Bd. Dramen IV (1862) Die Nibelungen

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B. Behr, 1906
 

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Beliebte Passagen

Seite 337 - Region hervorging, der andere aus der niedrigsten, anschaulich gemacht, daß das Individuum, wie herrlich und groß, wie edel und schön es immer sei, sich der Gesellschaft unter allen Umständen beugen muß, weil in dieser und ihrem notwendigen formalen Ausdruck, dem Staat, die ganze Menschheit lebt, in jenem aber nur eine einzelne Seite derselben zur Entfaltung gelangt.
Seite 76 - Erfindung entzündet werden, und wer wird im Gestalten noch über das Gestalten hinaus denken oder wohl gar etwas bedenken!
Seite 66 - Ich will in diesem Stück durchaus nichts abhängig machen von Stimmungen und Entschlüssen, die nur auch relativ begründet 20 in den Charaktern und den Verhältnissen, so, aber auch anders sein können; es soll sich zu dem, was sich darin ereignet, ein jeder, der Mensch ist, bekennen müssen...
Seite 95 - Von ihm allein gehen Versöhnung und Friede aus, denn wenn ich die Grundbedingungen aller individueller Existenz in ihrer Unabänderlichkeit erkannt und eingesehen habe, daß nur aus den mir auferlegten Beschränkungen die Freiheit des großen Organismus, dem ich eingegliedert bin, hervorgehen kann, so ist in mir die Möglichkeit, ihnen auch nur trotzen zu wollen, aufgehoben.
Seite 95 - Dies schrieb ich einmal in einem der schwersten Momente meines Lebens, eine unendliche Reihe von Gedanken in mir abschließend. In dem Begriff dieser Notwendigkeit, die freilich von der blinden, nicht in Vernunft aufgelösten, der sich jeder beugt, weil er muß, sehr verschieden ist, wohne ich seitdem wie in einer Burg. Dieser Begriff waltet über mich, wie über meine Kunst, in der mein Ich eben am geläutertsten...
Seite 35 - Der Unterschied zwischen Goethe und mir... besteht darin, daß Goethe die Schönheit vor der Dissonanz, die Traum-Schönheit, die von den widerspenstigen Mächten und Elementen des Lebens Nichts weiß, Nichts wissen will, gebracht hat, ich dagegen die Schönheit, die die Dissonanz in sich aufnahm, die alles Widerspenstige zu bewältigen wußte, zu bringen suche.
Seite 199 - Ich habe in diesem Werk, von dem ich bekenne, daß es mir am Herzen liegt, den Begriff der Notwendigkeit, und einer solchen, die immer zugleich, wie es der historischen Tragödie geziemt, aus inneren und äußeren Bedingungen hervorgeht, im strengsten Sinne durchzuführen gesucht.
Seite 322 - ... Zeilen zuvor, daß es ihm seit langem am Herzen gelegen habe, „einmal etwas recht Deutsches darzustellen und Unserem alten Reich, todtgeschlagen 1804 und begraben 1848, ein Kreuz aufzurichten."7 Gustav Kühne gegenüber, dem Herausgeber der Zeitschrift Europa, wird er deutlicher: „In den letzten Monaten habe ich ein neues Drama geschrieben, ein historisches, das mir der tiefe Schmerz um Deutschland abgepreßt hat.
Seite 121 - Nothwendigkeit mit Staarmatz-Gelehrigkeit nach plappern, diese Probe bestehen. Aehnliche Ersahrungen macht in der jetzigen großen Crisis der Welt-Geist, denn wie roh, wie ohne alle Ahnung der gegenseitigen relativen Berechtigung stehen sich die Partheien gegenüber.
Seite 199 - Dabei habe 20 ich mir die Aufgabe gestellt, die Form möglichst zu vereinfachen und die großen historischen Massen sowohl, die die Faktoren des psychologischen Prozesses bilden, als auch das Detail der Nebenpersonen und der Situationen in den Hintergrund zu drängen, da ich überzeugt bin, daß aus dem Stil der Griechen und dem Stil Shakespeares durchaus ein Mittleres gewonnen werden muß.

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