Musiker von heute

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G. Müller, 1925 - 396 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 77 - Da ich nun aber doch im Leben nie das eigentliche Glück der Liebe genossen habe, so will ich diesem schönsten aller Träume noch ein Denkmal setzen, in dem vom Anfang bis zum Ende diese Liebe sich einmal so recht sättigen soll: ich habe im Kopfe einen Tristan und Isolde entworfen, die einfachste, aber vollblutigste musikalische Konzeption; mit der schwarzen Flagge, die am Ende weht, will ich mich dann zudecken, um — zu sterben.
Seite 7 - Sieh, nun läßt der Brite dir Gerechtigkeit widerfahren, es bewundert dich der Franzose, aber lieben kann dich nur der Deutsche; du bist sein, ein schöner Tag aus seinem Leben, ein warmer Tropfen seines Blutes, ein Stück von seinem Herzen...
Seite 148 - Ich könnte mir eine Musik denken, deren seltenster Zauber darin bestünde, daß sie von Gut und Böse nichts mehr wüßte, nur daß vielleicht irgend ein Schiffer-Heimweh, irgend welche goldne Schatten und. zärtliche Schwächen hier und da über sie hinwegliefen : eine Kunst, welche von großer Ferne her die Farben einer untergehenden, fast unverständlich gewordenen moralischen Welt zu sich flüchten sähe, und die gastfreundlich und tief genug zum Empfang solcher späten Flüchtlinge wäre.
Seite 75 - Wie klein ist doch die höchste Größe eines Dichters gegen den Gedanken, glücklich zu leben." Richard Wagner legt das erschütternde Bekenntnis ab : „Lieber Freund ! Mich kommen jetzt oft eigene Gedanken über ,die Kunst' an, und meist kann ich mich nicht erwehren, zu finden, daß, hätten wir das Leben, wir keine Kunst nötig hätten. Die Kunst fängt genau da an, wo das Leben aufhört; wo nichts mehr gegenwärtig ist, da rufen wir in der Kunst: ich wünschte.
Seite 52 - Wagners vorahnend ausgesprochen: ,Wem es vorbehalten ist, in der Musik die Tyrannei des Taktes ganz zu verdecken und unfühlbar zu machen, der wird diese Kunst wenigstens scheinbar frei machen; wer ihr dann Bewußtsein gibt, der wird sie zur Darstellung einer schönen Idee ermächtigen; und von diesem Augenblick an wird sie die erste aller schönen Künste sein<.«1 Praktisch hatte Schumann »alte Musik...
Seite 193 - Ja, wenn Du so was vermöchtest! Für meine Leiden taugt kein Kraut dieser Erde. Nur ein Gott vermag mir aufzuhelfen. Verschaff mir wieder Einfalle, rüttle den schlummernden Dämon in mir wach, der mich wieder zum Besessenen macht, und ich will Dich als einen Gott anbeten und- Dir Altäre errichten. Aber das ist ein Appell an Götter, nicht an Menschen. Jenen sei es anheimgegeben, über mein Los zu entscheiden.
Seite 85 - Ich habe meinen jungen Siegfried noch in die schöne Waldeinsamkeit geleitet; dort hab' ich ihn unter der Linde gelassen und mit herzlichen Tränen von ihm Abschied genommen: - er ist dort besser dran als anderswo.
Seite 195 - Wagner hat in seiner und durch seine Kunst bereits ein so gewaltiges Erlösungswerk vollbracht, daß wir uns dessen nun endlich auch erfreuen können, daß wir in ganz unnützer Weise den Himmel stürmen, weil er uns bereits erobert ist, und daß es das gescheiteste ist, in diesem schönen Himmel ein recht freundliches Plätzchen uns zu suchen.
Seite 192 - Der Himmel gibt einem ein ganzes oder gar kein Talent; die Hölle hat mir meine halben gegeben." Wie wahr, o wie wahr! Unglücklicher! in deinen Blütejahren bist du zur Hölle gegangen und hast ihr Danaergeschenk ihr in den tückischen Rachen geschleudert und dich selbst dazu!
Seite 76 - Überhaupt werden meine Ansichten über das Menschengeschlecht immer düsterer; meist glaube ich doch empfinden zu müssen, dass diese Gattung vollständig zugrunde gehen muss" (U. 205). Im Januar 1854 (zehn Tage vor dem Feuerbachbrief an Roeckel) schreibt er an Liszt: „Ich glaube nicht mehr, und kenne nur noch eine Hoffnung: einen Schlaf, einen Schlaf so tief, so tief — dass alles Gefühl der Lebenspein aufhört

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