Die Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen: ein Beitrag zur Lösung moderner Fragen der Architektur und monumentalen Plastik unter besonderer Beziehung auf Wien

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K. Graeser, 1922 - 216 Seiten
 

Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 102 - Auch ein modus vivendi dürfte zwischen beiden gefunden werden können, falls nur die Geneigtheit dazu vorhanden wäre, denn der Künstler braucht für seine Zwecke nur wenige Hauptstraßen und Plätze, alles übrige mag er gerne dem Verkehr und den täglichen materiellen Bedürfnissen preisgeben.
Seite 123 - Zufälligkeitea, wie sie die Geschichte im Laufe der Jahrhunderte ergab, am Plane eigens erfinden und konstruieren? Könnte man denn an solcher erlogenen Naivität, an einer solchen künstlichen Natürlichkeit wirkliche, ungeheuchelte Freude haben?
Seite 123 - Vortrag läßt sich aber nicht mehr ändern und somit wird ein guter Teil der angeführten malerischen Schönheiten für neuere Anlagen wohl unwiederbringlich verloren sein. Sowohl das moderne Leben als auch die moderne Technik des Bauens lassen eine getreue Nachahmung alter Stadtanlagen nicht mehr zu, eine Erkenntnis, der wir uns nicht verschließen können, ohne in unfruchtbare Phantasterei zu verfallen.
Seite 135 - Das Straßennetz soll zunächst nur die Hauptlinien enthalten, wobei vorhandene Wege tunlichst zu berücksichtigen sowie solche Nebenlinien, welche durch lokale Umstände bestimmt, vorgezeichnet sind. Die untergeordnete Teilung ist jeweils nach dem Bedürfnis der näheren Zukunft vorzunehmen oder der Privattätigkeit zu überlassen.
Seite 123 - Gesetzt den Fall, daß bloß dekorativ bei einer Neuanlage ein pompöses und malerisch möglichst wirkendes Stadtbild gleichsam nur zur Repräsentanz, zur Verherrlichung des Gemeinwesens geschaffen werden soll, so kann das mit dem Lineal, mit unseren schnurgeraden Straßenfluchten nicht bewirkt werden; es müßten, um die Wirkungen der alten Meister hervorzubringen, auch die Farben der alten auf die Palette gesetzt werden. Es müßten allerlei Krummziehungen, Straßenwinkel, Unregelmäßigkeiten...
Seite 101 - Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen" wiederentdeckt und als dem Zeitgeschmack des Städtebaus im späten 19. Jahrhundert überlegen gegenübergestellt wurde: „Streng systematisch alles aufzufassen und nicht um Haaresbreite von der einmal aufgestellten Schablone abzuweichen, bis der Genius totgequält und alle lebensfreudige Empfindung im System erstickt ist, das ist das Zeichen unserer Zeit.
Seite 203 - Straße wirbelt der Wind allen Staub, diese furchtbarste Plage des Großstadtlebens, über die Gartenanlage weg, die noch obendrein von dem ganzen Wagengerassel und sonstigem Lärm der Straße erfüllt ist, besonders wenn, wie in den weitaus meisten Fällen, diese Squares nur in kleinerem Flächenmaß angelegt sind. Ein solcher Stadtgarten ist zur Erholung für alt und jung gänzlich ungeeignet und wird wegen der schneidenden Schneewehen im Winter und der sengenden Sonne im Sommer und den darüber...
Seite 210 - Grünes da war, was nur dort beseitigt wurde, wo es störend wirkte, überall, wo es aber stehen blieb, ist es gut, natürlich, tadellos. Die Gesamtwirkung ist geradezu märchenhaft. So muß auch die Gesamtwirkung des alten Athen, des alten Rom gewesen sein. Warum können wir Modernen solche Herrlichkeit nicht mehr erstehen lassen? Die Alleeform allein ist eine flammende Anklageschrift gegen unseren Geschmack. Kann es denn Abgeschmackteres geben, als die freie Naturform eines Baumes, die ja gerade...
Seite 8 - ... über der Decke Gänge an. In den Städten Italiens aber darf der Marktplatz nicht auf dieselbe Weise angelegt werden, deshalb, weil von den Vorfahren der Gebrauch überliefert ist, daß auf dem Forum Gladiatorenspiele veranstaltet werden. Man soll daher rings um den Schauplatz die Säulenweiten geräumiger anlegen und ringsum in den Säulenhallen Wechslerbuden und in den oberen Stockwerken vorspringende Zwischenräume anbringen, welche mit Rücksicht sowohl auf den zweckmäßigen Gebrauch als...
Seite 150 - Widerstreit, wie er nicht entschiedener sein könnte. Die Forderung an einen guten Stadtplan wird aber sein, weder das eine noch das andere ausschließlich zur Geltung zu bringen, sondern, den in jedem einzelnen Falle gegebenen Umständen entsprechend, beide Extreme geschickt so zu vermitteln, daß ein Maximum der Gesamtwirkung in der Summe des ökonomischen und auch künstlerischen Erfolges erzielt wird.

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