Die psychologischen Anschauungen des jungen Goethe und seiner Zeit. (Erster Teil)

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Gedruckt bei Imberg & Lefson, 1904 - 82 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 39 - Liebe ist Jammer, aber ieder Jammer wird Wollust, wenn wir seine klemmende, stechende Empfindung die unser Herz ängstigt durch Klagen lindern, und zu einem sanften Kützel verwandlen; ach da geht keine Wollust über den Jammer der Liebe, wenn ein *° Freund unser Elend hört unsre Tränen sieht, und das was wir davon zuviel haben, gottgleich wegnimmt, und durch Mittleid unsre Wunde heilt; es ist auch Wollust das Jucken einer erst zugeheilten Wunde.
Seite 36 - Sentiments über die Poesie. Man lasse doch mich gehen; habe ich Genie, so werde ich Poete werden, und wenn mich kein Mensch verbessert; habe ich keins, so helfen alle Criticken nichts.
Seite 75 - Da ists wahrlich der erste Keim zur Freiheit, fühlen, daß man nicht frei sei und an welchen Banden man hafte. Die stärksten, freisten Menschen fühlen dies am tiefsten und streben weiter; wahnsinnige, zum Kerker geborne Sklaven höhnen sie und bleiben voll hohen Traums im Schlamme liegen.
Seite 76 - Alle Gemälde von stiller Ruhe und sanftem, ungestörtem Glück müssen Leuten von edler Denkart gefallen ; und um so viel mehr gefallen uns Scenen, die der Dichter aus der unverdorbenen Natur herholt, weil sie oft mit unsern seligsten Stunden, die wir gelebt, Ähnlichkeit zu haben scheinen.
Seite 68 - ... when the person envied has been in any circumstance of glory and triumph. At such a time the mind of the prosperous man goes, as it were, abroad, among things without him, and is more exposed to the malignity. But I shall not dwell upon speculations so abstracted as this, or repeat the many excellent things which one might collect out of authors upon this miserable affection ; but, keeping...
Seite 75 - Eindruck auf sein Herz machte? War es nicht diese begeisterte Liebe zum Schönen, unter deren schimmernden Flügeln verborgen, die Leidenschaft mit sanftschleichenden Progressen sich endlich durch seine ganze Seele ausbreitete?
Seite 10 - Und in dieser Absicht kömmt auch dem Dichter alleine der Nähme [ . .. ] eines Schöpfers, zu, weil er nicht alleine durch seine Kunst unsichtbaren Dingen sichtbare Leiber mittheilet, sondern auch die Dinge, die nicht für die Sinnen sind, gleichsam erschaffet, das ist, aus dem Stande der Möglichkeit in den Stand der Würcklichkeit hinüberbringet, und ihnen also den Schein und den Nahmen des Würcklichen mittheilet.
Seite 35 - L'illusion nous frappe autant que l'existence ; Et, par le sentiment, suffisamment heureux, De l'amour seulement nous sommes amoureux. Ainsi le fantastique a droit sur notre hommage ; Et nos feux, pour objet, ne veulent qu'une image.
Seite 74 - Er schien nach und nach ein andächtiger Schwärmer, ein Platonist, ein Republikaner, ein Held, ein Stoiker, ein Wollüstling...
Seite 34 - Hand zu fassen hofft, und ein[e] kalte, kalte zu fassen kriegt. O das sind Allegorien. Die Einbildungskraft gefällt sich in dem weiten geheimnißvollen Felde der Bilder herumzuschweifen, und da Ausdrücke zu suchen, wenn Wahrheit den nächsten Weg nicht gehen darf oder nicht gerne gehen möchte.

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