganzen Versammlung mit Wohlwollen aufgenommen und erhielt, außer der kaiserlichen Bestätigung, von den 31 hier und in Mühlhausen anwesenden hohen Geistlichen noch vielen Ablaß für seine Nonnen, nämlich 31 Carenen *) und auf ein Jahr 400 Lage Ablaß. Dieser große geistliche Segen allein mußte den Stifter mit den besten Hoffnungen für sein Kloster erfüllen; denn er war ein unvertilgbarer Schah, der, wohlbenust, zur unversiegbaren. Quelle stets zuströmenden Reichthums werden mußte. Aber auch Albert selbst hatte es an einer reichen Ausstattung des frommen Hauses nicht fehlen lassen. Nach der Stiftungsurkunde schenkte er dem Klofter gleich bei der Stiftung viele Ländereien, Waldungen und Zinsfrüchte. Doch bei dieser ersten Schenkung ließ es der fromme Mann nicht bewenden. Denn gleich nach Vollendung des Klosterbaues fügte er zur Beförderung seiner und seines Weibes Jutta und seiner Kinder Seligkeit" noch 60 Malter Früchte aus eignen Mitteln hinzu, und in seinem Testamente vermehrte er diese Schenkungen abermals mit 70 Malter Roggen, Weizen und Gerste, so Thalebra und Rockstädt liefern sollten,,,damit die Nonnen nach seinem Tode den durch ihn verderbten Leuten etwas auszahlen und den Armen für seine Vergehungen Almosen reichen könnten.“

Schon diese großen Schenkungen boten überflüssige Mittel, um 14 Nonnen anständig zu ernähren. Denkt man aber dazu den groBen geistlichen Schat, mit dem sie für alle Zeiten frei wuchern konn

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*) In der Urkunde heißt es: obtinni unam et triginta Carenam et annum et quadringentas dies Venalium, quas relaxant omnibus vere contritis et confessis singulis diebus, quibus dictae Ecclesiae Sanctimonialium manum porrexerint adjutricem. Also ein Opfer an die Kirche war die Bedingung, um diesen Ablaß für jeden einzelnen Tag zu erlangen. Carena ist nach Dufresne glossarium ad script. mediae et infimae latinitatis zusammengezogen aus quadragena und bezeichnet 1) ein Faz ften von 40 Tagen; 2) das Recht, dieses Fasten zu erlassen. In dem Lestern Sinne muß es in unserer Urkunde genommen werden. Die Carena war eine sehr harte Strafe, die nur wegen eines schweren Verbres chens vou den höchsten Geistlichen aufertegt werden konnte. Sie war mit allen möglichen Entbehrungen verbunden. Daher war es auch sehr wichtig und eine ergiebige Quelle des Gewinns, wenn einem Kloster die Macht ges geben war, von dieser Strafe zu entbinden. Mithin wurde unser Kloster durch dies Geschenk sehr bevorzugt. Venalia beziehen sich nur auf leich= tere Sünden, die durch Lösung eines Ablaßbriefs abgekauft werden konnten.

ten, ohne ihn je zu erschIpfen, so wie den Geist jener Zeiten, dem Borzugsweise der Glaube aufgeprägt war, daß nur Bereicherung der Kirchen und milden Stiftungen den Weg zum Himmel bahne, so darf man sich nicht wundern, wenn unser Kloster im Laufe der Zeit zu einem außerordentlichen Reichthume an Grundbesig und Capis falvermögen gelangte. Auch fehlte es nicht an Gläubigen, die demselben immerfort neue Schenkungen machten. Dies thaten schon 1311 die beiden Söhne Alberts, Ludolf I. und II. Eben so verpflichtete ein Bürger aus Salza Namens Wigand die Städte Frankenhausen und Arnstadt durch ein überwiesenes Capital, dem Kloster Marksußra jährlich eine Mark löthigen Silbers auszuzahlen, Die Urkunde über diese Schenkung findet man in Heidenreichs Geschichte Schwarzburgs S. 157.

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Doch den meisten Gewinn mochten wohl die frommen Jungfrauen von ihrem Ablaßhandel ziehen. Daher wurde auch sehr bald alljährlich zu Walpurgis, den 1. Mai, aus der Nähe und Ferne eine allgemeine Wallfahrt nach dem Kloster Marksußra angestellt, um hier Vergebung der Sünden zu erlangen. Wie groß die Menge des zuströmenden Volks sein mochte, kann man daraus schließen, daß sich den Bußfertigen auch bald Gewinnsüchtige zugesellten, wels che diese zahlreiche Versammlung zum Handel benußen wollten. So entstand der Jahrmarkt, früher Walper-Ablaß genannt, der auch bis in spätere Zeiten, nachdem das Kloster bereits aufgehoben war, alle Jahre auf der großen Wiese bei Marksußra gehalten wurde. Doch bei der oft unzählbaren Menge von Menschen, die sich größtentheils einem unmäßigen Genusse erhißender Getränke hingaben, konnte es nicht an feindlichen Berührungen fehlen. Nach und nach entwickelte sich hieraus eine so große Unordnung, daß gans ze Gemeinheiten gegen einander aufs Feld rückten und förmliche Schlachten lieferten, in welchen nicht selten mehrere Menschen erschlagen wurden. Da es nun schwer hielt, diesem Uebel auf offnem Felde zu steuern, so wurde der Markt nach Ebeleben verlegt, weil man hier die versammelte Menge eher übersehen konnte und auch kräftigere Mittel hatte, mit polizeilichen Maßregeln schnell einzus schreiten. Uebrigens mußte wohl dieser Jahrmarkt ein reicher Ers werbszweig für die Nonnen werden, indem er den Absaß ihrer AbLaßbriefe ungemein beförderte. Daher wurde auch das Kloster nach und nach so reich, daß es den Neid der Zeitgenossen weckte und hau fige Raubangriffe auf seine Reichthümer veranlaßte, die sich um so öfterer erneuern mochten, da es dem einsam und abgeschieden gele genen Hause an den nöthigen Mitteln fehlte, sich gegen solche Angriffe zu schüßen. Selbst auf persönliche Mißhandlungen der Nonnen mochte es wohl mitunter bei diesen räuberischen Ueberfällen abgesehen sein. Da nun die frommen Jungfrauen nirgends hinreichenden Schut fanden, so wandte sich die Aebtissin zuleht an den Papst Clemens VI., und dieser sagte denselben durch eine eigene Bulle vom 5. März 1347 feinen Schuß zu. Sie ist an den Decan zu

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