Entwurf einer Theorie und Literatur der schoenen Wissenschaften: Zur Grundlage bei Vorlesungen

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1789 - 380 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 74 - die für einen gegebnen Fall des menschlichen Lebens in einem ändern kongruenten Falle einen allgemeinen Erfahrungssatz oder eine praktische Lehre nach innerer Notwendigkeit derselben so anschaulich macht, daß die Seele nicht etwa nur überredet, sondern Kraft der vorgestellten Wahrheit selbst sinnlich überzeugt...
Seite 293 - Ein Brief ist eigentlich nichts anderes, als die schriftliche Rede einer Person an eine andere von ihr abwesende Person gerichtet, und vertritt die Stelle der mündlichen Rede, die man an diese Person richten würde, wenn sie anwesend wäre. Der Briefwechsel ist folglich eine schriftliche Unterredung abwesender...
Seite 330 - ... verführerisch geschildert wird, sind äusserst verwerflich. Und überhaupt muß man aus der Lektüre dieser Art nur beiläufige Erhohlung, nie aber einzige oder herrschende Beschäfftigung machen. S. De l'Usage des Romans, TI Ch. I. II. IV-VII. 23. Form und Einkleidung des Romans sind sehr mannichf altig; und sehr oft kann selbst ihre Abwechselung in Einem einzigen Ganzen den Werth desselben erhöhen. Die Form ist entweder bloß historisch oder erzählend, besonders da, wo es nur auf Fortführung...
Seite 329 - Man sieht aus dem allen, daß man die Romane gewissermaßen auch als eine poetische Gattung ansehen kann. Und so ist ihnen auch der zwiefache Zweck, zu gefallen und zu unterrichten, auf den Verstand und auf Phantasie und Empfindung zu wirken, mit der Poesie gemein.
Seite 182 - ... Fakten spielen in diesem Genre, das die Jahre um 1770 und 1780 dominiert, kaum eine Rolle. Entsprechend bestimmt Johann Joachim Eschenburg in seinem gattungspoetischen System von 1783 den Ort dieser Dichtungen: Das romantische Heldengedicht, oder die Ritterepopöe hält [...] zwischen der ernsthaften und komischen Gattung das Mittel, in so fern nämlich ihr Inhalt, ihre handelnden Personen, ihr Wunderbares, und der erzählende Vortrag des Dichters Ernst und Munterkeit, Würde und Scherz, Feyerlichkeit...
Seite 141 - Überhaupt aber lassen sich zwey Hauptgattungen lyrischer Gedichte absondern, die sich durch Inhalt und Vortrag merklich unterscheiden; nämlich, die eigentliche Ode und das Lied. Jene hat erhabnere Gegenstände, stärkre Empfindungen, höhern Schwung der Gedanken und des Ausdrucks; dieses wird gewöhnlich durch leichtere und sanftere Gefühle...
Seite 334 - In Deutschland haben wir erst seit den letzen fünfzehn bis zwanzig Jahren verschiedene Originalromane erhalten, die sich zum Theil von den ehemaligen geschmacklosen Werken dieser Art, woran unsre Nation einen Überfluß hatte, eben so vortheilhaft unterscheiden, als von der Menge mißlungener Versuche darin, womit sie noch immer heimgesucht wird. Die vornehmsten darunter sind von Haller, Wieland, Göthe, Nicolai, Frau von la Röche, Hermes, Dusch, Miller, Meißner, Wezel, Schummel, Jung, Müller,...
Seite 155 - Poesie (dh dem tiedj ist auch die Romanze zu rechnen, die gemeiniglich ihrem Inhalte nach erzählend und ihrer Einkleidung nach lyrisch ist. Gewöhnlich ist irgendeine merkwürdige, oft auch an sich wenig erhebliche, aber durch den Vortrag des Dichters merkwürdig gemachte Begebenheit der Gegenstand dieser Dichtungsart, von leidenschaftlicher, tragischer, wundervoller, verliebter, oder auch bloß belustigender und scherzhafter Wendung.
Seite 327 - Ähnlichkeit; nur daß die Handlung eines Romans von kleinerm Umfange in Betracht ihres Einflusses und ihrer Wichtigkeit zu seyn pflegt, und sich gemeiniglich mehr auf den Menschen überhaupt, als auf einzelne heroische Personen und Thaten bezieht; daß ferner dem Roman das Wunderbare nicht so wesentlich eigen ist, als dem Heldengedichte; und daß endlich die Schreibart des...
Seite 142 - Stärke des Gefühls, und die ausschließende Richtung der Seele auf dasselbe, macht es dem lyrischen Dichter unmöglich, an eine absichtlich regelmäßige Folge seiner Gedanken, Bilder und Ausdrücke zu denken; daher die sogenannte lyrische Unordnung, die aber mehr scheinbar als wirklich ist, weil die Ordnung und Gedankenreihe der begeisterten Phantasie doch immer dabei wirksam bleibt.

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