Tagebücher des Generalfeldmarschalls Graf von Blumenthal aus den Jahren 1866 und 1870/1871

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Cotta, 1902 - 286 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 176 - Moltke, die ihn seit einiger Zeit ohne jede Kenntnis und Teilnahme an den Operationen ließen, ja ihn eigentlich ganz unhöflich und grob behandelten. Er sprach es ganz positiv aus, daß er nicht eine Stunde lang Minister bleiben werde, wenn der Krieg vorbei sei. Die nichtachtende, unhöfliche Behandlung könne er nicht länger ertragen, er sei allein dadurch krank und müsse der Sache ein Ende machen, wenn er überhaupt noch länger leben wolle. Er schien ganz außer sich zu sein* und...
Seite 14 - Stündchen von halb sechs bis halb sieben geschlafen hatte. Die dicke Luft verhinderte uns, den Geschützdonner zu hören, aber gegen 9 Uhr sahen wir überall auf den Höhen bei Sadowa bis Horenowes den Pulverdampf; wir hatten alle das Gefühl, daß es zur Schlacht kommen würde und eilten trotz des schlüpfrigen Bodens schnell vorwärts.
Seite 14 - Oesterreicher zu weichen, dann aber wieder Terrain zu gewinnen ; es war offenbar die ganze Armee des Prinzen Friedrich Carl in hartem Kamps mit der ganzen österreichischen Armee.
Seite 177 - Zeichen, wie aufgeregt er war, ist es, daß er mir unter anderem sagte, er wäre als Royalist in den Krieg gezogen, er käme aber anders heraus; nach dem Kriege bliebe er nicht Minister. Er klagte noch über eine Menge von kleinen Dingen, wonach von Moltke und dem Generalstab, namentlich von Podbielski, gar keine Rücksicht auf ihn genommen, er vielmehr immer mit unhöflichen Briefen abgewiesen würde.
Seite 14 - Es kam für uns nun alles darauf an, so bald wie irgend möglich in die Schlacht einzugreifen und den Feind durch vehementen Angriff in der rechten Flanke und Bedrohung seines Rückzugs zum Weichen zu bringen. Es wurden sofort Befehle zur Beschleunigung des Marsches gegeben. Ein weit in die Gegend...
Seite 176 - Militär veranlassen könne, sich irreleiten zu lassen und gegen seine bessere Einsicht zu handeln, ließ er nicht gelten, da der Krieg doch nicht ohne Politik geführt werden könne und die Politik doch auch ihren Teil daran haben müsse. Daß die Politik es verlange, konnte er gut sagen, aber...
Seite 73 - Sehen durch das Fernrohr machte mich halb blind. Der Kreis um den Feind wurde allmählich enger und um 5 Uhr, nachdem wir die Flucht des Feindes nach der Festung lange beobachtet hatten, schwieg der Kanonendonner.
Seite 177 - Rücksicht auf ihn genommen, er vielmehr immer mit unhöflichen Briefen abgewiesen würde. Ich sah daraus ganz klar, daß es ihm nach allen Vorgängen, die ihn so hoch gehoben haben, ganz unerträglich ist, hier eine zweite Rolle spielen zu müssen. Daß andere in ihrem Kreise auch etwas leisten wollen und können, und daß es Dinge gibt, die auch einmal ein anderer besser verstehen kann, das scheint ihm wohl schon eine unberechtigte Anmaßung. Ich kann sehen, daß er gewiß schon öfter den letzten...
Seite 176 - Teil daran haben müsse. Daß die Politik es verlange, konnte er gut sagen, aber es zu beweisen, dazu war wohl nicht Ort und Zeit. Ohne diesen Beweis zu haben, konnte ich aber unmöglich sagen: wir werden schießen. Ich konnte nur sagen, ich werde ja ein Beschießen der Forts nicht hindern, wenn die nötige Munition heran ist, was vielleicht in fünf bis sechs Tagen der Fall sein kann.
Seite 201 - Male die Flügel hängen lassen, das ist schrecklich. Was soll dann erst werden, wenn das Kriegsglück sich kurze Zeit gegen uns wenden sollte, ein Fall, der aber sehr unwahrscheinlich ist. — Dann wird es sich erst zeigen, wer ein wirklicher Mann ist.

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