Deutsche Rundschau, Band 38

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Rudolf Pechel
Gebrüder Paetel, 1884
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 250 - Greift nur hinein ins volle Menschenleben! Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt, Und wo ihr's packt, da ist's interessant.
Seite 3 - Empfindung erreicht seinen Ausdruck nur in einem starken Körper und in einer starken Seele. Dante für sein Teil lächelte zum ersten und einzigen Mal an diesem Abende, da er die beiden Frauen so heftig auf der Schaukel seines Märchens sich wiegen sah.
Seite 4 - Gebäcke aufzutischen. Er hinterbrachte Ezzelin lieber eine Stadtgeschichte als eine Verschwörung. Ich weiß nicht, ob der Mönch so wohlgestaltet war, wie der Spötter Ascanio ihn genannt hatte. Aber ich sehe ihn, der wie der blühendste Jüngling schreitet.
Seite 91 - Dieses neue Geschlecht will genießen und sich geltend machen im Sichtbaren, wir, die Alten, beugten uns demütig vor dem Unsichtbaren, haschten nach Schattenküssen und blauen Blumengerüchen, entsagten und flennten und waren doch vielleicht glücklicher als jene harten Gladiatoren, die so stolz dem Kampftode entgegengehen.
Seite 91 - Mit erhabenem Entzücken denk' ich an diesen meinen Ursprung und diesen ganzen Zusammenhang des Geschickes, durch welches die ältesten Erinnerungen des Menschengeschlechts mit der neuesten Lage der Dinge, die weitesten Zeit- und Raumfernen verbunden sind. Was so lange Zeit meines Lebens mir die größte Schmach, das herbste Leid und Unglück war, eine Jüdin geboren zu sein, um keinen Preis möcht
Seite 8 - Antiope saß am Fenster. Sein in den Umriß eines Kleeblattes endigender Bogen war voller Abendglorie, welche die liebreizende Gestalt im Halbkreise von Brust zu Nacken umfing. Ihre gezauste Haarkrone ähnelte den Spitzen eines Dornenkranzes und die schmachtenden Lippen schlürften den Himmel. Das geschlagene Mädchen lag müde unter dem Druck der erduldeten Schande, mit zugefallenen Augendeckeln und erschlafften Armen; aber in der Stille ihres Herzens frohlockte sie und pries ihre Schmach, denn...
Seite 3 - Wirst du deine rührende Fabel so kläglich verstümmeln, mein Dante > » wendete sich die entzündliche Freundin des Fürsten mit bittenden Händen gegen den Florentiner. «Laß den Mönch reden, daß wir teilnehmend erfahren, wie er sich abwendete von einer Rohen zu einer Zarten, einer Kalten zu einer Fühlenden, von einem steinernen zu einem schlagenden Herzen -» «Ja, Florentiner», unterbrach die Fürstin in tiefer Bewegung und mit dunkel...
Seite 421 - Wissenschaft nun geht auf die Erkenntniß der Welt und ihres ursächlichen Zusammenhanges; sie zerstört das individuelle Leben, um dessen Gesetze, dh das den individuellen Erscheinungen Gemeinsame zu finden. Die Kunst im Gegentheil sucht die Welt zu erkennen und zu deuten, indem sie die Einheit des individuellen Lebens erfaßt und reproducirt; sie eliminirt das Allgemeine, um das Besondere besser zu fassen und im Besonderen wieder das Zufällige, damit ihr das Wesentliche klarer werde. Da nun aber...
Seite 309 - Die Anschauung, daß die Mechanik als Grundlage aller übrigen Zweige der Physik betrachtet werden müsse und daß alle physikalischen Vorgänge mechanisch zu erklären seien, halten wir für ein Vorurteil.
Seite 249 - Die Figur des Basarow ist das Ebenbild eines jungen, kurz vor dem Jahre 1860 verstorbenen, in der Provinz lebenden Arztes, den ich kennen gelernt hatte, und in dem mir das verkörpert zu sein schien, was man später Nihilismus nannte.» Und ferner: «Das von mir erfundene Wort Nihilist wurde von vielen aufgegriffen, die nur auf eine Gelegenheit, einen Vorwand warteten, die Bewegung, die sich der russischen Gesellschaft bemächtigt hatte, aufzuhalten. Nicht im Sinne eines Vorwurfs, einer Kränkung...

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