Sagen: märchen und gebräuche aus Sachsen und Thüringen

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Emil Friedrich Julius Sommer
E. Anton, 1846 - 182 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 152 - Dörfern, welche das Gleiche gethan, alle Steuern für ewige Zeiten erließ unter der Bedingung daß jede Gemeinde alljährlich am Himmelfahrtstage der Königin zu Ehren sieben Rinkeimer Bier am Gemeindebrunnen trinke. Der Vorleser ermahnte darum die Gemeinde das Fest nicht untergehen zu lassen; denn wenn sie es nicht mehr feire, sei sie verpflichtet der Obrigkeit den Zehnten und dazu noch ein schwarzes Rind mit weißen Füßen und weißer Blässe, einen Ziegenbock mit vergoldeten Hörnern und ein...
Seite 30 - Nimm mich an! Nimm mich an!" Der Bauer aber wollte ihn nicht annehmen, sondern schlug mit einem Stock nach ihm; doch wenn er ihn zu treffen meinte, stand der Kobold schon in der entgegengesetzten Ecke der Stube, lachte ihn aus und rief wieder „Nimm mich an! Nimm mich an!" Bald war er anzusehen wie ein zweijähriges Kind, bald wie ein alter, eisgrauer Mann, doch immer klein. Zuletzt versprach der Bauer ihn zu behalten, wenn er das Blut Jesu Christi mit ihm beten könne. Der Bauer betete langsam...
Seite 109 - Diesmal krieche unter den Sarg, und wenn die Prinzessin herausgestiegen ist und dich in der Kirche sucht, so lege dich statt ihrer in den Sarg hinein; und wenn sie dann auch noch so sehr jammert und dich zu erwürgen droht, so rühre dich nicht und sprich kein Wort, bis sie dich um der drei Wunden Christi willen bittet, aufzustehen; dann steh auf, dann ist sie erlöst.
Seite 40 - Röckchen, mit hellfunkelnden Augen und oft mit langem grünen Haar und grünen Zähnen. Bisweilen aber gleicht er einem erwachsenen Manne, hat ein altes, tückisches Gesicht und Krallen an den Händen. Er wohnt mit Frau und Kindern auf dem Grunde der Flüsse und Seen: einzelne Nixe Hausen auch in Brunnen. Wo ganze Familien zusammen sind, führen sie Wirtschaft wie die Menschen; in den benachbarten Dörfern und Städten kaufen sie ein was sie bedürfen, und in der dolauer Heide sieht man die Nixe...
Seite 14 - ... umfahrende gö'ttin wurde, und das befestigt die annähme, zur taube, wie die schöne sage bei Sommer p. 12 lehrt: in den zwölften hört man bei nacht oft ein wunderbares rauschen in der luft. daran freuen sich die landleute, denn sie wissen, dass ein fruchtbares jähr folgt und dass noch ausserdem manchem von ihnen ein unverhofftes glück begegnen wird, dann nämlich fliegt eine frau, die nur in den zwölften erscheint, in gestalt einer taube durch die luft.
Seite 81 - Der Stammherr der Grafen von Mansfeld gewann dem Kaiser, seinem Herrn, viele Schlachten in Italien. Aus Freude darüber erlaubte ihm der Kaiser sich eine Gnade auszubitten, und der Graf bat um so viel Land in Thüringen, als er mit einem Scheffel Gerste umsäen könne. Das gewährte der Kaiser gern, und der Graf fuhr mit einem laiserlichen Rathe nach Deutschland, und als sie nach WallHausen kamen, sing er zu säen an.
Seite 99 - Heu zusammen band und auf ein braunes Pferd lud. Da sprang er auf; doch ehe man drei zählen konnte, saß das Männchen schon auf dem Pferde und flog wie ein Pfeil über das Feld: er aber lief ihm nach und kam zu einem prächtigen Schloß im Walde, vor dem das graue Männchen grade vom Pferde stieg. Da faßte es der dumme Wirrschopf; doch das Männchen siel auf die Knie und bat um Gnade und sprach „Wenn du mir das Leben läßt, schenk ich dir das schöne, braune Roß, auf dem ich geritten bin.
Seite 38 - Boden zusammen schaufeln, einsacken, die Treppe herunter tragen und aufladen: doch am Morgen liegt es unversehrt auf dem Boden. Wenn ein Knecht oder eine Magd nicht fleißig genug ist, oder wenn sie gar das Futter verkaufen statt es dem Vieh zu geben, so nimmt sie der Mönch bei Nacht aus dem Bett und wirft sie aus dem Bodenfenster auf den Misthaufen, wo sie am Morgen zwar ohne körperlichen Schaden, doch übel zugerichtet gefunden werden. — Wer neugierig ist und den Mönch gern sehen möchte,...
Seite 100 - Willschopf sagte, er wolle das Schloß erst ansehen, und das graue Männchen führte ihn hinein, zeigte ihm alle die prachtvollen Säle und Gewölbe; und weil sie dem Wirrschopf gefielen und er dem Männchen Gnade verhieß, gab es ihm die Schlüssel des Schlosses und sprach „Wenn du jetzt auf deine Wiese kommst, wirst du alles Heu, das ich deinem Vater genommen habe, wieder finden. Ich aber will dein Kämmerer sein und dein Schloß getreu bewachen; und wenn du Etwas willst, so komm und fordre es...
Seite 19 - die grüne Jungfer" nennt. Wer ihr begegnet, dem widerfahrt ein großes Glück; denn er wird von ihr reich beschenkt. Das größte Glück aber ist dem bestimmt, dem es einst gelingen wird sie zu erlösen. Jedem nämlich, den sie trifft, giebt sie einen Schlüssel und führt ihn zu einer Fallthür auf dem Gipfel des Berges, die auch nur alle...

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