Ein Kleid aus Noten: mittelalterliche Basler Choralhandschriften als Bucheinbände

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Matteo Nanni, Florian Effelsberg, Caroline Schärli, Daniel Spehr
Schwabe, 2014 - 245 Seiten
Der interdisziplinare und reich illustrierte Sammelband thematisiert die mit Noten bekleideten Bucher des Basler Staatsarchivs. Dabei stehen die Objekte in ihrer gesamten materiellen Erscheinung im Mittelpunkt. Basler Buchbinder verwendeten nach der Reformation und bis ins spate 18. Jahrhundert hinein Pergamentseiten obsolet gewordener mittelalterlicher Choralhandschriften als Bucheinbande. Das Basler Staatsarchiv beherbergt eine Vielzahl solcher Objekte, die mehrheitlich aus den Archiven der Basler Kloster stammen. Bei den mit Choralfragmenten eingebundenen Dokumenten handelt es sich um archivierte spatmittelalterliche und neuzeitliche Akten, u.a. Verzeichnisse der Einnahmen und Ausgaben der jeweiligen Einrichtungen. Der vorliegende Sammelband ist interdisziplinar angelegt: Die mit Noten bekleideten Bucher in ihrer gesamten materiellen Erscheinung und die Sichtbarkeit der darin enthaltenen historischen Schichten - fassbar in Gebrauchs- und Beschadigungsspuren, Beschriftungen, Schnitten, Etiketten sowie der eigentumlichen Diskrepanz zwischen Hulle und Umhulltem - stehen im Fokus der Texte wie auch der Fotografien. An den in der Publikation behandelten und fotografisch inszenierten 'vorgefundenen Objekten' ist ein Stuck Kulturgeschichte ablesbar. Dabei verweist der Ausdruck objet trouve nicht zufallig auf die Asthetik des Dadaismus und zielt ab auf die visuell starken Momente der De-Kontextualisierung und De-Semantisierung, die diesen Banden innewohnen.

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