Frühlingstaumel: Roman

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S. Fischer, 1911 - 333 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 307 - Ein Spott des Toren, der sich weise dünkt! Ihr bracht die Blüten, brechet auch den Stamm! Laßt mich Vollenden, so wie ich begonnen, Erspart mir dieses Ringens blut'ge Qual! Zu schwach fühl' ich mich, länger noch zu kämpfen; 2015 Gebt mir den Sieg, erlasset mir den Kampf!
Seite 218 - Das nach jeder Katastrophe ihres Daseins, wenn sie sich für alle Zeit zerbrochen glaubte, mit neuer Elastizität emporsprang, als der unzerstörbare Lebensnerv ihrer Natur? Oft empfand sie seine Kraft beinahe als etwas Abscheuliches, als Ausfluß eines rohen Egoismus, der sie hinderte, das Ideal des Vollkommenen, das ihre Seele hegte, jemals rein zu verkörpern.
Seite 254 - O hätte sie die Kraft gehabt, seine Hände zu fassen, sich an ihn zu klammern, die Pforte zu dieser Einsamkeit, in die er sich verschanzte, mit ungestümer Leidenschaft zu sprengen Etwas, das stärker war als sie selbst, ein Müssen, das aus den tiefsten Tiefen ihres Wesens ihr gebot, hielt sie zurück, verschloß ihr die Kehle, wie unter einem erstickenden, würgenden Griff.
Seite 177 - Stück von dem Künstlermann, der sich nicht wie das Weib an eine Liebe verlieren mag, sondern sich mit Stolz über sie erhebt, sie in den schönsten Stunden nur als ein reizendes Spiel und letzten Grundes als ein Stimulus für seine Künstlersinne und seine Künstlerfähigkeiten empfindet.
Seite 24 - Ihr weibliches Geschlecht bestätigte nur ganz diskret ein schmales pfirsichblütfarbenes Schleifchen, den knabenhaft schlanken Körper bedeckte ein eng anschließendes dunkles Samtgewand, das keiner Mode angehörte, um den Hals lag ein weit zurückgeschlagener, weicher Leinenkragen mit einem leger geschlungenen Schlips, wie die Künstler der dreißiger Iahre, die Schwindt und Genossen, sich zu kleiden liebten.
Seite 176 - Sie fühlte in sich den Mut, durch das dunkle Tor ins Nichts oder in ein höheres Dasein mit vervielfältigten Fähigkeiten einzutreten, und die Sicherheit zu diesem Mute gab ihr immer wieder neue Spannungskraft, auch ohne irgend einen äußeren Erfolg weiterzuringen.
Seite 92 - Marchesa förmlich aufzehren, für einen irdischen Mann und Liebhaber nicht unerträglich geworden wären, und eben nur Gott und die Heiligen sie gleichmütig empfangen können, ob die Wonnen der Entsagung für diese Natur nicht beglückender sind, als der Rausch des Besitzes.
Seite 94 - Liebenden sind gar nicht für die Liebe geschaffen. Dazu — ich meine zum irdischen Glück, zur nehmenden und gebenden Liebe, gehört immer eine ganze Portion robuster Gelassenheit bei der Frau! Diese Gelassenheit, welche der Mann in der Frau in Wahrheit sucht — die seine Eroberungslust erst anstachelt! Seelische Leidenschaft oder Hingebung stößt ihn eher ab! Natürlich muß die Gelassenheit mit gutem Talent zur Schauspielerei verbunden sein — und mit viel Körperwärme!
Seite 151 - Gehört sie nicht der Öffentlichkeit an? War sie nicht die Bühnenkünstlerin, die sich jeden Abend, an dem sie spielte, der Menge darbot . . . Konnte man es ertragen, eine Frau, die man liebte, vor dem Publikum ihre geheimsten Gefühle preisgeben zu...
Seite 221 - Frau, die selbst einmal die Menschen begeistert hatte, und nun, kränklich und gealtert, sich gleichsam auslöschte, in unkleidsamen, schwarzen, verstaubten Gewändern, um nur noch in einer selbstlosen Hingabe an ihre Empfindung für das Heilige und das Schöne zu leben.

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