Deutsche Rundschau, Band 74

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Rudolf Pechel
Gebrüder Paetel, 1893
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 408 - Was bedeutet es, wenn ein wirklicher Philosoph dem asketischen Ideale huldigt, ein wirklich auf sich gestellter Geist wie Schopenhauer, ein Mann und Ritter mit erzenem Blick, der den Mut zu sich selber hat, der allein zu stehen weiß und nicht erst auf Vordermänner und höhere Winke wartet?«.
Seite 240 - Was unsern Lucrez als Dichter so hoch stellt und seinen Rang auf ewige Zeiten sichert, ist ein hohes tüchtig-sinnliches Anschauungsvermögen, welches ihn zu kräftiger Darstellung befähigt; sodann steht ihm eine lebendige Einbildungskraft zu Gebot, um das Angeschaute bis in die unschaubaren Tiefen der Natur, auch über die Sinne hinaus, in alle geheimsten Schlupfwinkel zu verfolgen.
Seite 441 - Die wenigen Terzinen, in welche Dante den Hungertod Ugolinos und seiner Kinder einschließt, gehören mit zu dem Höchsten, was die Dichtkunst hervorgebracht hat: denn eben diese Enge, dieser Lakonismus, dieses Verstummen bringt uns den Turm, den Hunger und die starre Verzweiflung vor die Seele.
Seite 408 - Das andre, was ich nicht hören mag, ist ein berüchtigtes „und": die Deutschen sagen „Goethe und Schiller", - ich fürchte, sie sagen „Schiller und Goethe" .. Kennt man noch nicht diesen Schiller?
Seite 240 - Zur Anschauung gesellt sich die Einbildungskraft, diese ist zuerst nachbildend, die Gegenstände nur wiederholend. Sodann ist sie produktiv, indem sie das Angefaßte belebt, entwickelt, erweitert, verwandelt.
Seite 390 - Fortschritt in meinem Sinne. Auch ich rede von „Rückkehr zur Natur", obwohl es eigentlich nicht ein Zurückgehen, sondern ein Hinaufkommen ist — hinauf in die hohe, freie, selbst furchtbare Natur und Natürlichkeit, eine solche, die mit großen Aufgaben spielt, spielen darf...
Seite 397 - Posthume Menschen — ich zum Beispiel — werden schlechter verstanden als zeitgemäße, aber besser gehört. Strenger: wir werden nie verstanden — und daher unsere Autorität
Seite 238 - Wenn ich auch gleich für meine Person an der Lehre des Lucrez mehr oder weniger hänge und alle meine Prätensionen in den Kreis des Lebens einschließe; so erfreut und erquickt es mich doch immer sehr, wenn ich sehe daß die allmütterliche Natur für zärtliche Seelen auch zartere Laute und Anklänge in den Undulationen ihrer Harmonien leise tönen läßt und dem endlichen Menschen auf so manche Weise ein Mitgefühl des Ewigen und Unendlichen gönnt.
Seite 241 - Geist nur. An das verschlossene Tor der Natur anpocht' er gewaltig; Krachend brach es entzwei vor den wuchtigen Schlägen und weithin Über die flammenden Mauern der Welt vordrang er als Sieger, Und er durchspähte das All mit dem leuchtenden Auge des Forschers, Bracht' uns als Beute zurück das Geheimnis alles Entstehens, Jeglicher Kraft wies an er ihr Ziel und Maß und Beschränkung. Und so liegt nun im Staub, der uns einstens bezwungen, der Glaube, Machtlos. Aber uns trägt der Triumph empor zu...
Seite 411 - Sinnen unrecht. Dieselben lügen weder in der Art, wie die Eleaten es glauben, noch wie er es glaubte - sie lügen überhaupt nicht. Was wir aus ihrem Zeugnis machen, das legt erst die Lüge hinein, zum Beispiel die Lüge der Einheit, die Lüge der Dinglichkeit, der Substanz, der Dauer . . . Die >Vernunft< ist die Ursache, daß wir das Zeugnis der Sinne fälschen.

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