Warum haben sich die Zeithorizonte von wirtschaftlichen und politischen Akteuren Ende der Neunziger Jahre in Russland verändert

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GRIN Verlag, 19.02.2005 - 23 Seiten
Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat in Russland und anderen osteuropäischen Transformationsländern zu einer Phase des wirtschaftlichen, politischen und institutionellen Umbruchs geführt. Marktwirtschaftliche Prinzipien, westliche Formen der Administrationen und Demokratiemodelle schwappten aus dem Westen in die von Planwirtschaft, Kaderorganisation und größtenteils autoritativen politischen Systemen geprägten Länder des ehemaligen Ostblocks. Die Umsetzung der Konzepte verlief je nach Land und Regierung unterschiedlich schnell und erfolgreich. In Russland lässt sich die Entwicklung von Demokratie und Marktwirtschaft wohl als relativ schleppend bezeichnen, was zum einen an der für Reformen nachteiligen Größe des Landes liegt, als auch an mafiösen und clanähnlichen Verstrickungen der politischen Elite 1. Seit Ende der Neunziger Jahre lassen sich dennoch einige Erfolge beobachten, die allerdings erst nach Ablauf der verschiedenen Privatisierungswellen sichtbar werden2. Dabei wurde allerdings keine erfolgreiche Umverteilung der Anteile ehemals staatlicher Unternehmen erreicht, da sich diese über Jahre hinzog und die eigentlich zu begünstigende Masse der Bevölkerung nicht davon profitierte. Es scheint vielmehr ein Wechsel in den Köpfen der Eliten stattgefunden zu haben, die sich trotz Unterstützung von IWF, OECD, Weltbank, EU und den USA bis 1998 kaum an eine Umsetzung der mit finanzieller Förderung verbundenen Konzepte hielten. Doch die Wirtschaftskrise im Jahre 1998 - die massive Exporteinbußen und einen dramatischen Verfall des Rubels auslöste - sowie der größer werdende Druck der globalen Marktwirtschaft scheinen Handeln und Denken beeinflusst zu haben.3 Daraufhin wurden Reformen verabschiedet, die vor allem das Steuerwesen und die Wirtschaftspolitik modernisierten, mit weit reichenden Konsequenzen für Wirtschaft und Politik. [...] 1 Roth, Jürgen: Die Russen- Mafia – Das gefährlichste Verbrechersyndikat der Welt; Berlin, 1997, S. 154 ff. 2 Siehl, Elke: Privatisierung in Russland, in: Untersuchungen des Forschungsschwerpunkts Konflikt - und Kooperationsstrukturen (FKKS) in Osteuropa an der Universität Mannheim, Nr. 15, 1997, S 37 ff. 3 Jones Luong, Pauline und Weinthal, Erika: Global Markets and Stationary Bandits: The Political Economy of Tax Reform in Russia, 2002, pdf- Dokument S. 3.

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