Volksmärchen aus Pommern und Rügen, Teil 1

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Soltau, 1891 - 382 Seiten
 

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Seite v - ... Tagelöhnern an den langen Winterabenden, bei den Matrosen an Bord, bei großen Erdarbeiten zur Regenzeit in den kunstlos aufgeschlagenen Hütten . . . Wie weiß er aber auch seine Märchen vorzutragen! Die Rede fließt aus seinem Munde, die Augen leuchten ihm und er reißt seine Hörer mit sich fort, daß sie samt und sonders den innigsten Anteil nehmen an den Helden seiner Erzählungen.
Seite iii - Da hilft auch kein Zureden, denn die guten Leute werden in ihrer Verachtung des Volkstümlichen bestärkt durch Prediger und Lehrer, welche die Volkslieder Gassenhauer schelten und von den Märchen erst recht nichts wissen wollen. Wären den Herren die Lieder und Märchen bekannt, sie würden gewiss anderer Meinung sein; so aber verfolgen sie die gute Sache mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln.
Seite iv - ... Sprache, seine Sitten, seine Gewohnheiten, seine Anschauungen anzunehmen wissen, er muss es durchsetzen, dass die Leute in ihm einen der Ihrigen erblicken. Und wenn er dann ausserdem zur rechten Zeit den Groschen zu Schluck, den Dreier für Tabak und die Handvoll Zigarren nicht spart, wenn ihn das tHück mit den rechten Leuten zusammen führt, so ist sein Erfolg sicher.
Seite 53 - Schlüsselbund; das wollte ich nicht liegen lassen, und darum versäumte ich mich.' — ,Das ist ja das Schlüsselbund der Prinzessin', schrie Hans vor Vergnügen, und der Karpfen nahm ea dem Hechte ab und reichte es Hans dar; und weil der damit den anderen Fischen eine große Arbeit erspart hatte, so wurde der Hecht wegen seiner Versäumnis von dem Karpfen nicht bestraft, ja er erhielt eine Belohnung obendrein, nämlich ein Kreuz unter seinen Gräten, das trug er von Stund an, und das tragen alle...
Seite ii - Ja er giebt oft beträchtliche Summen aus, um sich auf dem Gebiet eine kleine Bücherei zu verschaffen. Der Bauer steht in geistiger Beziehung noch eine gute Stufe niedriger. Sein ganzes Bestreben ist der Erwerb. Haus und Hof zusammenhalten, das Besitztum vergrössern, guten Viehstand haben. Geld auf Zinsen legen oder bar im Kasten verschliessen, dann und wann etwas Tüchtiges drauf gehen lassen, höhere Güter kennt er insgemein nicht. Wenn er überhaupt geistige Bedürfnisse hat, so sind es dieselben,...
Seite 241 - Dann ergriff es den Bullen bei den Hörnern und warf ihn in die Höhe, daß er auf den letzten Sack zu liegen kam und alle Viere in die Luft streckte. Jetzt stieg dem Herrn der...
Seite 75 - Nun bin ich erlöst," rief er freudig, und nachdem er dem Prinzen alles erzählt hatte, wie es mit seiner Mutter gekommen sei, lehrten sie beide auf das schloß zurück. Da war die Freude einmal groß, als die Prinzessin sah, was aus ihrem bunten Jungen für ein stolzer Prinz geworden war. sie lebten darauf alle drei noch viele Jahre lang in Glück und Frieden, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch.
Seite 87 - Damit schloß sie die Lippen und verlebte das dritte Jahr, wie sie die beiden ersten verbracht hatte; nur daß sie am Ende des dritten Jahres so groß und stark geworden war wie eine mannbare Jungfrau. Vor dem dritten Geburtstag überkam den König ein Grauen, und er hätte sich lieber hundert Klafter unter die Erde gewünscht als zu seinem Kinde, Doch es ließ ihn nicht fort, er mußte aushalten. Als die Glocke zwölf schlug, öffnete das Mädchen, wie es vorhergesagt hatte, seinen Mund und sprach:...
Seite 241 - Teufel holen!" fluchte der Edelmann. Darauf hatte das Männchen nur gewartet. Schnell ließ es die Säcke fallen, drehte dem Edelmann das Genick um und flog mit ihm auf und davon, der Hölle zu. Der arme alte Knecht bekam die ganze Ernte und den Bullen obendrein und ward ein wohlhabender Mann; und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch.
Seite vi - Nun wollen wir etwas Listiges hören!" Schon bedenklicher ist's, wenn er sagt: „Jetzt kommt etwas Drolliges." Aber gar toll wird's, wenn er seiner Zunge freien Lauf lässt und mit den Zotenmärchen anhebt, welche auch wohl genannt werden: „Geschichten, wo die grossen Dirnen juchen und die Frauen mit dem Tüffel werfen, aber nicht hinausgehen und die Männer lachen.