Der Kampf um den Reigen: vollständiger Bericht über die sechstägige Verhandlung gegen Direktion und Darsteller des Kleinen Schauspielhauses BerlinWolfgang Heine E. Rowohlt, 1922 - 447 Seiten |
Häufige Begriffe und Wortgruppen
Aergernis genommen Angeklagten Anstoß genommen anstößig antisemitische Arthur Schnitzler Aufführung des Reigen Beischlaf bekannt Berlin Beschluß besonders bitte bloß Buch Bühne damals Darstellung derartige Deutschen Deutschen Bühnenvereins Deutschvölkischen Schutz dezent Dichter Dinge Direktion Eindruck ersten Frage führung ganzen Gedankenstriche gehört gemacht gerade Gericht gesagt Geschlechtsakt gesehen gespielt gesprochen glaube große Grund Gutachten halte Heine heißt Heiterkeit Herr Brunner Herr Direktor Sladek Herr Professor Brunner Herr Staatsanwalt Herrn Jahre Jawohl jetzt junge Kleinen Schauspielhause kommt könnte Kunst künstlerischen Kunstwerk Landgerichtsrat läßt Lebius Leute lich machen Mann Max Reinhardt Menschen möchte möglich Musik muß nachher öffentlich Personen Polizei Professor Witkowski Publikum Putlitz Rosenberger Sache Sachverständiger Dr Sachverständiger Prof Sachverständiger Professor Brunner sagen sagt Schamgefühl Schauspieler Schauspielerin Schnitzler sehen Sittlichkeit Soldat soll sollte Sonntag Staatsanwaltschaft Stelle Stinkbomben Stück Szene Theater unsere unsittlich unzüchtige Handlung Urteil viel vielleicht Volk Vorhang Vorsitzender Vorstellung Weise weiß Werk wieder wohl wollen wollte Wort Zeuge Zeugin Zivilkammer
Beliebte Passagen
Seite 393 - Die Kunst an und für sich selbst ist edel; deshalb fürchtet sich der Künstler nicht vor dem Gemeinen. Ja indem er es aufnimmt, ist es schon geadelt, und so sehen wir die größten Künstler mit Kühnheit ihr Majestätsrecht ausüben.
Seite 208 - ... Ein Erscheinen der nachfolgenden Szenen ist vorläufig ausgeschlossen.» Also nur vorläufig. Er war der Meinung, daß die Zeitumstände damals eine Veröffentlichung ausschlössen - aber keineswegs, daß das Werk an sich die Öffentlichkeit zu scheuen hätte. Er setzt noch einige Worte hinzu: «Da jedoch Dummheit und böser Wille immer in der Nähe sind, füge ich den Wunsch hinzu, daß meine Freunde das Buch als ein bescheidenes Geschenk für sich ansehen.» Es ist, wie ich schon sagte, nicht...
Seite 393 - Man hört so oft über weitverbreitete Immoralität in unserer Zeit klagen, und doch wüßte ich nicht, daß irgendeiner, der Lust hätte, moralisch zu sein, verhindert würde, es nur um so mehr und mit desto mehr Ehre zu sein.
Seite 20 - Ich habe mich jedesmal ablehnend verhalten, da ja eine Aufführung dieser zehn Szenen in ihrer wahren Gestalt ein absolutes Ding der Unmöglichkeit wäre, und jede Milderung den Sinn des Ganzen zunichte machen...
Seite 394 - Vom Werther lenkte sich das Gespräch auf Romane und Schauspiele im allgemeinen und ihre moralische oder unmoralische Wirkung auf das Publikum. «Es müßte schlimm zugehen», sagte Goethe, «wenn ein Buch unmoralischer wirken sollte als das Leben selber, das täglich der skandalösen Szenen im Überfluß, wo nicht vor unseren Augen, doch vor unseren Ohren entwickelt. Selbst bei Kindern braucht man wegen der Wirkungen eines Buches oder Theaterstückes keineswegs so ängstlich zu sein. Das tägliche...
Seite 94 - DER GATTE Versprich mir etwas, Emma. DIE JUNGE FRAU Nun? DER GATTE Daß du nie mit einer Frau verkehren wirst, bei der du auch den leisesten Verdacht hast, daß sie ... kein ganz tadelloses Leben führt. DIE JUNGE FRAU Das muß ich dir erst versprechen?
Seite 172 - Schutz- und Trutzbund" an! J.-R. Dr. Rosenberger: Darf ich annehmen, daß Sie im Sinne der Deutschnationalen Partei Landtagskandidat gewesen sind? Zeuge: Gewiß! Ich mache gar kein Geheimnis daraus. Ich bin sogar offizieller Kandidat der Deutschnationalen Partei gewesen. J.-R. Dr. Rosenberger: Sind Sie auch Mitglied vom „Hammer"? Zeuge: Der „Hammer" besteht nicht mehr. J.-R. Dr. Rosenberger: Oder Mitglied des „Bundes deutschnationaler Soldaten"? Zeuge: Ich bin im Nationalverband der Offiziere....
Seite 2 - ... Kunstwerk, welches eine Andeutung des Geschlechtlichen auch nur zuläßt, auf diese mißbräuchliche Weise aufgenommen werden. Ferner wird die Meinung vertreten, die Erörterung solcher Dinge auf der Bühne sei an sich in sittlicher Hinsicht anstößig. Diese Meinung ist unzutreffend. Vielmehr kann es für die Aufhaltung des sittlichen Verfalles nur förderlich sein, diese Dinge so zurückhaltend und sachlich und zugleich so deutlich und rücksichtslos aufzudecken und zur Erörterung zu stellen,...