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Nicolaus der Vater hat jedenfalls den Rest seines Lebens in seinem neuen Berufsort Virton (jetzt belg. Provinz Luxemburg) zugebracht, denn seine Gattin Marie Elisabeth Fischer starb daselbst (nach dem auch in unseren Händen befindlichen Todtenschein am 12. Jänner 1747), administrée des derniers sacrements de notre mère la St. Eglise, und ruht auf dem übrigens auch schon verlassenen Friedhofe zu Virton.

Forschen wir nun weiter, so müssen wir uns zunächst an den Trauschein dieses Nicolaus Vivenot (des Vaters) halten, den wir seines bedeutsamen Inhaltes wegen hier ebenfalls zum Abdruck bringen.

EXTRAIT

des Registres aux Actes de Mariages de la Paroisse de St. Nicolas déposés aux Archives de la Ville de Luxembourg.

Le quatrième jour du mois de décembre 1703 ont esté marier le sieur Nicolas VIVENÔT, fils legitime de Antoine VIVENÔT et de Jeanne JACQUET manant et conivins de musson prenosté de Virton Et Dte Marie Elisabeth FISCHER, fille legitime de Philippe FISCHER et de Susanne BORQUIN bourgeois et Marchant, de cette Ville, Tesmoins le sieur Jacqs DUMONT, assesseur du siège Prenostal de Luxembourg, le sieur Henry François FELTZ, aussi assesseur du mesme siège, le sieur Jean Gaspar DEUTSCH bourgeois et marchant qui ont tous signé.

Signé: VIVENÔT, Marie Elisabeth FISCHER, J. DUMONT, FELTZ

et J. G. DEUTSCH.

Pour Extrait conforme,

à Luxembourg, le 28 janvier 1902.

L'Officier de l'Etat-civil:
KNAFF.

Vu au département des affaires étrangères pour légalisation de la signature de M. KNAFF, apposée sur le présent acte.

Luxembourg, le 29 janvier 1902.

Le Conseiller Secrétaire général:

RUPPERT.

Die Unterschrift des General-Secretärs des grossherzoglich Luxemburgischen Staatsministeriums, Herrn Ruppert, wird hiermit amtlich beglaubigt.

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Derselbe lautet vom Jahre 1703 und sind darin Nicolaus' Eltern (also des öst. Stammvaters Grossvater) genannt:

Antoine Vivenot et Jeanne Jacquet. Manant et conivins de Musson prenosté de Virton.

Selbst wenn man so rigoros wäre als möglich, muss man annehmen, dass Nicolaus bei seiner Verheiratung 25 Jahre, und der Vater Antoine, als er den Sohn Nicolaus erhielt, ebenfalls 25 Jahre alt war. Es ist mithin, 50 Jahre von 1703 in Abzug gebracht, das Jahr 1653 mindestens als das actenmässig zu verfolgende Ursprungsjahr der Familie mit Sicherheit zu bezeichnen. Die zahlreich vorhandenen Taufscheine aus dem XVII. Jahrhundert (1600) lassen auch ahnen, dass in diesem Jahrhunderte die Familien Vivenot und Jacquet in Luxemburg, namentlich in Musson und Virton, blühten.

