Geschichten, sagen und legenden des Bayernlandes, Band 2

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B. Mertel, Georg Winter
1846
 

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Seite 53 - Wer da?" — Keine Antwort! Plötzlich stand ein kleines unheimliches Wesen ganz nahe vor ihm, stierte ihn mit Grabesaugen an und beutete mit dem Zeigefinger der rechten Hand in die vor ihm stehende Katze. Unser Held war wie an den Boden geheftet und kreischte mit kaum verständlichen Lauten: „Alle guten Geister loben Gott den Herrn !" Fast besinnungslos griff er alsdann in die Katze, nahm aus derselben, was er mit seinen zehn Fingern fassen konnte, und stürzte ohnmächtig zusammen. Als er wieder...
Seite 52 - Zinngießcr weiter, und indem er weiter reden wollte, erscholl von der Wanduhr die zwölfte Stunde. Da schlug er unwillig in den Tisch hinein und schrie: „Damit Ihr aber seht, daß an der Sache nichts ist, und ich Jeden für einen Narren halte, der solche unsinnige Dinge glaubt, so wollen wir uns an Ort und Stelle begeben, um uns zu überzeugen. Mein Hab und Gut setz' ich daran, daß ich Euch auslachen werbe!
Seite 54 - Zinngicßer aber entfernte sich bald und suchte schwindelnd vor Freude sein Nachtlager. Allein der Schlaf floh ihn diese und noch manche Nacht, denn ihn quälten die Pläne, die er für die Zukunft schmiedete, die Sorge um die Erhaltung und Vermehrung des unheilvollen Mammons. Mit seinem Glücke war zugleich das Unglück in seine vier Pfähle eingezogen, und aus dem zufriedenen Meister, dem die Arbeit sonst unter lustigem Gesänge munter von der Hand ging, war jetzt ein grießgrämigcr Sauertopf...
Seite 46 - Gemüseartcn zur Stadt gefahren war, leicht an Geld und mit schwerem Kopfe nach Hause kehrte. Durch diesen Lebenswandel wurde nicht nur sein Körper, sondern auch sein Vermögen so zerrüttet, daß er ein Kapitälchen nach dem anderen aufnehmen mußte, dann von seinen Gläubigern hart bedrängt wurde und zu ihrer Befriedigung bald ein Grundstück oder das Wcrthvollstc seines ohnehin kärglichen Hausraths zu veräußern sich genöthiget sah.
Seite 167 - Nathsfrcunde zu holen. Seufzend und barhaupt ging der arme Mann zwischen den kaiserlichen Wachen. Als aber der getreue Scharfrichter, Christoph Meder, den sonst so gefürchteten Herrn erblickte und die Botschaft vernahm, da, entsetzte er sich und schwur, lieber selbst den Kopf zu verlieren, als an die Häupter der Stadt seine Hand zu legen. Dadurch begab sich im Hause des Henkers ein kleiner Aufenthalt, den man schlau benützte. Der große Nathspocal wurde mit dem edelsten Wein gefüllt, herbeigebracht...
Seite 48 - ... Du mir versprichst, weder Deinem Weibe noch einem anderen Menschen auch nur eine Sylbe davon zu sagen, so will ich Dein Beschützer sein und Dir helfen. So kehre denn getrost heim, pflücke von dem großen Nußbaume, der in der linken Ecke Deines Gartens steht, so viele Nüsse, als Dir beliebt, die werden sich in Gold verwandeln und Dich in den Stand setzen, nicht nur Deine Schulden zu bezahlen, sondern auch Dir ohne Mühe und Arbeit gut zu thun. Doch wisse, geht nur ein Wort von dieser Geschichte...
Seite 48 - Dir beliebt, die werden sich in Gold verwandeln und Dich in den Stand setzen, nicht nur Deine Schulden zu bezahlen, sondern auch Dir ohne Mühe und Arbeit gut zu thun. Doch wisse, geht nur ein Wort von dieser Geschichte über Deine Lippen, so sinkst Du in Deine frühere Armuth zurück, wirst ein Raub der Verzweiflung und sollst auch im Grabe keine Ruhe finden. Du wirst dann aus demselben in jeder Sylvesternacht hervorgehen und an dieser Stelle- hier ewig goldne Nüsse feil halten, ja auch Andere...
Seite 49 - Geschenke de« höllischen Jägers, um es theilweise in der nahen Stadt versilbern zu lassen, zahlte dann unter falschen Vorspiegelungen seine Schulden und lebte herrlich und in Freuden. Aber dieses Glück sollte von nicht sehr langer Dauer sein; denn der gute Nußkaspar vergaß im Taumel der Ausschweifungen nur zu bald, was er dem Meister Urian versprochen hatte.

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