Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788: in Briefen, Band 2

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F. Maurer, 1793
 

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Seite 157 - Wer diesem Rathe folgt, wird ganz des Ziels verfehlen — Die Kunst mit ihrem Geiste soll in das Reich der körperlichen Schönheiten immer tiefer dringen, und alles Geistige bis zum Ausdruck durch den Körper führen; sie soll den Geist mit Schönheiten, die in der Natur würklich sind, erfüllen, um sich bis zum Ideal der höchsten Körperschönheit zu erheben (SAP, S.
Seite 89 - Buchstaben, womit wir schreiben, auf eigentliche Schönheit nicht vorzüglich ankömmt. - Das Kunstwerk hat alsdann nicht mehr seinen Zweck bloß in sich selbst, sondern schon mehr nach außen zu. Das wahre Schöne besteht aber darin, daß eine Sache bloß sich selbst bedeute...
Seite 157 - Gehe mit deinem Geiste in das Reich unkörperlicher Schönheiten und versuche, ein Schöpfer einer himmlischen Natur zu werden, um den Geist mit Schönheiten, die sich über die Natur erheben, zu erfüllen, denn hier ist nichts Sterbliches, noch was die menschliche Dürftigkeit erfordert.
Seite 155 - Mannigfaltige doch nur ein einziges vollkommenes Ganze ausmacht, so sieht man hier alles Schöne, was man sehen kann, auf einmal, der Begriff von Zeit verschwindet, und alles drängt sich in einen Moment zusammen, der immer dauern könnte, wenn wir bloß betrachtende Wesen wären.
Seite 158 - Lichte dar, daß sie bei ihrem reinsten Genuß eine völlige Uneigennützigkeit des Gemüts voraussetzen. - Daß derjenige, welcher ein Ergötzen an ihnen finden will, gar keine Rücksicht auf sich selber nehmen, sondern sich selbst in der Betrachtung des Schönen vergessen und verlieren muß; daß wechselsweise der Genuß des Schönen durch edle Gesinnungen und edle Gesinnungen durch den Genuß des Schönen erhöht und verfeinert werden.
Seite 7 - Beim Michelangelo herrscht in gewissem Sinne mehr eine große Manier als ein großer Stil - insofern man sich nämlich unter Stil das Feststehende, Bleibende in dem echten Kunstwerke denkt, wodurch es selbst über die Originalität sich erhebt. Man sagt daher auch im antiken Stil und nicht in antiker Manier, weil Manier schon die besondere Art eines einzelnen, Stil aber keine besondere Art, sondern das wesentliche Schöne in der Kunst selbst bezeichnet.
Seite 89 - Das wahre Schöne besteht aber darin, daß eine Sache bloß sich selbst bedeute, sich selbst bezeichne, sich selbst umfasse, ein in sich vollendetes Ganze sey.
Seite 24 - Ganzen allmählich auf sich wirken zu lassen, damit man das Schöne, was hier unmittelbar vor den Augen steht, nicht zu weit in dem Gebiet der Phantasie oder etwa in dem Gedanken suche.
Seite 233 - Es ist das Wesen der Zierde selbst, die sich an kein Gesetz bindet, weil sie keinen Zweck hat, als den, zu vergnügen.
Seite 156 - Wer diese Worte lieset, indem er den Apollo betrachtet, der wird viel zu sehr dadurch gestört und auf Nebendinge geführt, als daß die reine Schönheit des Ganzen ihn noch rühren könnte. - Er muß nach dieser Beschreibung sich die Schönheiten des hohen und einfachen Kunstwerks eine nach der ändern gleichsam aufzählen, welches eine Beleidigung des Kunstwerks ist, dessen ganze Hoheit in seiner Einfachheit besteht.

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