Vocalismus, oder, Sprachvergleichende Kritiken über J. Grimm's deutsche Grammatik und Graff's althochdeutschen Sprachschatz: mit Begründung einer neuen Theorie des AblautsIn der Nicolaischen Buchhandlung, 1836 - 253 Seiten |
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Häufige Begriffe und Wortgruppen
Ablaut Accusativ Adjective ähnliche älteren Althochdeutschen Analogie anschliefst Artikel Bedeutung beiden Bindevocal blofs blos Casus chen Conj Conjugation Consonanten dafs daher daſs Dativ Decl Declination Diphthong dungen eben Endungen Endvocal erhalten Erklärung ersten euphonisch Fall Flexion Genitiv Germanischen germanischen Sprach gewöhnlich gleich goth gothi Gothischen Graff Gramm Grammatik griech Griechischen Grimm Grimm's grofsen Grund Grundform Guna Gunirung indem indischen indischen Grammatiker Klasse kommt könnte kurze läfst langen Lateinischen letzteres lich Littauischen Masc merkwürdig mufs muſs Nasal Nominativ Participium Person Personal-Endungen Plural Präsens Prät Präteritum Princip Pronomen r-Vocal Reduplication reduplicirten sanskr Sanskrit scheint schen schliefsen schliefsenden schwa schwachen Form Schwächung Sing Singular Sprachen starker Form steht Substantiv Suffix Sylbe Theil Thema thischen thivi Umlaut unserem ursprünglich Verbum Verf Vergl vergleiche Verhältnifs Vermuthung verwandten viel Vocal Vocalwechsel weiblichen Stämme Wort Wortstämme wovon Wriddhi Wurzel wurzelhaften Wurzelvocal zeigt Zeitwörtern Zend zweiten
Beliebte Passagen
Seite 1 - Die Sprachen sind als organische Naturkörper anzusehen, die nach bestimmten Gesetzen sich bilden, ein inneres Lebensprinzip in sich tragend sich entwickeln, und nach und nach absterben, indem sie, sich selber nicht mehr begreifend, die ursprünglich bedeutsamen, aber nach und nach zu einer mehr äusserlichen Masse gewordenen Glieder oder Formen ablegen oder verstümmeln, oder missbrauchen, dh zu Zwecken verwenden, wozu sie ihrem Ursprunge nach nicht geeignet waren.
Seite 15 - Plural und in das ganze Medium eindringt? Vielleicht meint man es mit einem- Befehl, den man sich selber gibt, nicht so streng, und läfst sich, ehe man ihn gibt, zur Besinnung hinlänglich Zeit. Auch suche man in Sprachen keine Gesetze, die festeren Widerstand leisten als die Ufer der Flüsse und Meere.
Seite 157 - Gravitätsgesetz'' auf. Er sagt (Vokalismus, S. 157): „Die Wirkung des Einflusses des Gewichts der Personalendungen auf die vorhergehende Silbe ist von doppelter Art, wovon wir die eine die regelmäfsige, die andere die anomale nennen wollen**). Erstere erweitert die Wurzel vor leichten Endungen, die andere vermindert durch irgend eine Zusammenziehung die volle Gestalt der Wurzel vor schweren Endungen.
Seite 3 - Eine Grammatik in höherem, wissenschaftlichem Sinne soll eine Geschichte und Naturbeschreibung der Sprache sein; sie soll, so weit es möglich ist, geschichtlich den Weg ausmitteln, wodurch sie zu ihrer Höhe emporgestiegen oder zu ihrer Dürftigkeit herabgesunken ist, besonders aber naturhistorisch die Gesetze verfolgen, nach welchen ihre Entwickelung oder Zerrüttung oder die Wiedergeburt aus früherer Zerstörung vor sich gegangen.
Seite 55 - Da das indische vasita gekleidet, damita oder danta bezähmt, von keinem Temp. des Ind. ausgegangen ist, so kann das entsprechende gothische vasith-s (gen. vasidis), tamith-s, nicht von einer den alten Sprachen fremden Form des Präteritums abhängig sein, sondern, wenn ein Band der Verwandtschaft da ist, so wird man das neuentstandene Tempus ind. aus dem Participium ableiten müssen, dessen Alter durch sein Bestehen in allen verwandten alten und neuen Sprachen Asiens und Europas hinlänglich begründet...
Seite 3 - W'ir müssen jedoch ganz vorzüglich für das Sprachstudium einen Satz geltend machen, den Göthe in seinen Wanderjahren ausgesprochen hat: ,,Was nüzt, ist nur ein Theil des Bedeutenden. Um einen Gegenstand ganz zu besitzen, zu beherrschen, mufs man ihn um sein selbst studiren.
Seite 2 - Wir ergreifen sie [die Sprachen] nämlich in einem Zustande, wo sie syntaktisch zwar sich noch vervollkommnen mochten, in grammatischer Beziehung aber schon mehr oder weniger von dem verloren haben, was zu der vollendeten Einrichtung gehörte, in welcher die einzelnen Glieder in genauem Verhältniss zu einander standen, und alles Abgeleitete noch durch ein sichtbares, ungetrübtes Band an das, wovon sie ausgegangen, sich anschloss.
Seite 68 - Der Umstand, dafs nur bei der schwachen Conjugation ein Part. pass. auf t, th oder d vorkommt, könnte freilich auf eine unwiderlegbare Weise den geschichtlichen, wirklichen Zusammenhang dieser Form mit dem Prät. ind. zu beurkunden scheinen. Der Entwickelungsgang mag sich aber auch so verhalten: Im Germanischen hatte ursprünglich das Part. auf t, th. oder d so grofse Ausdelmung als im Sanskrit das entsprechende auf ta-s, im Lateinischen das auf tu-s; daneben bestand aber eine seltenere Form auf...
Seite 146 - Wir sagen ich band und'w//- banden und behalten so Zeit, uns an das a als mit der Vergangenheit vertraut zu gewöhnen; im Althochdeutschen aber sind die Vocale viel unsteter, und treiben ihr Spiel mit dem Grammatiker, wenn er ihnen nicht ihre Gesetze und ihren wahren Werth abzugewinnen weifs. Das althochdeutsche pant wird in der zweiten Person zu punti, und der ganze Plural, und im...
Seite 46 - Aaju/3avu> und nicht Aa/3w sage. Alle Geheimnisse der Sprachentwickelung zu ergründen ist nicht möglich, wo sich aber ein Gesetz für eine Erscheinung zu erkennen gibt, mufs man es auffassen, und dieses ist der Fall bei der Vocalveränderung der sanskritischen zweiten Conjugation...