Erzählungen und Sagen aus der Altmark

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G. Doeger, 1845 - 171 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 53 - Nähme ich Flügel der Morgenröte, und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen, und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken! so muß die Nacht auch Licht um mich sein. Denn auch Finsternis nicht finster ist bei dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag, Finsternis ist wie das Licht.
Seite 151 - ... Erscheinung ein Kreuz zu schlagen, und dieselbe im Namen Jesu Christi zu fragen: von wannen kommst du? und: wohin willst du? Dann werde der Geist, ob heilig, oder unheilig, ihr gewiß Antwort ertheilen. Die alte Frau erwartete mit Zagen und Beben den folgenden Tag. Ihr Mann ging, ob sie ihn gleich drängte, nicht in den Garten, und so mußte sie allein die Beschwörung unternehmen. Mit der Mittagsglocke war auch die feuerfarbene Gestalt da. Die Frau that zitternd die ihr gebotenen Fragen. Da...
Seite 151 - ... Ueberzeugung, daß ihr Mann entweder ein Bündniß mit dem Bösen gemacht habe, oder daß der Böse nach der Seele ihres Mannes dürste. Sie antwortete deshalb nicht, sondern ging noch an demselben Tage zu ihren Beichtvater, um demselben ihre Besorgnisse mitzutheilen. Dieser gab ihr den Rath, des andern Tages zur Mittagsstunde in den Garten zu gehen, vor der Erscheinung ein Kreuz zu schlagen, und dieselbe im Namen Jesu Christi zu fragen: von wannen kommst du? und: wohin willst du?
Seite 66 - ... verstorbenen Predigerfrauen, und rief über NN (der Name ist nicht genannt), ein trauriges Wehe aus. Für den Teufel wollte indeß der Geist nicht gehalten werden, vielmehr für einen Engel vom Himmel. Unser sind drei, ließ er sich vernehmen: des Joachim Sandmanns erste Frau, und seine verstorbenen zwei Kinder. Die Magd bezeugte auch drei Geister, einen großen und zwei kleine gesehen zu haben. Um sich recht als guter Geist darzustellen, ließ der Spuk in der Kirche sechsmal für sich bitten,...
Seite 69 - ... er ein unerträgliches Jucken und Beißen am ganzen Körper. Er kann die Zeit nicht erwarten, bis er, nach geendigter Untersuchung, ins Pfarrhaus zurückkehrt. Hier findet er sich denn von einer unzahligen Menge beißender Insekten von grüner, rother, schwarzer, weißer, blauer Farbe übersäet. Erst nachdem er wieder zu den Seinen gelangte, ward er durch leibliche und geistliche Mittel von dieser schlimmen Strafe seines Vorwitzes befreit. Es sei mir vergönnt, aus der angeführten Predigt noch...
Seite 149 - Garten und sah nach seinen arbeitsamen Lieblingen. Die Frau wollte ihn zum Mittagsessen hereinrufen, und trat in die Hinterthür des Hauses, welche in den Garten führte. Sie fand aber ihren Mann nicht allein, sondern gewahrte, daß derselbe einen Zuschauer bei seiner Arbeit hatte, dessen sonderbare Tracht und unheimliches Aussehen sie mit Schrecken erfüllte. Ein langes, feuerfarbenes Gewand umschloß die kleine Gestalt, eine rothe Kappe bedeckte das Haupt, welches mit todtbleichem Gesichte sich...
Seite 67 - Catechismusexamen -mit ihnen an. Dem Besitzer des Hauses, in welchem er sein Wesen trieb, und welcher dasselbe verlassen hatte, hieß er getrost, aber an einem Freitage, zurückzukehren. Zu dem damaligen Pfarrer in Schorstedt, schickte er einige Gemeindeglieder ab, die ihn auffordern sollten mit ihm zu fingen und zu beten. Die Ungläubigen bedrohte er indeß mit Feuer, Schwert und Mord. Sein Vorgeben, der Geist der ersten Frau Sandmanns zu sein, suchte er durch eine besondere Sorgfalt für das nachgelassene...
Seite 69 - Vorwitz; ließ sich aber doch her, nach die Mitreise gefallen. Kaum ist indeß dieser Prediger im verhängnißvollen Hause angelangt, so empfindet er ein unerträgliches Jucken und Beißen am ganzen Körper. Er kann die Zeit nicht erwarten, bis er, nach geendigter Untersuchung, ins Pfarrhaus zurückkehrt. Hier findet er sich denn von einer unzahligen Menge beißender Insekten von grüner, rother, schwarzer, weißer, blauer Farbe übersäet. Erst nachdem er wieder zu den Seinen gelangte, ward er durch...
Seite 152 - Jahren lebte in dem oben bezeichneten Hause ein zweijähriges Mädchen, welches durch nichts, selbst nicht durch Androhung harter Strafen, bewogen werden konnte über den Kreuzsteig im Garten zu gehen. Ueberall in den Nebengängen lief es furchtlos umher; fragte man es aber: warum es nicht über den Kreuzsteig gehen wolle? dann antwortete es ängstlich: rothe Mann, rothe Mann! Es verlor auch die Furcht vor, dem Kreuzsteige bis in sein fünftes Lebensjahr, in welchem es starb, nicht, und gab als Grund...
Seite 149 - Vor uralten Zeiten lebte in der kleinen Straße zu Tangermünde ein altes, ehrwürdiges Ehepaar. Ein kleines Häuschen war sein Eigenthum, und es nährte sich kümmerlich von Handarbeit und Bienenzucht, welche letztere der Alte in seinem Hausgärtchen betrieb. Eines Tages war der Greis auch in seinem Garten und sah nach seinen arbeitsamen Lieblingen. Die Frau wollte ihn zum...

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