Nekrolog auf das Jahr: Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger ... verstorbener Personen, Band 2;Band 11

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J. Perthes, 1806
 

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Seite 228 - ... sondern nur das Bekannte genau auseinander setzten, ließ er sich selten auf Tadel ein, sondern gab nur den Inhalt im allgemeinen an. Er beschränkte sich nicht bloß auf wissenschaftliche Bücher, sondern rezensierte bei seiner unermeßlichen Belesenheit zuweilen auch Schriften von niederem Range, besonders launige, scherzhafte, witzige. Dergleichen Bücher pflegte er in Nebenstunden immer zur Erholung in die Hand zu nehmen, denn er ließ keine Stunde, auch nicht die der Muße und Erheiterung...
Seite 107 - ... oder euch die Hand drücken, und euch sagen: ihr seyd meine Väter, Theile von eurem Geiste sind in den meinigen übergegangen. — Und ihr, meine mündlichen Lehrer, besonders du, verehrungswürdiger G* **, bei dessen geradem harmonischem Gedankengange durch Blumengefilde mein Geist zuerst aus dem langen Schlummer erwachte, und sich selbst fand: euch werde ich vielleicht noch danken können, und das wird der Lohn seyn, womit ihr euch begnügt. Vergebens also fordert der Staat eine Cultur zurück,...
Seite 230 - Charakter vertragen, mißstellten ihn nicht, da sie mit vielen und großen Tugenden gepaart waren. Ich mag den Menschen nicht leiden, der von anderen Menschen fordert, sie sollen alles Menschliche ablegen und Ideale sein. Man kann wohl den Schein und die Maske einer übermenschlichen Tugend...
Seite 213 - ... erstieg, und doch zugleich damit noch so mancherlei anderes gründliches Wissen vereinigte, das mag jetzt, verehrte Zuhörer, der Gegenstand meiner Untersuchung sein. Ausgestattet mit den größten und glücklichsten Geistesanlagen, durch die er sich bereits in den frühesten Knabenjahren auszeichnete und Erstaunen erregte, so daß man ihn unter die Kinder zählte, deren Verstand sich vor der Zeit entwikkelte, genoß er eine solche häusliche Erziehung, daß er unter der besonderen Aufsicht seiner...
Seite 219 - ... Vortrag und Kenntnis der Lehrgegenstände eigen machte; durch einiges väterliches Vermögen unterstützt, dessen gänzlicher Mangel oft zwingt, sich des Erwerbs wegen auf andere Studien mit zu verbreiten, war er nicht genötigt, sogleich um des Brots willen Unterricht zu geben oder aus Bedürfnis oder nach der Laune und dem Wunsche anderer sich über alle Zweige der Wissenschaften zu verbreiten. Kurz, ihm war alles verliehen, wodurch das akademische Leben als unter glücklichen Auspizien begonnen...
Seite 185 - Hören lernen, und hätte doch mich so viel kennen aollen, dass ich sie eher durch Lesen gelernt hätte. Hätte er mir Bücher von der Musik zu lesen gegeben, so hätte ich sie als etwas Gelehrtes geschätzt: so kannte ich sie nur als eine Kunst zum Vergnügen, und da war sie mir nicht reizend. Als ich erfuhr, dass es eine mathematische Theorie der Musik gebe, lernte ich sehr begierig Töne berechnen; aber nun war es zu spät für die Uebung, Töne hervorzubringen. Es ist mir immer angenehm, dass...
Seite 263 - Gemeinnützige Vorschläge und Nachrichten über das beste Verhalten der Menschen in Rücksicht der Pockenkrankheit...
Seite 218 - ... und selbst Kästners Lehrer sich hiermit noch nicht versehen fanden, kam ihm jene Gewöhnung vortrefflich zu statten. Durch seinen Scharfsinn erfand er nämlich selbst diejenigen Hilfsmittel, die im Notfalle, so lange noch keine besseren da waren, die Stelle derselben vertreten konnten. Von Jugend auf in den Wissenschaften erzogen, hatte Kästner noch ein anderes Glück, das nur wenigen zu teil wird. Da er in Leipzig geboren und erzogen wurde, so standen ihm in jedem Fache die geschicktesten...
Seite 230 - ... sie mit vielen und großen Tugenden gepaart waren. Ich mag den Menschen nicht leiden, der von anderen Menschen fordert, sie sollen alles Menschliche ablegen und Ideale sein. Man kann wohl den Schein und die Maske einer übermenschlichen Tugend und Heiligkeit annehmen, aber nie wird man dahingelangen, daß man das wirklich ist, was man auf diese Weise zu scheinen strebt.
Seite 184 - Clavier, noch ausser meinem Vater; ich lernte auch wirklich: Nun danket alle Gott! und ein paar Menuetten spielen, aber nicht nach Noten; denn die zu lernen hatte ich die Geduld nicht. Da beging nun mein Vater wirklich einen pädagogischen Fehler. Er meinte, ich sollte Musik durch Hören lernen, und hätte doch mich so viel kennen aollen, dass ich sie eher durch Lesen gelernt hätte.

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