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und Zierereyen, die unfere Einbildungskraft macht, wenn man fie in die Regionen der Metaphyfick, jenfeits des Raums und der Zeit, in diesen Uferlofen Ocean, in diese Horizont- und Grenz-lofen Ebnen hinüberbringt. Sklave eüerer Sinne → hatte Archytas geantwortet, (wie ehedem der Priester Cotta dem Senator Vallejus, in jener interessanten Unterredung, die von dem blühendften römischen Genie, von dem Redner, dem Conful, dem Philofophen Cicero uns aufbehalten worden ist. *) Sklave eüerer Sinne! schämt Ihr Eüch

*) Cic. de Natura Deorum Lib. I. Parag. 10.

nicht

Ihr, die Ihr es Eüch zur

Haupt-Angelegenheit macht, die Na tur zu ftudieren und ihre Tiefen zu erforfchen fchämt Ihr Eüch nicht die Wahrheit der Dinge auf fo zweydeütige Beweise gründen zu woł len? Die Sinne find Eüch nur da zu gegeben, dafs Ihr das Aeüf fere, den Schein, und nicht den Grund und die Natur des Uni verfums damit wahrnehmen under, kennen möget. Sie zeigen Eüch nur das, was die Dinge folchen Organen, wie die Eürigen, nicht andern We→ fen, die mit andern Organen verse. hen find, zu feyn scheinen; Sie zeigen Euch, was die Dinge zu feyn fcheinen, nicht, was fie find.

Eüere Einbildungs-Kraft und die Angewohnheiten von Eüerer Kindheit

an

verfolgen Eüch allerwärts, und Ihr lafst Eüch durch fie tyrannifieren. Nur Eüere Einbildungs-Kraft ift's, die fo lärmt und jedesmal fo aufrüh risch wird, wenn die Vernunft ihre Rechte behaupten, und ohne ihre Einwirkung über fichtbare und handgreifliche Dinge urtheilen will. Dann lacht fie oder wird ärgerlich; Die Klagen, die fie hervorftammelt, find ungerecht, und immer kömmt fie wieder, wenn man auch durch hundert Antworten schon fie befriedigt hat. Man follte denken, dass man Gewalt hey ihr brauche, fie aus ihrem Erbtheil und Eigenthum vertreibe,

und Ihr Sich felbft raube. Die fchüchterne Weisheit fürchtet fich vor ihrem Gefchrey. Sie weifs zwar wohl, dafs fie die Närrinn im Haus ist wie ein liebenswürdi

ger Philofoph fie betitelt hat *) und doch wird die Weisheit durch fie beunruhigt und gequält!

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*) Ich weifs nicht, welcher alte Philofoph diefs gefagt hat: aber grade vor hundert Jahren hat der geiftreiche Mallebranche fich auf diefelbe Art ausgedrückt - Er, der, mit einer fo glänzenden Einbildungs-Kraft begaabt, doch fo herrlich alle Illufionen derfelben hat wiffen kenntlich zu machen.

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Theogenes, fagte der ehrwürdige : Blinde, indem er fich von Leon. tius, der alles diefs mit angehöhrt hatte, wegwandte wafne dich mit Muth, vertreibe und bekämpfe, wie ein zweyter Ulyffes, diefe Schein, wefen, welche die Einbildungs-Kraft erzeügt! Bift du einmal in dem friedlichen Elyfium der Vernunft angelangt, fo wird das Univerfum, ohne etwas von feiner Realität zu verlieren, fich vor dir von allen Formen entladen; Es wird andere viel zartere viel aetherisch-anmuthigere (de plus fpeltes) annehmen; Du wirft es mit Riefenfchritten und ohne durch irgend etwas abgehalten werden zu können, durchwandeln.

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