Andreas Gryphius lyrische Gedichte, Band 171

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Litterarischer Verein in Stuttgart, 1884 - 610 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 131 - Abend Der schnelle Tag ist hin ; die Nacht schwingt ihre Fahn Und führt die Sternen auf. Der Menschen müde Scharen Verlassen Feld und Werk, wo Tier und Vögel waren, Traurt itzt die Einsamkeit.
Seite 131 - Leben kömmt mir vor als eine Rennebahn. Laß, höchster Gott, mich doch nicht auf dem Laufplatz gleiten ! Laß mich nicht Ach, nicht Pracht, nicht Lust, nicht Angst verleiten ! Dein ewig heller Glanz sei vor und neben mir! Laß, wenn der müde Leib entschläft, die Seele wachen, Und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen, So reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir!
Seite 113 - Hat aller schweiß und fleiß und vorrath auffgezehret. Die thürme stehn in glut, die kirch ist umgekehret, Das rathhaus liegt im graus, die starcken sind zerhaun, Die jungfern sind geschänd't, und wo wir hin nur schaun, Ist feuer, pest und tod, der hertz und geist durchfähret. Hier durch die schantz und stadt rinnt allzeit frisches blut.
Seite 131 - Tier und Vögel waren, Traurt itzt die Einsamkeit. Wie ist die Zeit vertan! Der Port naht mehr und mehr sich zu der Glieder Kahn. Gleich wie dies Licht verfiel, so wird in wenig Jahren Ich, du und was man hat, und was man sieht, hinfahren.
Seite 125 - AN SICH SELBST Mir grauet vor mir selbst, mir zittern alle Glieder, Wenn ich die Lipp und Nas...
Seite 123 - Mir ist, ich weiß nicht wie; ich seufftze für und für. Ich weine tag und nacht, ich sitz in tausend schmertzen, Und tausend fürcht ich noch, die krafft in meinem hertzen, Verschwindt, der geist verschmacht, die hände sincken mir.
Seite 174 - Mast; die schwache Seiten prellen Auf die gespitzte Klipp'. O Himmel! ich vergeh . Der dicke Querbaum bricht und schlägt den Umgang ein; Das Segel flattert fort; der Schiffer steht allein Und kann noch Bootsmann mehr noch Seil noch Ruder zwingen.
Seite 99 - ... Der Himmel bricht; doch fällt nunmehr kein Donnerschlag. Der Zeit und Nächte schuf, ist diese Nacht ankommen Und hat das Recht der Zeit und Fleisch an sich genommen Und unser Fleisch und Zeit der Ewigkeit vermacht. Der Jammer trübe Nacht, die schwarze Nacht der Sünden, Des Grabes Dunkelheit muß durch die Nacht verschwinden.
Seite 99 - Sonn', in der das Licht geboren, Das Gott, der Licht, in Licht wohnhaftig, ihm erkoren: O Nacht, die alle Nacht' und Tage trotzen mag! O freudenreiche Nacht, in welcher Ach und Klag Und Finsternis, und was sich auf die Welt verschworen, Und Furcht und Höllenangst und Schrecken war verloren ! Der Himmel bricht, doch fällt nunmehr kein Donnerschlag.
Seite 389 - Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht, So ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.

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