Wendische Volkssagen und Gebräuche aus dem Spreewald

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F. A. Brockhaus, 1880 - 312 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 81 - Auge wieder zumachte, vergaß sie das andere aufzutun, und sobald die beiden Augen zu waren, schlief sie ein. Der Kleine merkte das bald und schlüpfte weg. Von der Zeit an darf sich die Eule nicht mehr am Tage sehen lassen, sonst sind die andern Vögel hinter ihr her und zerzausen ihr das Fell.
Seite 182 - Da ging mal ein Fenster auf und eine ganze Pferdekeule wurde mitten in die Stube geworfen und eine Stimme sprach: „Nun rathet mal, was das ist." Da waren sie sehr erschrocken und konnten es nicht rathen. In der Stube lag ein kleines Kind in der Wiege, das stand auf und hat es gerathen, und alle Leute in der Stube waren gelöst. Ebenso geschah es, wie sich mal eine Mulde, ganz voll Spindeln durch das Fenster geschoben hatte. Ein drittes Mal schob sich eine Mulde mit frischen Därmen durch die Tbüre.
Seite viii - ... Ecke ein Baumstamm mit Kerben lehnte, die Treppe zum Boden. Durch die kleine Tür traten wir in die vor Alter geschwärzte Stube mit ebensolchem Schemel und Tischchen, die neben dem Bette und altertümlichen Ofen nur wenig Raum auf dem dunkeln Lehmestriche ließen. Noch schmückten das Tellerbrett und ein Schränkchen mit der Bibel die Wand. Hastig trat der Alte an den Tisch, ergriff einen Spaten und preßte mit dem Griffe unter Schmerzen seine Brüche in den Leib. Dann schlug er Feuer, stülpte...
Seite viii - Bruchteilen von so vielen gehört hatte. Es war an einem schönen Sommerabend, als ich durch Busch und Wiesen heimkehrte und vor mir ein graues Männchen über den Weg streifen sah, dem gleich Flügeln die Bogen eines Kreuzhamens von den Seiten abstanden. Ich winkte ihm, er blieb stehen, und ich brachte eine Skizze desselben flüchtig zu Papier. Dann wünschte ich ihm: dobry wjacor (guten Abend) und folgte durch das feuchte Gras, durch Wiesen und Weidengebüsch.
Seite viii - ... streifen sah, dem gleich Flügeln die Bogen eines Kreuzhamens von den Seiten abstanden. Ich winkte ihm, er blieb stehen und ich brachte eine Skizze desselben flüchtig zu Papier. Dann wünschte ich ihm: dobry wjacor (guten Abend) und folgte durch das feuchte Gras, durch Wiesen und Weidengebüsch. Zuletzt kamen wir an ein Wasser und gingen über den schwankenden Steg. „Hier wohne ich", sagte das absonderliche Männchen und wies auf das dichte Blättergrün. Ich konnte kein Haus sehen, aber bald...
Seite 217 - Notizen Ebels, bestehend aus dem folgenden AlpsegenWortlaut sowie Mitteilungen zur Muothataler Milchwirtschaft. Daraus der folgende Text : « Schwyz Ave Maria! Ave Maria! Ave Maria! Ave Maria Jesus Krist Uff der Alp do ist ein guldner Graben dorin sind dry liebe heilige Knaben das ist Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der heilige Geist...
Seite 261 - heult" Unglück. Es soll keiner sie schimpfen oder ihr nachschreien, sonst kommt sie auf ihn los. Einmal hatte ein Fischer Nachts auf Eulen geschimpft und ihnen nachgerufen. Da bedrängten sie ihn so, dass er zuletzt den Kahn musste umkippen und sich darunter verkriechen. Wenn ein Rabe nahe am Hause schreit, stirbt jemand.
Seite 61 - Es war ein Mann, der gab seinem Sohne sechs Dreier, er sollte die ganze Welt bereisen. Wie der Junge so reiste, da kam er auf einen Kirchhof, ging in das Leichenhaus und wollte da schlafen. Dann war die zwölfte Stunde, da kamen die Tobten, die wollten Kegel schieben.
Seite xv - Vergangenheit knüpften, verboten worden sind. Solche durch das Alter geweihte Gebräuche des Landvolkes, sagt er, wie die Spinten, die Holzabende, Mummenschanz, Zampereien und ähnliche Zusammenkünfte der Jugend sollte man eher begünstigen als verbieten. Jn ihnen wurde eine feinere Umgangsweise als sonstwie gepflegt, in ihnen der Geist der Dichtung von Geschlecht auf Geschlecht vererbt. „Gegen den jammervollen und volksvernichtenden Branntweintrunk ist gerade das gesellschaftliche Zusammenleben...
Seite 67 - Sie mochte zuerst nicht, that es aber doch, hob den Rock bis zu den Knieen ans und dachte: der Junge weiß viel. Dann ging das Fräulein mit seinem Ferkel nach Hause, stellte es in den Stall ein, und die Schweinemagd mußte aufpassen, wenn das Ferkel zu tanzen anfangen würde. Ein Tag verging, und das Ferkel tanzte nicht. Sie dachte: wenn sie zwei hätte, würde es schon tanzen. So sagte das Fräulein zum Jungen, sie wollte ihm noch das zweite Ferkel abkaufen, wie viel es kosten sollte. Der Junge...

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