Japanische märchen und sagen

Cover
W. Friedrich, 1885 - 439 Seiten
 

Andere Ausgaben - Alle anzeigen

Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 140 - Regen im Wogengebrause anlangte. Hohodemi führte seine Gemahlin in das Haus und zeigte ihr, daß das Dach noch nicht ganz fertig sei und an der einen Seite noch eine große Lücke habe: er bat sie, noch ein paar Tage bei ihm zu wohnen. Toyotamahime wies jedoch diese Bitte zurück. Sie sagte, daß keine Zeit mehr dazu sei, und daß schon in .der nächsten Nacht ihr Sohn geboren würde. So blieb denn nichts übrig, als daß Toyotamahime ihren Wohnsitz in dem unfertigen Hause aufschlug, und als Hohodemi....
Seite 53 - In dem aufsprießenden Geäst einer Lotuspflanze, die in einem Sumpfe stand, saß die Tochter einer Feuerfliege als unscheinbarer, kleiner Wurm. Niemand beachtete sie, und so verbrachte sie einsam ihre Tage; indessen machte sie sich nichts daraus, denn sie dachte bei sich, wenn die Zeit gekommen wäre, wo sie erwachsen sei, dann müßte ihr Los sich wenden, und während sie jetzt allein in ihrem Blütenkelche ruhte, würde sie später Gesellschaft und Unterhaltung genug bekommen. Ihre Hoffnung erfüllte...
Seite 205 - Sieden war, grisf zuerst Takeutschi ohne Zaudern bis auf den Boden des Kessels und zog langsam den Arm hervor; das siedend heiße Wasser hatte ihm nicht die geringste Verletzung, nicht den mindesten Schmerz bereitet. Nun / kam die Reihe an Umaschi. Kaum aber hatte dessen Hand das Wasser im Kessel berührt, so stürzte er mit einem lauten Schrei zu Boden, seiner Sinne kaum mächtig. Und dabei kam sein Gewand der Flamme nahe, die unter dem Kessel brannte; es sing Feuer, und der Verräther ging elendiglich...
Seite 54 - Keiner von euch gefällt mir; ich werde nur den erhören, der mir ein Licht bringt, wie ich selbst es habe." Betroffen hörten alle ihre Bewunderer diesen Ausspruch; allein kaum waren die Worte verklungen, so flog alles von dannen, um Licht zu holen, damit der Wunsch des leuchtenden Wesens erfüllt würde. Eitel Bemühen! Alle die zahllosen Insekten stürzten sich tapfer und ohne sich zu besinnen in die Flamme jeder Lampe, jeder Kerze, die ihnen in den Weg kam, und dennoch haftete kein Strahl davon...
Seite 54 - ... sich zu besinnen in die Flamme jeder Lampe, jeder Kerze, die ihnen in den Weg kam, und dennoch haftete kein Strahl davon auf ihren Flügeln oder ihrem Leibe, nein, kläglich mußten sie für ihr Wagnis büßen. Die spröde Prinzessin Glühwurm blieb nun verschont und allein, und sie hätte lange auf einen Freier warten können, wenn nicht plötzlich der Leuchtkäfer gekommen wäre. Dieser glänzte genau so hell wie der Glühwurm, und als sich beide erblickten, da waren sie gegenseitig von ihrer...
Seite 88 - ... Hinterpfoten und hielten sich mit den Armen umschlungen, damit sie nicht umfielen. Der Frosch, der aus Kioto kam, richtete seine Nase nach Osaka, und der, welcher aus Osaka kam, die seine nach Kioto. So standen sie steif und still und betrachteten, was vor ihnen lag. Nun hatten die dummen Frösche aber nicht bedacht, daß ihre großen Augen, wenn sie den Kopf so hoch in die Luft reckten, wie sie es taten, auf den Rücken lagen und nach rückwärts blickten, und daß sie darum ihre eigene Heimat...
Seite 361 - ... Stellen, wo die Schultern sich befinden mussten, hingen zwei Flügel an dem Wunderkleide. Begierig nahm er es zu sich und wollte es nach Hause nehmen und sorgfältig verwahren, als ein wunderschönes Mädchen vor ihm erschien und laut jammernd ihr Gewand von ihm zurückforderte. Hakurioo war anfangs gar nicht gewillt, seine Beute fahren zu lassen; doch das Mädchen sagte unter fortwährenden Klagen und Thränen, sie sei eine...
Seite 62 - aber wie sollen wir deine Leber bekommen, ohne daß du geschlachtet wirst? Und deine Leber müssen wir haben, denn ohne die kann unsere Prinzessin nicht gesund werden. Also füge dich in dein Schicksal und mache keinen Lärm ; es ist genug, daß ich dich von Herzen bedauere, mehr kannst du nicht verlangen.
Seite 54 - ... Der graue Nachtfalter umflatterte ohne Unterlaß den Kelch der Lotosblume, in dem sie wohnte; große und kleine Käfer schwirrten unaufhörlich in der Luft oder setzten sich der Leuchtenden zu Füßen, und zahllose buntfarbige Tierchen stimmten ihr zu Ehren Lieder an, die weithin tönten. Aber all diesen Huldigungen setzte das Glühwürmchen kalte Verachtung entgegen. Es rührte sich kaum in seinem duftenden Blumenbette und that, als ob es rings umher gar nichts vernähme. Als sich jedoch Abend...
Seite 358 - Wohlan denn, ich will dir dein Gewand zurückgeben, wenn du mir dafür den himmlischen Tanz vortanzest, mit dem ihr Himmelstöchter durch die Wolken schwebt.".... [Nach einigem Hin- und Herreden] . . . reichte ihr denn Hakurioo das Federgewand ; sie legte es sofort an und erhob sich in die Lüfte. Allein getreu ihrem Worte führte sie vor des Fischers erstaunten Blicken den herrlichsten Tanz auf, den man sich nur denken kann, und dabei sang sie so wunderschöne, sinnberauschende Melodien, dass Hakurioo...

Bibliografische Informationen