Im bilde: gedichte, auch Rachdichtungen

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Schuster & Loeffler, 1902 - 143 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 19 - Wir alle wandern, wandern (« Unterwegs») Ich wandre in der großen Stadt. Ein trüber Herbstnebelschleier flattert um die Zinnen, Das Tagwerk schwirrt und braust vor meinen Sinnen, Und tausend Menschen gehn an mir vorüber. Ich kenn' sie nicht. Wer sind die vielen? Tragen Sie in der Brust ein Los wie meins ? Und blutet Ihr Herz vielleicht, von mir so unvermutet, Als ihnen fremd ist meines Herzens Schlagen? Der Nebel tropft. Wir alle wandern, wandern. Von dir zu mir erhellt kein Blitz die Tiefen....
Seite 16 - Um deinen scheite! der schein erst von strahlen ein ring Dann eine krone. HEDWIG LACHMANN 1870-1918 SIE DIENTE IHM . . . SIE diente ihm getreu beflissen Als Weib und Magd an fünfzehn Jahr. Sie schob ihm zu die besten Bissen, Nahm seine kleinsten Wünsche wahr. Sie hat zehn Kinder ihm geboren Und hielt sie seinem Unmut fern. Sie hat sich ganz in ihn verloren Und ihm gehorcht als ihrem Herrn. Nun starb er ihr. Noch lebenskräftig Bleibt sie zurück verwaist und fremd. Zum letztenmal für ihn geschäftig,...
Seite 3 - Heimat («Am Abend») Weißt du denn - wenn auf Baum und Strauch Das Astwerk zittert und sich sträubt, Und wenn der leicht gewellte Rauch An einer Wetterwand zerstäubt Ein scheuer Vogel ohne Laut An dir vorbei die Flügel schlägt, Und Wolke sich an Wolke baut Wohin dein wilder Wunsch dich trägt? Weißt du denn, wenn nun alle Welt Sich eng an Hof und Heimstatt schmiegt, Und deine Sehnsucht dich befällt, Wo deine eigne Heimat liegt?
Seite 124 - Die Wolken türmten sich mächtig, Die Blätter waren verdorrt, Sie waren kraus und verdorrt. Es war Oktober und nächtig An einem unseligen Ort, Es war nahe dem bleiernen Wasser, Das da so verschlafen steht, Am Hain, wo des Nachts sich ein blasser Hohläugiger Schwann ergeht.
Seite 63 - Mund mit süßer Pein. Und wie der Regen, wenn er inne hält, In jähen Einzeltropfen niederfällt, So schlägt nun stockend jedes Herz allein. Doch bleiben sie, die also sich entzwein — Ermattend, schon von Lechzen neu geschwellt — Leib gegen Leib, eng wie zuvor gesellt, Als hätten beide einen Stamm gemein. Schlaf taucht sie tiefer als in Traumesruh Und hält sie schwer in seiner Flut versenkt. Dann sacht, auf Dämmerglanz vom Tag versprengt, Schwimmen die Seelen dem Erwachen zu, Bis Er —...
Seite 81 - Weh, Auf ihren Lippen lag ein Glück von eh, Ein milder Gram. Sie hielt in ihrer Hand ein Instrument, Das war von Gold und glänzte zauberhast, Aus eines Spielmanns Hinterlassenschaft Vielleicht, den längst die Nachwelt nicht mehr kennt. Die Saiten hatten Namen, Krästen gleich In Menschenbrust.
Seite 31 - Folgt' ich dem Rufe, den mein Herz befahl, Uneingedenk der Dornen und der Fährden, Gewillt, ein strenges Schicksal stark zu tragen, Wollt' ich kein andres Glück noch Ziel auf Erden, Als meinem tiefsten Wahne nachzujagen. Oft stockt mein Fuß. Und die Gewitter starren Mir in den Weg, daß ich ihn schon verlor. Doch immer wieder reißt es mich empor, Ein trotzger Wille treibt mich zu beharren, Und eine klare Sicherheit entwirrt Dann- meinen Sinn: Ich habe nicht geirrt!
Seite 86 - Ans ihren reinen Lippen scheu und zag ? Schmolz dein Gelüst Nicht hin an ihrer Scham, hold wie die Glut, Die über Rosen gleitet, wenn der Tag Sie auf die Wangen küßt! — Nachts trat zu mir Frau Venus; Todesschweiß Bedeckte ihre Stirn, darunter schlich Langsam und siech Das Blut, und ihre Schläfen glühten heiß. Des Meeres Schein und goldenes Geflirr Und seine Woge war in ihrem Haar, Im Auge schwamm Ein wellenseuchter Glanz, unstät und irr, Und das Gestein an ihren Füßen war Leuchtend und...
Seite 122 - Ein Eiland, wo die wilde Unrast sich sanft verlor, Ein Schrein, und davor milde Ein Weiheblumenflor. O trügendes Geschick! O Sternentraum! hienieden Verweht im Augenblick, „Hinan, hinan!" die Zukunft ruft; Doch kreist noch ohne Frieden Um das Vergangne (dunkle Kluft) Mein Geist wie abgeschieden. Denn um mich, weh, ach weh, Ist Nacht, wo ich auch bin. Es raunt die dumpfe See Ans Ufer dunklen Sinn: „Dahin — dahin — dahin!
Seite 56 - Die Sonne unten graute. Im Himmel liegt er wie ein Steg Über den Ätherweiten. Darunter fällt zur Erde steil Der Raum nach allen Seiten, Wo Tag und Nacht sich stammend drehn Mit wirbelnden Gezeiten. Um sie herum, in sanftem Chor, Besiegelten aufs neue 62 Unlängst vereinte Liebend

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