Der Briefwechsel von Jakob Burckhardt und Paul Heyse

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J. F. Lehmann, 1916 - 206 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 27 - Es ist für mich die höchste Zeit, von dem allgemeinen, falschobjectiven Geltenlassen von Allem und Jedem endlich frei und wieder recht intolerant zu werden.
Seite 100 - Was ich Gutes habe, das habe ich doch am ehesten von Kugler, der auch in den vielen Gebieten, wo er nur Dilettant war, die Ahnung aller wesentlichen Interessen hatte und zu wecken verstand. Mein Gott, wie genügsam und wie dünkelhaft sind selbst die meisten großen Specialgelehrten im Vergleich mit ihm!
Seite 128 - Nathgeber, und wäre es auch nur weil ich gar nicht mehr weiß, wie sich Dramatisches auf der Bühne ausnimmt. In kleinen Städten kommt man sehr leicht dahin, daß man entweder gar nicht mehr ins Theater geht, oder nur, wenn Oper ist, dh wenn auch die ärmlichste Aufführung nicht allen Kunstgehalt unkenntlich machen kann.
Seite 198 - Glück, da die Art, wie man ihn erhält, eine wirklich artige ist, nämlich rein durch freundschaftliche oder genossenschaftliche Neigung. Ich selber habe ein paar Unannehmlichkeiten dabei gehabt, indem sozialdemokratische Schimpfblätter mich, als ich mich in irgendeiner Sache mußte vernehmen lassen, sofort einen Ordensjäger und Fürstendiener nannten, obgleich ich auf eine erste Anfrage Heyses, als ich noch im Amte war, die Sache umgehend abgelehnt hatte, ohne ein Wort darüber verlauten zu lassen.
Seite 162 - Hast du nicht gute Gesellschaft gesehn? Es zeigt uns dein Büchlein Fast nur Gaukler und Volk, ja was noch niedriger ist." Gute Gesellschaft hab ich gesehn ; man nennt sie die gute, Wenn sie zum kleinsten Gedicht keine Gelegenheit gibt.
Seite 3 - Iahre in Berlin als ein Kind Deines Hauses gelebt und große Arbeiten von Dir anvertraut erhalten habe, oder weil ich überhaupt den besten Teil meiner Bildung Dir verdanke; am liebsten aber soll diese Widmung Dich erinnern an unsere friedlichen Spaziergänge durch den sommerlichen Flugsand wie durch die Winternässe und den Schnee eurer Umgegend. Ich weiß, daß mir nichts mehr die geistige Mitteilung ersetzen wird, deren ich damals teilhaftig wurde.
Seite 150 - Verfolgt, gealtert, wund vom Mordversuch, Doch schimmernd noch von altem Glanz und Fluch, So tritt er auf in des Satrapen Halle, Er selbst noch einmal ganz, bevor er falle. Und was uns keine alte Schrift vertraut, Lebendig hat's der Dichter angeschaut: Die innre Macht, aus der die Thaten quollen, Dieß Herrscherwesen und dieß Augenrollen.
Seite 27 - Ich habe seit einiger Zeit in meinen Ansichten von der Kunst (en bloc gesprochen) eine langsame ganze Wendung gemacht, wovon viel zu reden sein wird, wenn Du bei mir bist. Ich hätte nicht geglaubt, daß ein so alter, verrotteter Culturhistoriker wie ich, der sich einbildete, alle Standpunkte und Epochen in ihrem Werthe gelten zu lassen, zuletzt noch so einseitig werden könnte, wie ich bin. Es fällt mir aber wie Schuppen von den Augen und ich sage zu mir wie Sanct Remigius zu Chlodwig: incende...
Seite 153 - Wehmüthiges zu sehen wie diese Dichter glaubten, die alten Einrichtungen und Menschen allein seien es welche ihrem und ihres Volkes Glück im Wege ständen. Jetzt weiß man wer eigentlich empor wollte und wirklich empor gelangt ist.
Seite 152 - Deine Lorbeergekrönten von Parini und Alfieri an haben alle ein gar viel anderes Italien erhofft als das, welches gegenwärtig so oder so ausgebeutet auf dem Boden liegt, und auch die echten Garibaldiner haben für ein anderes gekämpft. Es hat etwas ungemein Wehmütiges zu...

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