Die Taufscheine des Antoine Vivenot und der Jeanne Jacquet sind bis jetzt nicht aufgefunden worden. Es mag dies einerseits daran liegen, dass die Archive von Musson und Virton nicht so einheitlich geführt worden sind, wie das zu Luxemburg. Durch den Uebertritt an Belgien ist Vieles an das Provinzialarchiv zu Arlon und an das Staatsarchiv in Brüssel übergegangen. Doch liegt dies nicht darin allein. Viel wahrscheinlicher, ja beinahe gewiss ist es, dass Antoine Vivenot, vielleicht sogar schon verheiratet mit der Französin Jacquet, im Anfang oder der Mitte des XVII. Jahrhunderts aus dem Wiegenlande der Vivenots, aus Lothringen (Departement de la Meuse), nach dem unter Ludwig XIV. neu erworbenen Luxemburger Lande auswanderte, sich also seine Standesregister in Frankreich und nicht in Luxemburg befinden müssen. Dort blieb die Familie nach dem Frieden von Utrecht, bis Nicolaus Vivenot nach Oesterreich auswanderte, die anderen Vivenots, namentlich aber Antoine, kehrten wieder nach Frankreich zurück. Heute gibt es in ganz Luxemburg keine Vivenots mehr, und nur noch drei Damen Jacquet, die mit ihren Erinnerungen in Frankreich weilen, wo sie den Adelstitel de Rosée führten.

Wenn man die Geschichte der Niederlande liest und aufmerksam studirt, und ihren bald zerstörten, bald wieder aufgenommenen Zusammenhang mit Oesterreich erwägt, so kann man sich in die Gefühle der Vivenots sehr wohl hineindenken.

Als Franzose

wahrscheinlich als Landmann

kam

Antoine Vivenot unter Ludwig XIV. in das neuerworbene fruchtbare Luxemburg. Dort ward ihm sein Sohn Nicolaus (Vater des öst. Stammvaters) geboren. Dieser heiratete bereits eine österreichisch gesinnte Frau, worauf der Name Marie Elisabeth (wahrscheinlich nach der allbeliebten späteren Österr. Statthalterin s. Z. so getauft) hinweist, und wurde nach dem Frieden von Utrecht von Carl VI. auch zu einem hohen Staatsamte erhoben. In der Ehrfurcht Gottes erzogen, wollte Nicolaus der Stamm vater Priester werden, als Graf Kaunitz (gelegentlich eines seiner häufigen Aufenthalte in den Niederlanden) den jungen Niederländer, der mit seinem ganzen Herzen an Oesterreich hing, nach Wien berief.

Das war aber in den Vierziger-Jahren des XVIII. Jahrhunderts kein Wunder, wo die Niederlande Oesterreichs neueste Provinz waren, wo die glücklichen Tage Burgunds wiedergekommen zu sein schienen, und die milde Hand der österreichischen Erzherzoge und Erzherzoginnen das Land regierte, und wo in Antwerpen und Gent jedes Volkslied mit einer Glorificirung der österr. Kaiserin Maria Theresia begann. Das änderte sich freilich, als die Reformpläne Josef II. den streng katholischen Adel Belgiens und Luxemburgs aufregten, und die Officiere eines österreichischen Regiments in Luxemburg jenen historisch berüchtigten Cotillon aufführten, der sie den Familien des Landes dauernd entfremdete.

In jener Zeit und der darauffolgenden französischen Revolution hat die Familie Vivenot sich aus Luxemburg verloren; sie kehrten heim zu ihren Verwandten ins Lothringische Gebiet, wo sie noch heute eine Reihe blühender und angesehener Familien in den Districten von Ligny-en-Baras, Velaine, Commercy, Departement de la Meuse bilden, und wo so manches Mitglied derselben sich auch im öffentlichen Leben eine einflussreiche und bedeutsame Stellung erwarb. Wir führen. weiter unten *) eine Reihe dieser Persönlichkeiten auf, denn

*) Unter den bekannten Persönlichkeiten befinden sich:

1. General Vivenot, Paris, Rue St. Placide 54.

2. Vive not, Generalsecretär vom Meuse-Departement 1873, Senator 1878. 3. Vive not-Lamy, berühmter Eisenwerksbesitzer, volkswirthschaft

licher Schriftsteller, von 1854-1884. Lebte in Nancy.

wir fühlen uns mit ihnen stammverwandt und empfinden mit Stolz, dass der Name Vive not sich auch in anderen Ländern Achtung und Anerkennung verschaffte.

Da ein Theil dieser Familien sicher schon bestand, als Antoine Vivenot Anfang oder Mitte des XVII. Jahrhunderts (1600) unter Ludwig XIV. nach dem neuerworbenen Luxemburger Land auswanderte, ist es ja gar keine Frage, dass wir es hier mit einer Familie zu thun haben, die, ohne dass sie es vielleicht selbst weiss, bis ins tiefe Mittelalter zurückgreifen dürfte. Die in Luxemburg verlebte Zeit, mindestens bis auf 1653 zurückgreifend, ist eben nur eine Episode in der Geschichte der alten Familie Vivenot. Das halten wir als eine historische Thatsache fest und überlassen es nun unserer Jugend, an der Hand der actenmässigen Behelfe, welche künftighin gesammelt auf dem Gute Berghof aufbewahrt bleiben sollen, ihre Forschungen weiter fortzusetzen. Für uns aber ist es ein erhebender Gedanke, dass, ehe die Niederlande für Oesterreich auf immer verloren gingen, und eine Periode endigte, welche dem Vaterlande so viel des Glanzes einbrachte eine Periode, in der Carl V. das Land schuf, worin die Sonne niemals unterging — ein junger Niederländer, Oesterreichs treuester Sohn, es war, den wir als Stifter unserer Familie verehren.

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4. Louis Vivenot, zu St. Aubin (Meuse) geb. 1767, Advocat, 1791 Cäpitän im 4. Bataillon von Meuse, gefeierter Held 1813, Bürgermeister von Commercy, Deputirter; starb 4. September 1817.

5. Abbé Vive not, Pfarrer von Commercy, 1785, einer derǝgefeiertsten Kanzelredner. Trat gegen die revolutionären Gesinnungen der Frauen auf. Berühmter Schriftsteller.

II.

Nicolaus de Vivenot.

Der Gründer der österreichischen Familie.

Geb. 25. Mai 1715, gest. 12. Jänner 1792.

Aus der Ehe Nicolaus Vivenot des Aelteren mit Maria Elisabeth Fischer entsprossten, wie wir schon mitgetheilt, drei Söhne und fünf Töchter.

Der Sohn Nicolaus, 25. Mai 1715 zu Luxemburg geboren, von dem Pathen Dominus Nicolaus Rossignon, Generalsteuereinnehmer, und Anna Halbach beschützt, genoss eine sorgfältige Erziehung, den grössten Theil in Luxemburg, und widmete sich den theologischen Studien, die er zeitweise auch in Trier zurückgelegt zu haben scheint, nachdem ein Theil des Landes Luxemburg dem bischöflichen Stuhle von Trier unterstellt war. Als Nicolaus Vivenot der Aeltere, durch Diplom Kaiser Karl VI. im Jahre 1727 zum Commissär und Gerichtsvollzieher für den Bezirk von Virton ernannt wurde und dahin zog, folgte ihm jedenfalls auch der Sohn Nicolaus, was schon daraus hervorgeht, dass laut eines heute noch im Besitze der Familie (bei Herrn Oberst Oscar Ritter v. Vivenot) befindlichen Documents Nicolaus am 1. September 1737 in der Kirche zu Virton die erste priesterliche Weihe (tonsure clericalis) erhielt. Das Testimonium hierüber hat folgenden Wortlaut, und es ist gleichzeitig das erste, bisher officielle Zeugnis aus jener in Luxemburg verlebten Periode, in welcher der Name Vivenot ausdrücklich mit dem Beiworte »de« erscheint.

Lotharius Fridericus a Nalbach,

Dei, et Apostolicae sedis gratia episcopus emausensis Eminentissimi ac Reverendissimi Domini D. Fraucisci Georgii Archi-Episcopi Trevirensis S. R. I. Principis et Electoris, per Galliam ct Regnum Arelatense Archi Cancellarii, Episcopi Wormatiensis, Praepositus Principis Elmacensis, &t Administratoris Prumiensis perpetui ex

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